Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
bei jemandem wie ihm.
»Die Frauen denken, dass du vielleicht von den Alten Göttern geschickt wurdest.«
Sie wusste selber nicht, woher sie den Mut nahm, ihn so direkt darauf anzusprechen, aber das war etwas, was sie auch beschäftigte.
»Weil du offenbar magische Fähigkeiten hast und gegen die Neuen Götter zu kämpfen scheinst. Das ist jedenfalls ihre Vermutung.«
Eneas warf ihr einen scharfen Blick zu und für einen Augenblick blitzten seine Augen ärgerlich auf. »Die Alten Götter sind fort, vertrieben von den Neuen Göttern. Die Menschen haben sie längst vergessen.«
Mela bemerkte, dass er nicht gesagt hatte, dass sie vernichtet waren. Aus irgendeinem Grund schien ihr dieser Unterschied wichtig zu sein.
»Das ist keine Antwort.«
Eneas lächelte. »Nein, das ist es nicht.«
Sein Blick streifte Mela. »Würde es dich erschrecken, wenn es so wäre? Wenn sie mich geschickt hätten, als Werkzeug ihrer Rache?«
Mela wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Würde es sie erschrecken? Sie hatte gesehen, wozu er fähig war, hatte die seltsamen Zeichen miterlebt, die seine Hand in Boram in die Luft gemalt und mit denen er die Wächter angegriffen hatte.
Eneas deutete ihr Schweigen: »Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen, Mela. Die Wahrheit ist nicht immer das, was wir hören wollen.«
»Es würde mich nicht erschrecken!«, entgegnete Mela und ihre Stimme war fest. »Auch wenn ich nicht verstehe, was hier vorgeht. Aber ich weiß, dass du nicht böse bist – gleich was die anderen auch erzählen mögen.«
Eneas warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, aus dem alles und nichts zu sprechen schien.
»Du wirst sicher nach Ternam kommen, Mela, das verspreche ich dir!«
***
Es dauerte lange, bis sie wieder wusste wer sie war. Aus der Dunkelheit der Erinnerungen hatte ihr Name sich herausgeschält, wie ein Schatten, der langsam Gestalt annahm. Linan, ihr Name war Linan.
Daran erinnerte sie sich, aber nicht an viel mehr. Undeutlich schossen Bilder durch ihren Kopf; Bilder, die von Kampf und Tod erzählten, von Trauer und Schmerz. Und die sie verstörten.
Ihre Hände umklammerten ein kleines Amulett, von dem ein fahles Licht ausging, das ihr zumindest etwas Helligkeit und Wärme bescherte. Sonst war alles düster und kalt.
Sie fragte sich, wo sie sich befand und wie sie hierher gekommen war. Da war ein Stoß gewesen, ein Fallen, das scheinbar ewig gedauert hatte. Schreie hatten ihren Sturz begleitet und tönten noch immer in ihren Ohren. Und da war ein Licht gewesen; ein Licht, das sie geblendet und beinahe verbrannt hatte. Sie schüttelte sich, um die Erinnerungen loszuwerden, und schließlich wurde es besser.
Sie tastete mit den Fingern die nähere Umgebung ab, allerdings fand sie keine Anhaltspunkte dafür, wo sie sich aufhielt. Es schien jedoch ein Gang zu sein, der leicht abschüssig verlief. Hinter ihr war eine glatte Wand, die keinerlei Struktur hatte, jedenfalls konnte sie nichts dergleichen erfühlen.
Wie war sie also hergekommen? Sie suchte nach einer Tür oder irgendeiner Öffnung, aber vergebens. Es gab nichts was darauf hindeutete, was genau sie hierher verschlagen hatte.
Das Amulett vorstreckend beschloss sie, dem Gang zu folgen, denn alles war besser als hier stehen zu bleiben und nichts zu tun. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, aber der Boden war fest und griffig und das geringe Licht ihres Amuletts genügte, um zumindest ein paar Schritte weit sehen zu können.
Was sie zunehmend verunsicherte war der Umstand, dass alles rings um sie irgendwie verschwommen schien, als wäre es im Fluss. Doch immer, wenn sie nach der Wand griff und sie abtastete, war diese fest und wirkte wie eine ganz normale Wand.
Vor ihr machte der Gang einen Knick und öffnete sich in eine Art gigantische Halle; jedenfalls vermochte sie nicht, Wände oder Decke auszumachen. Seltsamerweise war es hier heller als in dem Gang, aus dem sie gekommen war. Zwar leuchtete kein direkt erkennbares Licht, dennoch herrschte eine Art diffuse Helligkeit.
Langsam ging sie ein paar Schritte weiter nach oben, bis sie eine Art Plateau erreichte. Auch hier war der Boden hart und glatt und wieder schien alles auf seltsame Weise verschwommen zu sein, als wankte das ganze Plateau Aber das täuschte, denn der Boden war fest und sicher. Trotz des diffusen Lichts gelang es ihr nicht, irgendetwas zu erkennen. Das Plateau schien sich ewig auszudehnen, aber sicher konnte sie sich nicht sein.
Plötzlich
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