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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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erzählen werde, wirst du mich hassen, Linan. Und vielleicht noch mehr als das.«
    »Hassen?« Sie starrte ihren Vater verständnislos an. »Nichts, was du jemals sagen wirst, könnte mich dazu bringen, dich zu hassen! Du bist mein Vater!«
    Czenon lächelte, doch es war ein gequältes Lächeln. »Deine Worte erfreuen mich - und doch wirst du es.«
    Er schloss für einen Augenblick die Augen, als wollte er Kraft finden für das, was er als nächstes sagen würde.
    »Du musst wissen, Linan, dass ich nicht der bin, der ich zu sein scheine. Ich besitze einige Kenntnisse, die du vielleicht nicht für möglich halten würdest. Kenntnisse, die ich unendlich gerne vergessen würde.«
    Jetzt starrte Linan ihn vollkommen verwirrt an. Was meinte ihr Vater damit, dass er nicht der war, der er zu sein schien? Führte er etwa ein Doppelleben? Und von welchen Kenntnissen sprach er?
    Doch bevor sie fragen konnte, kam Czenon ihr zuvor: »Es stimmt nicht ganz, was ich gesagt habe, Linan. Heute bin ich in der Tat der, der ich bin. Ein einfacher Kaufmann in Boram. Doch ich war nicht immer ein Kaufmann. Und ich war auch nicht immer in Boram.«
    Linan wusste nicht, was sie sagen sollte. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf, aber ihr Mund war wie tot, unfähig, ein einziges Wort heraus zu bringen. Ihre Welt begann zu wanken, ausgelöst durch die Worte ihres Vaters.
    »Ich bin nach Boram gegangen, weil es der Ort ist, der am weitesten im Osten des Reiches liegt; weit weg von der Hauptstadt.«
    »Das klingt, als wärst du … hierher geflüchtet?« Linan hing an seinen Lippen, das ungute Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich zusehends.
    Wieder lächelte ihr Vater gequält. »Geflüchtet – das ist das richtige Wort. Und doch war diese Flucht nur teilweise erfolgreich, wie ich jetzt erfahren musste.«
    Traurig schaute er Linan an. »Bevor ich nach Boram kam«, fuhr er mit stockender Stimme fort, »damals, als deine Mutter noch lebte … war ich einer der Pelendariis. «
    Er verstummte, als das Unaussprechliche seine Lippen verlassen hatte. Das Wort hing zwischen ihm und Linan wie ein böser Fluch, der den Raum vergiftete.
    »Du ... du warst einer der Pelendariis ?« Linan starrte ihren Vater voller Entsetzen an, der Unglauben stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Doch Czenons Gesicht blieb hart als er nickte. »Ja«, flüsterte er mit müder, erschöpfter Stimme. »Ich war ein Pelendar . Und ich bin nach Boram geflüchtet, um nicht auch wie all die anderen getötet zu werden.«
    Linan stützte sich gegen die Wand, bemüht, ihre Fassung wieder zu gewinnen, doch das Geständnis ihres Vaters hatte sie zutiefst getroffen.
    »Das ... das ist nicht möglich!«, stammelte sie verzweifelt. »Sag mir sofort, dass das nicht möglich ist! Das kann einfach nicht wahr sein! Nicht du! Nicht du!«
    Doch ihr Vater zerstörte die winzige Hoffnung in ihrem Herzen mit seinen nächsten Worten: »Es tut mir Leid, Linan, so unendlich Leid!«
    Linan wandte sich ab und verließ fluchtartig das Zimmer ihres Vaters, der ihr nicht folgte. Czenon blieb mit geschlossenen Augen zurück und fühlte den entsetzlichen Stich, der durch sein Herz ging. Der alte, längst vergessen geglaubte Schmerz war plötzlich wieder da, schlimmer als jemals zuvor.
    »Du alter Narr!«, sagte er zu sich selber. »Du alter, von den Göttern verfluchter Narr!«
    Seine Gedanken kehrten zurück zu dem, was er zuvor von dem Fremden erfahren hatte.
     
    »Ich ... ich kann es nicht glauben, dich lebendig hier vor mir zu sehen! «
    Seine Stimme zitterte und voller Schwäche ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Der Anblick seines Gegenübers ließ ihm kaum Luft zum Atmen.
    »Umso mehr freue ich mich, dich in Boram gefunden zu haben, Czenon! Es war nicht leicht hierher zu kommen, das kann ich dir versichern. «
    Der Blick des Fremden, dachte Czenon, war schwer zu deuten, es lag Vertrautheit darin, aber auch etwas unbeschreiblich Hartes und Kaltes. Etwas, das früher nicht darin gewesen war. War es vielleicht die Farbe seiner Augen?
    »Aber wie ist das möglich? Wie konntest du entkommen? Der Pardraach… «
    Der Fremde versteinerte, doch er antwortete nicht. Czenon spürte, dass die Antwort auf seine Frage entsetzlich sein musste. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Gegenüber viel jünger war als er selber.
    »Du scheinst nicht gealtert zu sein“, brachte er mühevoll heraus. »Wie kann das sein?«
    »Vielleicht nicht äußerlich, Czenon, aber innerlich bin ich Äonen alt. Viel älter, als du

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