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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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sichtbar, obwohl es noch vor wenigen Minuten in der Lage gewesen sein musste, seine Umgebung zu sehen. Sie wusste, dass er es gewesen war, der »Hey!« gerufen hatte, um Tim abzulenken, bevor er das Säuregewehr gegen sie einsetzen konnte.
    In der runden Aushöhlung bewegten sich auch Jays Lippen lautlos. Sie waren aufgesprungen und pellten sich ab, sogar die dahinterliegenden Zähne glänzten schwarz.
    »Nein«, sagte Vee, »oh nein … komm schon, Jay. Komm schon.« Schließlich hob sie ihn auf – er war nicht zu heiß zum Anfassen – und rannte an die Stelle zurück, wo Armdran lag. Er hob einen Arm, als ob er in der Luft nach ihr tastete.
    Unterdessen hielt Roper den Vormarsch des Golems mit kurzen Feuerstößen aus seinem Flammenwerfer auf, während er Phelps in Richtung der Tür zerrte, in der er aufgetaucht war, kurz bevor er Armdran röstete. Der amorphe Körper der Kreatur knisterte wie ein Marshmallow, wo die Flammen ihn berührten, doch das Fleisch stülpte sich ein, um den Schaden zu kompensieren, die flackernde Glut zu löschen und die zerstörten durch frische Zellen zu ersetzen. Roper schien mit seiner Attacke ihren Zorn zu schüren. Die Augen schienen größer, die Münder breiter und das Brüllen noch lauter zu sein. Und doch gelang es Vee irgendwie über all dem Lärm die Stimme ihres Vaters zu verstehen, die so geübt darin war, ihre Zuhörer anzusprechen, sowohl körperlich als auch virtuell.
    Pastor Karl Phelps bellte: »Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde du hast mein Haupt mit Öl gesalbt mein Becher fließt über nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens und ich kehre zurück ins Haus des Herrn lebenslang Amen Amen Amen Amen Amen Scheiße Scheiße neeein Satan! Luzifer! Beelzebub! Widersacher!«
    Vee tauchte mit dem Kopf unter Armdrans Arm hindurch und zog ihn auf die Füße, indem sie sich aufrichtete. Er dankte es ihr mit einem lang gezogenen Schmerzenslaut. »Los, los, komm jetzt!«, befahl sie ihm. »Beweg deine Beine mit mir zusammen!«
    Er schlurfte neben ihr her, von ihr abgestützt, und krächzte nahe an ihrem Ohr: »Nicht hier lang.« Sie hatte die entgegengesetzte Richtung wie Roper und Phelps eingeschlagen – auf die Tür zu, durch die sie diese Halle betreten hatten. Sie lag weiter entfernt und bedeutete zudem einen Rückschritt für ihre Mission.
    »Ich habe es ihm versprochen«, erwiderte Vee. »Ich habe es ihm versprochen.«
    Sie drängte Armdran eine trabende Gangart auf und hob ihn mit jedem neuen Schritt fast hoch. Als sie sich weit genug von dem Spektakel hinter ihr zurückgezogen hatte, hielt sie lange genug inne, um einen Blick zurückzuwerfen. Sie sah gerade noch, wie Ropers Flammenwerfer der Brennstoff ausging und ihr Vater zusammenhanglos brabbelte – sie erkannte, dass er wieder in fremden Zungen redete. Die zwei Männer wurden von der tobenden Masse eingehüllt und verschlungen, als diese über sie hinwegwalzte.
    Vee schaute nicht mehr zurück. Ehe das Monster seine unzähligen Augen in ihre Richtung drehen und sie als Nächstes verfolgen konnte, preschte sie in verzweifeltem Tempo voran, wobei sie einen Arm um Armdran geschlungen hatte und Jay in der freien Hand hielt. Der Golem setzte sein Geheul fort, schien nicht recht zu wissen, ob er sie oder etwas anderes anheulte. Ob er angesichts seines eigenen Zustands oder angesichts der menschlichen Natur so wütend war … angesichts der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft. Sie überließ ihn seinem Klagelied und stürzte sich durch den Torbogen.

46. Die Helden
    V ee schloss die Luke hinter sich, die prompt zuschnappte, sich jedoch nicht verriegeln ließ. Die schrecklichen Schreie und der grässliche Gestank wurden trotzdem gedämpft. Sie hoffte, dass die Kreatur die Luke nicht gewaltsam aufdrücken und ihren Körper in die anderen Räume – und damit den Rest des Konstrukts – quetschen würde. Außerdem regte sich in ihr die Hoffnung, dass ihr Vater und seine Männer nun, wo sie sozusagen ihrem Schöpfer begegnet waren, so gründlich von dem beweglichen Zellenmeer verdaut worden waren, dass sich ihre Körper niemals wiederherstellen ließen. Und sie hoffte, dass dabei die Zellen nicht irgendwie programmiert wurden, wie es der Grundstoff getan hatte. Dass sie der blinden Wut des Zellhaufens nicht ihre eigene Verderbtheit hinzufügten. Die Menschen hatten Gott schon immer im übertragenen Sinn nach ihrem Ebenbild erschaffen, doch Vee fand, dass Menschen, die

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