Der unsterbliche Highlander
Erscheinung vorstellen.
Sie war nicht sicher, ob sie ihn überhaupt so sehen wollte. Am liebsten wäre ihr, wenn alles immer so weiterginge wie jetzt. Sie wollte keine Veränderung. Alles war perfekt, so wie es war.
Adam mit unbegrenzter Macht könnte furchteinflößend sein. Jeder, der unbegrenzte Macht besaß, konnte furchteinflößend sein. Sogar sie.
Sie weigerte sich , diesen Gedankengang weiterzu verfolgen. Es hatte keinen Sinn, Spekulationen anzustellen, das würde sie nur in den Wahnsinn treiben. So viele Dinge konnten passieren, so vieles konnte schief gehen. Sie musste abwarten und mit dem fertig werden, was auf sie zukam. Möglicherweise konnte Adam sie gar nicht beschützen, und die Königin tötete sie oder lieferte sie den Jägern aus. Dann wären ohnehin alle Überlegungen hinfällig.
Ein ernüchternder Gedanke.
Und ein Grund mehr, den Augenblick zu genießen.
Das tat sie für den Rest des Tages, wälzte sich mit Adam im Bett, lachte mit ihm und hebte ihn leidenschaftlich.
Bis zum Einbruch der Nacht.
Als es dämmerte, nahm er sie wieder in die Arme und kehrte mit ihr zu ihrem Platz auf dem Berg zurück, und sie sahen zu, wie sich der Himmel erst violett, dann schwarz färbte, wie der Mond aufging und die Sterne zu funkeln begannen.
»Ich habe Tausende von Abenddämmerungen und Sonnenaufgänge in den Highlands erlebt«, sagte Adam. »Und ich werde nie müde, mir weitere anzusehen.«
Gabrielle legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den samtenen Sternenhimmel.
Sie dachte darüber nach, wie es sein musste, Tausende von Abenddämmerungen und Sonnenaufgängen zu sehen, unsterblich zu sein und für immer zu leben, und bevor sie es verhindern konnte, platzte sie heraus: »Warum hat Morganna das Lebenselixier nicht genommen?«
Adam wurde stocksteif. Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah ihr lange in die Augen.
Dann küsste er sie, bis ihr der Atem stockte und sie weder an Morganna noch an Unsterblichkeit denken konnte.
Aber diese eine Frage würde wiederkehren und an ihr nagen.
»Ihr beide schummelt!«, schimpfte Dageus.
»Das tun wir nicht«, protestierte Chloe empört.
»O doch«, sagte Adam. »Ich habe genau gesehen, wie Gabrielle ihre Hand so gedreht hat, dass du ihr in die Karten schauen konntest. Nur deshalb gewinnt ihr immer wieder.«
Gabby zog belustigt eine Augenbraue hoch. »Mir scheint, da kann es jemand, der daran gewöhnt ist, unsterblich und allmächtig zu sein, nicht vertragen, dass er bei einem einfachen Kartenspiel verliert.«
Adam schüttelte lächelnd den Kopf. Sie war unbezähmbar. Und sie schummelte tatsächlich - schon seit zwei Stunden. Aber er hatte es ihr durchgehen lassen, bis Dageus darauf hingewiesen hatte. Er fand es ziemlich amüsant, dass sich der Highlander von den glutvollen Blicken, die ihm Chloe zuwarf, davon, dass sie sich aufreizend die Lippen leckte oder strahlend lächelte, so sehr ablenken ließ, dass er bis jetzt nichts gemerkt hatte.
Er brauchte keine solchen Signale von Gabrielle. Ihre Existenz allein beeinträchtigte seine Konzentrationsfähigkeit. Man sollte meinen, dass die letzten Tage sein rastloses Verlangen nach ihr ein wenig gedämpft hätten, aber das war ein Irrtum. Wie es schien, begehrte er sie umso mehr, je öfter er mit ihr schlief.
Er hätte sich mit ihr bis zum Morgen des Lughnassadh in seinem Zimmer vergnügt, hätten Gwen und Chloe nicht irgendwann an die Tür geklopft und ihnen klar gemacht, dass endlich Schluss sein müsse und es höchste Zeit sei, sich wenigstens einen Teil des Tages mit ihren Gastgebern abzugeben. Das war doch sicherlich nicht zu viel verlangt, oder?
Gabrielle errötete bis unter die Haarwurzeln und bestand darauf, der Aufforderung Folge zu leisten. Sie erteilte Adam eine Lektion in gutem Benehmen - eine Lektion, die ihm überhaupt nicht gefiel. Er hasste die Vorstellung, Gabby mit jemandem teilen zu müssen, und sei es auch nur für wenige Stunden.
Doch Gabrielle blieb eisern, und so hatten sie in den letzten Tagen zu sechst Wanderungen durch die Highlands gemacht, abends zusammen gegessen, getrunken und bis in die frühen Morgenstunden Karten oder Schach gespielt. Und Adam bemühte sich nach Kräften, sein Verlangen nur in der Zeit auszuleben, in der der Mond am Himmel stand. Guter Gott, wie sehr er das Morgengrauen hasste!
Seit Morgannas Tod hatte er nicht mehr so vertraut mit Menschen zusammengelebt, und nie hatten ihn Sterbliche so aufrichtig willkommen geheißen wie diese. Abgesehen von den
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