Der unsterbliche Highlander
Drustan zum tausendsten Mal mit einem Lächeln, das ausdrückte, wie sehr der alte Mann seine Geduld strapazierte, dass er aber dennoch Nachsicht übte. Er war kein Laird, sondern schlicht Mr. MacKeltar. Christopher - Silvans heutzeitiger Nachkomme, der mit seiner Familie in der alten Burg auf MacKeltar-Land lebte - trug diesen Titel. Aber gleichgültig, wie oft er Farley darauf hinwies, der über achtzigjährige Butler, der steif und fest behauptete, er wäre zweiundsechzig und der augenscheinlich nie zuvor als Butler tätig gewesen war, schien wild entschlossen, der Diener eines Lords zu sein. Basta. Und er erlaubte Drustan nicht, diese Ambitionen zunichte zu machen.
Wenn Gwen nicht wäre, hätte Drustan vermutlich strenger darauf gedrängt, korrekt angesprochen zu werden, aber Gwen war ganz vernarrt in Ian Llewe lyn McFarley, dem seit seiner Ankunft im Schloss so viele andere McFarleys in die Dienste der MacKeltar gefolgt waren, dass Drustan nicht mehr sicher war, ob er im Schloss MacKeltar oder im Schloss MacFarley wohnte.
Jedenfalls, dachte Drustan sarkastisch, sind Uns die MacFarleys zahlenmäßig weit überlegen. Zuletzt hatte er vierzehn Kinder und Schwiegerkinder des Butlers, siebzehn Enkel und zwölf Urenkel gezählt. Die McFarleys waren eine fruchtbare Familie und vermehrten sich wie die Clans in grauer Vorzeit. Drustan konnte es kaum erwarten, mit ihnen gleichzuziehen. An den Versuchen hatte er jedenfalls seinen Spaß, dachte er mit einem besitzergreifenden Blick auf seine kleine, sinnliche Frau.
»Ja, Mylord MacKeltar.«
Drustan verdrehte die Augen, und Gwen kicherte in ihre Serviette.
»Ich versuche, Ihnen zu sagen, Mylord, dass eine Besucherin in der Halle wartet, und sie wirkt - auch wenn mir eine solche Bemerkung vielleicht nicht zusteht - äußerst ...« - ein Schniefen - »unschicklich. Ganz und gar nicht wie die junge Miss Chloe.« Er lächelte breit. »Oder wie unsere wunderbare Lady Gwen. Offen gestanden, sie erinnert mich eher an den da« - er deutete mit dem Kinn auf Dageus -, »als er zum ersten Mal hier auftauchte. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, und zwar ganz und gar nicht.«
Drustan sank das Herz. Frieden und Ruhe standen auf der Tagesordnung. Nichts anderes. Er sah seine Frau fragend an.
Gwen zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden eingeladen, Drustan. Du, Chloe?«
»Nein«, antwortete Chloe. »Was stimmt denn nicht mit ihr, Farley?«, fragte sie neugierig.
Wieder ein aufgebrachtes Schnauben, ein ausgiebiges Räuspern; dann erklärte der Butler missmutig: »Sie ist hübsch, das schon, allerdings nur, wenn man sie sehen kann, aber ...« Er brach mit einem bekümmerten Seufzer ab und räusperte sich, ehe er fortfuhr: »Wie es scheint hat sie, äh ... ein Problem mit ihrer Konsistenz.«
»Was?« Gwen runzelte die Stirn. »Ein Problem mit ihrer Konsistenz? Was soll das heißen, Farley?«
Drustan holte tief Luft und atmete langsam aus. Diese Sache gefiel ihm überhaupt nicht. Ein Problem mit der Konsistenz, das bedeutete für die Schlossbewohner nichts Gutes.
»Genau das, was ich sage. Sie hat Probleme mit ihrer Konsistenz«, wiederholte Farley. Offensichtlich widerstrebte es ihm, eine ausführlichere Beschreibung von dem unerwarteten Gast zu geben.
»Liebe Güte.« Gwen stöhnte matt. »Sie meinen, sie ist einmal da, dann wieder nicht? Als ob sie unsichtbar wäre?«
»Das haben Sie nicht aus meinem Mund gehört«, gab Farley steif zurück. »So etwas würde nur jemand behaupten, der verwirrt ist.«
»Und sie fragt nach mir ?«, erkundigte sich Drustan gereizt. Wie konnte das sein? Die einzigen Menschen, die wussten, dass er im einundzwanzigsten Jahrhundert lebte, waren die, die er durch Gwen kennen gelernt hatte und die auf dem Anwesen der MacKeltar lebten. Ganz bestimmt hatte er nie die Bekanntschaft einer Person gemacht, die Konsistenz-Probleme hatte. So jemanden würde er ganz bestimmt meiden wie die Pest. Er hatte für mindestens zwölf Leben genug von Magie und Verzauberungen.
»Nein, sie hat sich nach dem da erkundigt.« Farley deutete wieder mit dem Kopf auf Dageus.
»Nach mir?« Dageus erschrak, sah Chloe an und zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung, wer das ist, Mädchen.«
Drustan seufzte tief und erhob sich. So viel zum Frieden und zur Ruhe und den einfachen Freuden. Es war töricht, darauf zu hoffen, dass das Leben eines Keltar-Druiden jemals normal verlief. Das war anscheinend in keinem Jahrhundert möglich. »Mir
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