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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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leid, Dad. Glaub mir, ich würde nichts lieber tun, als hier bei dir zu bleiben.« Was stimmte. Artie vermisste Kynder wirklich und fühlte sich total mies, weil er nicht die Zeit hatte, ihm alles zu erklären. Vor allem das mit Kay. Er zwang sich, Lance anzusehen und sagte: »Los, lass uns gehen.«
    Lance erwiderte: »Sag mir einfach wohin.«
    Artie riss die Haustür auf und lief los, dicht gefolgt von Lance in seinem geübten Soldatenlaufschritt. Sie sprangen in Lance’ Taxi und fuhren los.
    »Rechts in die Waldstraße bis zum Ellsworthring«, sagte Artie.
    »Verstanden. Also, was ist mit Qwon?«
    »Wir glauben, dass sie in Schwierigkeiten ist.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Anderswelt-Schwierigkeiten.« Sie hielten vor einem Stoppschild. »Das ist der Ellsworthring. Hier rechts.«
    »Okay. Was für Zeug habt ihr dort drüben denn so gesehen?«
    »Drachen, Riesenschweine, einen Elf, Säbelzahntiger, Ritter, einen Typen mit dem Körper eines Mannes und dem Kopf eines Wolfs, solches Zeug eben.«
    »Wahnsinn!«
    »Ja, total. Bieg hier links ab. Da wohnt sie – das weiße Haus auf der rechten Seite.«
    Mit quietschenden Reifen hielten sie vor Qwons Zuhause, sprangen aus dem Wagen und rannten über die Einfahrt.
    Zwei jugendliche Skater in engen Jeans und Wollmützen mussten ihretwegen eine Vollbremsung machen. Der eine boxte den anderen auf den Arm und sagte: »Zieh dir mal die beiden Loser rein.«
    Und genau so mussten Artie und Lance für zwei pseudocoole Skater ausgesehen haben. Ihre Waffen waren völlig fehl am Platz und ihre Klamotten eine derart seltsame Mischung aus alt und neu, dass sie wahrscheinlich wie zwei freakige Überbleibsel von einem Mittelalterfest wirkten.
    Artie und Lance liefen zur Haustür und klingelten. Ding-dong . Artie hatte es eilig, wollte aber trotzdem nicht einfach so reinplatzen.
    Lance zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an seine Bogensehne.
    Artie klingelte noch mal.
    Ding-dong .
    Und noch mal.
    Ding-dong .
    »Ich komme!«, rief eine Stimme von drinnen. Die Tür öffnete sich und Qwons Mutter sagte: »Oh, hallo Artie. Qwon ist oben in ihrem … Ach herrje. Was ist das denn alles?«
    Frau Onakea war etwa einen Meter fünfzig groß, ihre schwarzen Haare trug sie zu einem adretten Kurzhaarschnitt frisiert und hatte dazu eine meergrüne Katzenaugenbrille auf.
    Artie trat nervös von einem Fuß auf den anderen und antwortete: »Das? Äh, hm, ja, das ist …«
    »Ma’am, Victor Lance mein Name. Freut mich, Sie kennenzulernen. Artie und ich sind Mitglieder einer Art Mittelalter-Fanklub. Wir gehen zu einem Treffen und wollten Qwon fragen, ob sie nicht vielleicht mitkommen möchte.«
    »Äh, ja, genau«, stammelte Artie. »Das wird ganz schön cool. Die Sachen sind alle nicht echt, Frau Onakea. Alles Plastik.«
    »Verstehe«, sagte Frau Onakea skeptisch.
    »Bitte, Frau Onakea, können wir reinkommen?«, bat Artie. »Wir werden auch nicht lange bleiben, das verspreche ich.«
    »Natürlich, Artie. Kommt rein.« Frau Onakea trat zur Seite und sagte: »Qwonnie ist oben. Klopf aber erst an. Kann ich Ihnen einen Eistee anbieten, Herr Lance?«
    »Sehr gerne, vielen Dank«, sagte Lance und nickte Artie kurz zu.
    Artie nickte zurück. Er sprang die Treppen hoch und hetzte den Flur entlang. Es gab mehrere Türen, aber es war offensichtlich, welche die von Qwons Zimmer war – sie war mit Popstar-Postern zugekleistert.
    Artie holte tief Luft. Dann hob er den Arm und klopfte.
    Nichts.
    Er klopfte wieder.
    Immer noch nichts.
    Er rüttelte am Türknauf, und da die Tür abgeschlossen war, klopfte er noch einmal.
    »Wer ist da?«, fragte Qwon mit leiser, zitternder Stimme.
    »Ich bin’s, Artie. Kannst du die Tür aufmachen?«
    »Artie! Nein! Verschwinde vo…« Ihre Stimme wurde gedämpft, als würde ihr ein Kissen aufs Gesicht gepresst.
    Artie zog Excalibur und zerlegte die Tür in Einzelteile. Was er auf der anderen Seite zu sehen bekam, trug nicht gerade dazu bei, ihn zu beruhigen.
    Qwon stand am hinteren Ende des Raums. Hinter ihr stand eine menschenähnliche Gestalt, die komplett mit weichem hellgrünem Moos bedeckt war. Sie hielt Qwon fest und würgte sie. Und auf einem Büschel Moos auf dem Kopf der Gestalt prangte ein gewundenes Hirschgeweih, das auf der einen Seite rot und auf der anderen Seite blau war.
    Artie sah in Qwons Augen und konnte darin ihre Angst erkennen. Aber er sah auch noch etwas anderes. Als versuchte sie, ihm etwas zu sagen.
    Mit Excalibur im Anschlag betrat

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