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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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durch die Menge betrunkener Männer und stieg die Treppe zu seinem Schlafraum hinauf. Oben angekommen spürte er, dass jemand in der Dunkelheit des Flures wartete. Seine Augen verengten sich und für einen Augenblick waren all seine Muskeln zum Zerreißen gespannt, dann aber erkannte er, wer dort auf ihn wartete.
    »Mela! Was tust du hier?«, fragte er mit leiser, fast flüsternder Stimme in die Dunkelheit hinein.
    »Ich … ich wollte dich warnen!«, flüsterte sie und löste sich zögernd von der Wand. Langsam wurden ihre Konturen sichtbar.
    »Warnen? Wovor?« Das Erstaunen war seiner Stimme anzuhören.
    »Es waren Männer hier«, antwortete Mela und trat ganz aus dem Dunkel hervor. »Sie haben gefragt, ob in letzter Zeit Fremde gekommen wären. Fremde wie du.«
    Er verzog die Lippen zu einem unsichtbaren Lächeln. »Und was hat dein Herr Frerin gesagt?«
    Mela zögerte, als fiele ihr die Antwort schwer, doch dann berichtete sie, dass Frerin den Männern von ihm erzählt hatte, er jedoch nicht da gewesen war.
    Er lächelte erneut, doch es lag keine Wärme darin. »Wer waren die Männer? Priester?«
    »Nein«, schüttelte sie den Kopf. »Es waren Wächter. Ich habe mich etwas umgehört und in Erfahrung gebracht, dass sie überall in Boram nach Fremden suchen. Man sagt, der Hohepriester begehrt nach ihnen.«
    »Der Hohepriester!« Seine Stimme hatte einen harten Tonfall angenommen, als würde alle Verachtung der Welt aus ihm sprechen. Offenbar war Thuraan misstrauisch geworden und hatte seine Häscher nach ihm ausgesandt. Nun, das war nur eine Frage der Zeit gewesen und überraschte ihn nicht wirklich. Sein Blick wandte sich Mela zu.
    »Ich danke für deine Warnung, Mela! Das hättest du nicht tun müssen, denn damit bringst du dich selber in Gefahr.«
    Sie neigte leicht den Kopf und schaute zu ihm auf, doch er sagte nichts weiter und öffnete stattdessen die Tür zu seinem Zimmer.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte sie rasch und mit zitternder Stimme. »Bist du etwa der Fremde, den sie suchen? Und warum tun sie das?«
    Er hielt inne und überlegte kurz, dann antwortete er mit einer Stimme, die gleichgültiger kaum sein konnte: »Ich werde jetzt schlafen, heute Nacht werden sie wohl kaum zurückkehren.«
    Er strich sich mit den Händen durch die Haare. »Mache dir keine Sorgen um mich, Mela. Wenn wirklich ich es bin, den sie suchen, werden sie schon bald bereuen, mich gefunden zu haben.«
    »Du musst vorsichtig sein!«, schoss es aus Mela heraus und ihre Wangen röteten sich, wie sie es meistens in seiner Gegenwart taten. Stumm dankte sie der Dunkelheit dafür, dass er es nicht sehen konnte. »Ich will nicht, dass dir etwas zustößt!«
    Er lächelte und für einen Augenblick war sein Gesicht voller Sanftheit. »Ich danke dir dafür, dass du dir Sorgen machst, Mela. Aber das solltest du nicht tun, denn es kann dir nichts anderes als Unheil einbringen. Ich bin niemand, in dessen Nähe du dich aufhalten solltest.«
    Für einen Moment schien es, als wollte er noch mehr sagen, doch dann ging er in sein Zimmer und ließ die Tür hinter sich zufallen. Mela stand noch einige Augenblicke in der Dunkelheit, überrascht und auch ein wenig enttäuscht über seine Reaktion, dann aber verließ auch sie den Gang und verschwand nach unten. Seine Worte klangen in ihrem Verstand nach wie das Echo einer Prophezeiung. So verrückt sie auch geklungen hatten – aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm und ein Gefühl nahenden Unheils breite sich in ihr aus.
    Es wäre ein Leichtes, den Fremden einfach nur für überheblich zu halten, aber sie wusste, dass das nicht der Fall war, dass seine Kälte und Härte nicht gespielt waren. Sie wusste es einfach, und das machte ihr mehr Angst, als sie sich eingestehen wollte.
     
    ***
     
    Linan hörte, wie ihr Vater in seinem Zimmer ruhelos auf und ab ging. Nachdem der Fremde ihn verlassen hatte, war er selber ebenfalls ohne Erklärungen aufgebrochen und hatte fast fluchtartig das Haus verlassen. Linan hatte auf ihn gewartet, weil sie auf eine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten gehofft hatte. Doch es schüttelte sie noch jetzt, wenn sie an den Blick in den Augen ihres Vaters zurückdachte. Er war seltsam kalt gewesen, fast wie von einem Toten, und doch lag ein Hauch von Mitgefühl darin. Er hatte nicht mit ihr gesprochen, war direkt in sein Zimmer gegangen, offenbar um allein zu sein.
    Sie schüttelte den Kopf, verärgert über sich selbst und diese Gedanken, die doch zu nichts führten.

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