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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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ihren eigenen Schöpfer im wahrsten Sinne des Wortes formten, das Furchterregendste waren, das man sich vorstellen konnte.
    Sie folgten ihrer früheren Route durch einige leer stehende Räume, bis sie wieder in die Kammer gelangten, in der ein Mecha-Dämon mit dem Rücken zu einer Wand voller Panels und Monitore auf dem Boden hockte. Er zuckte und klapperte wie bei ihrer ersten Begegnung. Vee ließ Armdran in eine ähnliche Sitzhaltung zu Boden gleiten, mit dem Rücken zur Mauer. Dann hastete sie dorthin, wo der Roboter durch ein gummiummanteltes Kabel mit einer Anschlussbuchse verbunden war. Sie zog es heraus und es schnappte wieder in das mechanische Gehäuse des Dämons zurück. Er sackte nach vorne auf die Beine wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten worden waren, und fand nach unvorstellbar langer Zeit endlich zur Ruhe.
    Vee stellte Jay auf dem Boden ab und sah, dass sein Auge immer noch nach oben verdreht war, seine Lippen sich jedoch nicht mehr bewegten. »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte noch nicht.« Sie bekam das Ende seines Interfaces zu fassen, zog es heraus und steckte es in die Dose an der Wand.
    Der Monitor direkt über dem Bedienfeld leuchtete schwach und zeigte grauen Schnee, durch den sich gelegentlich knisternde schwarze Streifen zogen. Als sie das Gewehr an die Buchse anschloss, erhob sich ein lautes Zischen und das Bild rollte mehrmals von oben nach unten über den Bildschirm wie ein schlecht abgestimmter Fernsehkanal. Doch dann kehrte das leise rauschende, matt schimmernde Feld aus grauem Schnee zurück, ein Sandsturm hinter einer dicken schützenden Fensterscheibe.
    »Es tut mir leid, Jay«, sagte Vee und schaute ihn traurig an. »Es tut mir leid, dass ich dich dort jemals herausgeholt habe.« Sie kämpfte mit den Tränen, als sie den geschwärzten Knochen mit den Fingerspitzen berührte.
    Ein paar Meter entfernt war es Armdran gelungen, aus eigener Kraft aufzustehen. Seine Wunden verheilten langsam, aber er war immer noch nicht mehr als ein verbrannter Schatten seiner selbst. Er riss sich die letzten Fetzen seiner Kleidung vom Leib und ließ sie auf die Erde fallen wie eine Zikade, die sich aus der eigenen Haut schälte. Vee ging zu ihm und stützte ihn. Armdran schien über ihre Schulter hinweg etwas zu beobachten. »Vee«, krächzte er.
    »Was?« Sie sah dorthin zurück, wo Jay unter dem rauschenden Monitor vor der Wand lag.
    Der Bildschirm verströmte ein rotes Leuchten und die Farbe des Schnees hatte von Grau zu Purpur gewechselt. Armdran lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und sie trat näher an den Monitor heran.
    Eine kaum sichtbare Gestalt bewegte sich hinter dem roten Meer aus Pixelschnee. Tatsächlich bewegte sie sich durch dieses Meer. Fließend, geschmeidig und schneeweiß. Ein Delfin, der sich in das Rauschen hineinstürzte und bald außer Sichtweite geriet.
    Vee lächelte und hielt ihre Tränen, diesmal vor Erleichterung, nicht länger zurück. Das Bild rollte wieder nach unten weg und der graue Schnee kehrte zurück, aber sie wusste, dass Jay in seinen persönlichen Himmel aufgestiegen war. Sie erinnerte sich wieder an den Song von David Bowie, und sie sang leise: »We can beat them. For ever and ever.« Ja, sie würden es schaffen, sie zu besiegen.

47. Das Schlüsselloch
    S ie durchkämmten die noch stärker verwüsteten Bereiche von Ebene 186 und fanden schließlich eine andere Möglichkeit, ihren Aufstieg im Konstrukt fortzusetzen. Während er sich erholte, ging Armdrans körperliches Unbehagen in ein Unbehagen über seinen Mangel an Kleidung über und Vee zog ihn damit auf. Einmal, als er vor ihr eine Leiter zwischen dem 192. und dem 193. Abschnitt hinaufstieg, kniff sie ihm in den Hintern und verkündete vorwurfsvoll, er klettere zu langsam.
    Alles oberhalb von Ebene 194 schien durch das einstürzende Dach zerschmettert worden zu sein, weshalb sie nicht länger Treppen oder Leitern benutzen konnten, sondern wie Ameisen durch den Schutt kriechen und sich durch zufällig entstandene Tunnel quetschen mussten; durch jeden klaustrophobisch engen Durchgang, den sie finden konnten. Dabei wussten sie nicht einmal, dass sie sich von den Überresten einer Ebene zur nächsten bewegten, wenn sie nicht gerade das Glück hatten, auf eine zerbrochene Steinplatte zu stoßen, die mit der Zahl 195 gekennzeichnet war, oder auf ein Mauerfragment mit der Nummer 196.
    Sie wagten sich in Spalten und Schründe vor, die so eng waren, und über aufgetürmtes Geröll, das so instabil

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