Der unsterbliche Highlander
um ihr mit seinem verführerischen Lächeln zu sagen, dass ihm kein Leid zugestoßen war, und um ihre blödsinnige Unterhaltung, die sie vor dem Zwischenfall geführt hatten, zu beenden.
Dann würde sie ihm sagen, dass sie ihn liebte.
Und dass alles irgendwie gut werden würde. Er hatte also weder ein Herz noch eine Seele. Physiologisch unterschied er sich von ihr, gehörte einer anderen Rasse an. Und sie konnte niemals unsterblich werden.
Ja und?
Sie würde sich das nehmen, was sich Morganna genommen hatte: ein Leben mit ihm. Alles, was sie von ihm bekommen konnte. Sie konnten eine Möglichkeit finden. Vielleicht entsprach ihr künftiges Leben nicht den Fantasien ihrer Teenagerzeit, aber sie wollte sich damit zufrieden geben. Es war besser, als gar nichts von ihm zu haben.
Vierzehn Stunden später wurde ihr allmählich klar, dass sie nicht bis in alle Ewigkeiten mitten auf der Straße hocken konnte. Sie war ganz steif, fror, hatte Hunger und musste dringend auf die Toilette.
Langsam, aber sicher wurde sie verrückt, wenn sie ganz allein in der Dunkelheit saß und sich mit allen möglichen Vorstellungen quälte.
Die Königin hatte Adam sicherlich nicht dem Tod überlassen. Aoibheal war nicht so gefühllos, sie würde niemals einen der Ihren opfern. Bestimmt hatte sie ihn fortgebracht und geheilt, wie sie es versprochen hatte.
Aber all diese Überlegungen konnten sie nicht trösten. Wenn es Adam gut ging, wo war er dann?
Wie konnte er sie einfach auf der Straße sitzen lassen, ohne ihre Ängste zu beschwichtigen? Auch wenn sie noch so sehr gestritten hatten, müsste er ihr doch Bescheid geben!
Es sei denn, es sei denn ...
Oh, dieses verdammte »Es sei denn«!
Es sei denn, er hatte gar nichts für sie übrig.
Es sei denn, sie war nur eine hübsche Abwechslung für ihn gewesen.
Es sei denn, er hatte sie nur als Mittel zum Zweck benutzt.
Nein. Sie weigerte sich, das zu glauben. Genauso wie sie sich weigerte zu glauben, dass er tot war.
»Es geht ihm gut«, flüsterte sie. »Und er wird zurückkommen. Jede Minute.«
Aus den Minuten wurden Tage, dann Wochen.
Gabby bewegte sich wie ein teilnahmsloser Automat.
Als sie nach Hause kam, wünschte sie sich im Grunde nichts anderes, als sich in ihrem Haus zu verbarrikadieren, sich ins Bett zu verkriechen und die Decke über den Kopf zu ziehen. Aber sie hatte noch nie aufgegeben und hasste Menschen, die sich gehen ließen und sich den Schwierigkeiten nicht stellten.
Eine solche Haltung würde sie sich niemals gestatten.
Gleich am Morgen nach ihrer Rückkehr ging sie zur Arbeit in die Kanzlei, als wäre sie nie weggewesen.
Wie vorauszusehen war, hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihren Schreibtisch aufzuräumen. Die Aktenstapel waren noch genauso hoch und unbearbeitet wie zuvor. Es hätte zu viel Zeit beansprucht, Ordnung zu schaffen, und die Referendare bei Little & Staller waren ohnehin schon überarbeitet. Jeder, der dumm genug wäre, den Schreibtisch eines anderen aufzuräumen, würde sich nur noch mehr Fälle aufhalsen.
Nein, ihr Arbeitsplatz wurde nicht angerührt, bis ein Mandant anrief und wissen wollte, warum er nichts von seiner ausstehenden Klage hörte. Bis ein Notfall eintrat und den Kollegen nichts anderes übrigblieb.
Ohne ein Wort zu sagen, betrat Gabby ihr Kabuff, stellte den Becher mit dem doppelten Espresso auf den Schreibtisch, setzte sich und fing an zu arbeiten. Abgestumpft, aber effizient. Sie versagte sich, an etwas anderes als an den Fall zu denken, mit dem sie es gerade zu tun hatte. Sie vergrub sich regelrecht in ihrer Arbeit und widmete sich mit Leib und Seele den harmlosen Menschen, die ihre Hilfe und ihr Fachwissen brauchten.
Und als Jeff Staller mit hochrotem Gesicht hereinkam, sich aufplusterte und voller Zorn wissen wollte, wo sie sich herumgetrieben hatte und ob sie tatsächlich so dumm war zu glauben, sie hätte nach dem unentschuldigten Fehlen überhaupt noch einen Job, sah sie ihn kühl an und erwiderte gelassen: »Haben Sie sich schon einmal meine Erfolgsbilanz angesehen? Sie wollen mich feuern? Prima. Tun Sie es. Sie brauchen nur das eine Wort zu sagen.«
Seit dieser kleinen Auseinandersetzung war ein Monat vergangen, und Staller hatte das Wort immer noch nicht ausgesprochen.
Und Gabby wusste, dass er es nie aussprechen würde.
Sie fühlte sich innerlich tot. Dabei hatte Jay erst neulich eine Bemerkung darüber gemacht, wie »ausgeglichen und konzentriert« sie wirkte. Wie toll sie aussah und dass sie ein neues
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