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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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war, dass sie es ohne die Gewissheit, unsterblich zu sein, gar nicht erst versucht hätten. Mehrmals mussten sie zurückkrabbeln und sich einen anderen Zugang suchen, weil sie auf eine unpassierbare Sackgasse gestoßen waren. Natürlich passierte das mit Vorliebe dann, wenn sie seit Stunden ungehindert vorankamen. Häufig wollten sie ihren Versuch, die nächste Ebene zu erreichen, nach vielen Strapazen und Enttäuschungen dann fast schon aufgeben und nach Freetown zurückkehren, bis sie doch wieder einen schräg aufwärts führenden Spalt zwischen den Trümmern fanden, durch den sie sich hindurchwinden konnten.
    In dem, was vermutlich mit den zusammengepressten Ruinen des 197. oder 198. Stockwerks gleichzusetzen war, schoss nahe bei Vee eine Hand aus den Trümmern heraus. Die Fingerspitzen streiften ihre Wange. Sie zuckte zurück und hob die 9-Millimeter-Pistole, die sie beim Kriechen in einer Hand gehalten hatte. Ein Gesicht, das in einem Winkel zwischen zwei Platten zusammengequetscht war, starrte ihr entgegen. Auch der Mund war gestaucht, sodass die Worte der Person nur undeutlich zu verstehen waren.
    »Holt mich hier raus … bitte … bitte … bin schon so lange hier … bitte …«
    »Armdran«, raunte Vee hilflos.
    Er kroch neben sie, um besser zu sehen. »Wir können ihn nicht selbst ausgraben … aber vielleicht, wenn wir irgendwann die Roboter herschaffen. Aber selbst dann wird das ein Haufen Arbeit.«
    »Tut mir leid«, verkündete Vee dem Gesicht in den Schatten. »Wir kommen später wieder. Wir werden noch einmal zurückkommen.«
    »Nein, werdet ihr nicht!«, jammerte der Verdammte ihnen hinterher. Seine Hand fuchtelte resignierend in der Luft herum, während sie sich weiter den Weg bahnten. »Nein, werdet ihr nicht! Werdet ihr nicht!«
    »Armdran«, stöhnte Vee.
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Ich weiß.«
    Sie gelangten durch einen senkrechten Kanal, ähnlich einem Schornstein, in einen höher gelegenen Zwischenraum, der groß genug war, dass sie stehen konnten. Stattdessen blieben sie jedoch nebeneinander auf dem Rücken liegen, verschmiert mit Staub und Blut, und keuchten vor Anstrengung wie erschöpfte Liebende nach dem Akt. »Ich hab so einen Durst«, jammerte Vee.
    »Rede bloß nicht davon«, gab Armdran zurück.
    »Was ist das?« Vee setzte sich auf und betrachtete stirnrunzelnd die Decke. Sie kämpfte sich auf die Beine, streckte den Arm aus und stach mit dem Finger in eine winzige Lücke im Dach der kleinen Höhle. Mit dem Fingernagel kratzte sie ein paar Steinchen heraus. Licht schimmerte durch die Öffnung, die sie vergrößert hatte. »Armdran«, flüsterte sie eindringlich, »ich glaube, das ist Sonnenlicht.«
    »Sonnenlicht?« Er stand ebenfalls auf. »Komm schon, Vee, das ist verrückt. Selbst, wenn wir hier an der Spitze des Konstrukts wären, würde es da draußen keine Sonne geben. Wir befinden uns im ehemaligen Hades. Sein Himmel war ein Dach aus Lava.«
    »Lava, die bei der Flut heruntergekommen ist. Bis es kein Dach mehr gab.«
    »Aber eine Sonne … jetzt komm schon. Es muss ein beleuchteter Raum sein … eine weitere Ebene.«
    »Heb mich hoch«, sagte sie.
    »Okay, Moment, warte mal.« Er schob einen Klotz aus Mauerwerk zu ihr herüber, auf den sie sich stellen konnte. Ihr Kopf berührte fast die Decke und sie stocherte noch etwas weiter in der schimmernden Öffnung herum, wühlte mit Mündung und Korn ihrer Pistole darin. Armdran beobachtete sie und fragte: »Was ist es?«
    Vee stellte sich auf die Zehenspitzen und bog bei dem Versuch, ihr Auge genau vor das Loch zu bekommen, unbeholfen den Kopf zurück. »Oh mein Gott. Oh mein Gott, Armdran.«
    »Was? Was?«
    »Sieh selbst.« Sie kletterte von dem Klotz hinunter und sie tauschten die Plätze.
    Kurz darauf war es Armdran, der rief: »Oh mein Gott. Oh Mann … das kann nicht sein!«
    »Wir müssen unbedingt deine Roboter herschaffen«, sagte Vee zu ihm. »Deine ganze Grabungsmannschaft.«
    »Ja … Gott, ja, auf jeden Fall! Wir sollten sofort zurückgehen und sie holen!«
    Sie sprachen über das, was sie da draußen entdeckt hatten, wechselten sich noch mehrmals am Guckloch ab. Armdran grübelte bereits, wie er hier oben Ausgrabungsarbeiten organisieren konnte, ohne die Bohrer der Schwarzen Kathedrale dafür einzusetzen.
    Als sie noch einmal durch das Loch spähte, erklärte Vee: »Ich will das alles nicht abwarten, Armdran.«
    »Was meinst du damit? Willst du zurückgehen und herausfinden, ob es einen anderen Weg gibt, um

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