Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
es dir vorstellen kannst.« Er verstummte und ein trauriges Lächeln legte sich über sein Gesicht. »Der Pardraach kennt keine Zeit – und damit auch kein Altern. Er ist Ewigkeit, pure Ewigkeit. Einer seiner wenigen Vorzüge ...«
Czenon nickte zögerlich. »Deine Augen - was ist geschehen? Diese Schwärze ...«
Der Fremde macht eine abschätzige Geste. »Das ist nicht wichtig. Eine Erinnerung an das, was mir widerfahren ist.«
»Aber weshalb bist du gekommen? Ausgerechnet zu mir? «
Der Fremde lächelte und schaute sich im Raum um; kurz blieb sein Blick an den Büchern hängen, die Czenon im Laufe seines Lebens angehäuft hatte. Offenbar hatte er selber lange Zeit keines mehr in den Händen gehalten.
»Die anderen sind alle tot. Gejagt und vernichtet von den Göttern « , antwortete er nach einer Weile. »Nur noch du und ich sind übrig. Und du«, er zeigte mit der ausgestreckten rechten Hand auf ihn, »wirst mir helfen! Du hast etwas, das ich benötige. Du weißt, wovon ich spreche. «
Czenons Gedanken überschlugen sich. Noch immer war er erschüttert von dem plötzlichen Auftreten des tot Geglaubten, jetzt wollte er auch noch das haben, was er ihm als Einziges niemals geben würde. Niemals geben konnte.
»Was macht dich so sicher, dass es noch in meinem Besitz ist? « , fragte er, um Zeit zu gewinnen.
Der Fremde blieb ungerührt: »Ich weiß es, und das genügt. Was hättest du auch damit tun sollen. Du brauchst keine Spiele mit mir zu spielen, alter Mann. Das hast du damals getan und mich damit den Göttern und dem Pardraach ausgeliefert. «
»Das ist nicht wahr! Ich konnte dir das Beryllyion nicht geben, das konnte ich einfach nicht!«
»Spare dir deine Worte von damals, ich habe sie nicht vergessen. In all der langen Zeit im Pardraach haben sie sich in mein Gedächtnis gebrannt.«
»Aber selbst wenn ich es dir geben würde – was im Namen der Götter hast du damit vor? Jetzt, nach so langer Zeit. All die anderen sind tot, du hast es selbst gesagt. «
Das Gesicht des Fremden verspannte sich, als Czenon die Götter erwähnte, doch rasch hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Das, was ich damals tun wollte – die Götter, wie du sie nennst, vernichten! Ihre Existenz endlich beenden und damit meiner Bestimmung folgen. «
Es schien, als würde sich der Raum verdunkeln, als würde schlagartig alle Wärme aus ihm verschwinden. Czenon hatte insgeheim mit dieser Antwort gerechnet, dennoch verschlug es ihm den Atem, denn ein Blick in die Augen des Fremden bewies ihm, dass dieser das Undenkbare in vollkommenen Ernst ausgesprochen hatte. Fast als wäre es eine Nebensächlichkeit. Langsam schüttelte er den Kopf.
»Ich kann dir das Beryllyion nicht das geben. Du bist nicht mächtig genug, seine Kräfte zu kontrollieren. Das warst du damals nicht, und das bist du heute auch nicht. Die Gefahr, die du damit zwangsläufig heraufbeschwören würdest, ist einfach viel zu groß! «
Der Fremde machte eine wegwerfende Geste. »Es hat sich vieles verändert seit damals, alter Weggefährte. «
Czenon zuckte bei dieser Bezeichnung zusammen, doch der Fremde schien es nicht zu merken. »Nenne mich nicht Weggefährte! Dies ist lange vorbei und es ist nichts, auf das ich stolz bin. Lange war ich auf der Flucht, lange musste ich im Verborgenen leben, und jetzt bin ich hier in Boram, dem schlimmsten Ort im ganzen Reich. Ich habe eine Tochter und werde nichts tun, das sie in Gefahr bringen kann!«
Die Augen des Fremden verengten sich. »Sprich nicht zu mir über ein Leben im Verborgenen! Nichts, was du dir in deinen Träumen ausmalen kannst, kommt dem Pardraach auch nur annähernd gleich.«
Er machte eine wütende Geste mit der Hand. »Ich bin nicht mehr der, den du damals kanntest. Die Zeit meiner Gefangenschaft hat mich mehr verändert, als du dir vorstellen kannst. Ich habe im Pardraach Dinge gesehen und erfahren, die dir vollkommen unvorstellbar erscheinen würden. Ich bin nicht mehr so schwach, wie ich es damals vielleicht war. «
Die Augen des Fremden glühten und Czenon spürte die nur mühsam unterdrückte Macht, die sich in ihnen verbarg. Dennoch schüttelte er entschieden den Kopf.
»Niemand kann die Götter besiegen, auch du nicht! «
»Es sind keine Götter, das weißt du selber am besten! « , antwortete der Fremde heftig und seine Augen blitzten. »Aber ich will nicht mit dir streiten, Czenon. Ich verstehe deine Angst, jedoch sie ist grundlos. «
Er verstummte für einige Augenblicke, dann fügte er
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