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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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hinauszugelangen? Ein größeres Loch?«
    »Nein, viel besser.« Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. »Erinnerst du dich noch an den Terroristen, von dem du mir erzählt hast, der versuchte, sich in Freetown einzuschleichen?«
    Ein Ausdruck des Begreifens blitzte in Armdrans Gesicht auf, gepaart mit Entsetzen, als ihm die Konsequenzen bewusst wurden. Aber das Entsetzen wich schnell Verblüffung, als Vee von dem Klotz hinuntersprang und anfing, den Reißverschluss ihres Overalls zu öffnen. »Was machst du da?«
    »Ich muss ja nicht auch noch meine Klamotten ruinieren, oder?«, erklärte sie. »Ich will, dass sie hier für mich bereitliegen, wenn ich zurückkomme.«
    »Vielleicht ist das doch gar keine so schlechte Idee«, sagte er und betrachtete eingehend ihren glatten Körper, als sie sich aus der Kleidung pellte wie eine Schlange bei der Häutung.
    Doch sein Gesicht verzog sich wieder in jäher Bestürzung, als er beobachtete, wie Vee ihr Kampfmesser nahm, sich vor den Steinklotz kniete wie vor einen Miniatur-Opferaltar und die linke Hand flach darauflegte. Sie sah ihn an. »Bist du bereit?«
    »Bereit für …?«
    »Du weißt, wovon ich rede. Sag schon, bist du bereit?«
    Er suchte mit seinen nackten Füßen sicheren Stand und hielt das Säuregewehr, das sie mitgenommen hatten, in beiden Händen. »Ich weiß nicht, ob ich das fertigbringe.«
    »Stell dich nicht so an, mittlerweile solltest du dich daran gewöhnt haben, wie so etwas in der Hölle funktioniert. Für mich wird es sowieso viel schlimmer als für dich.«
    »In gewisser Weise ja …«
    Vee hielt die Klinge über ihren kleinen Finger, schien kurz innezuhalten, um Atem zu schöpfen oder ihre Willenskraft zu bündeln, verlagerte dann ihr Gewicht auf das Messer und fing an, zu schneiden. Armdran verzog das Gesicht und zuckte zusammen, als er das Metall über den Knochen kratzen hörte, gefolgt von dem Knirschen, als das Gelenk durchtrennt wurde.
    »Au … au … au! Scheiße … Scheiße«, heulte Vee durch zusammengebissene Zähne hindurch. Als die Klinge über den Stein schliff, stand sie ruckartig auf und hielt den abgetrennten Finger umklammert. Blut lief in langen Rinnsalen ihren bleichen Arm hinab. Sie kletterte erneut auf den Klotz, wobei sie in einer Lache ihres eigenen Bluts beinahe ausgerutscht wäre, und schob den Finger in das Loch in der Decke. Dann hindurch. Lautlos fiel er irgendwo auf der anderen Seite hinunter. Dann lächelte sie zu Armdran hinunter. Ihr Gesicht war vor Schmerz und Vorfreude verzerrt, und sie zischte: »Tu es!«
    »Vee …«
    » Tu es! «, fauchte sie.
    Armdran hob das Säuregewehr und drückte den Abzug. Er nebelte ihren blassen nackten Körper von oben bis unten ein, als ob er eine Statue auf einem Podest mit dem Gartenschlauch reinigte.
    Sie schrie. Und wie sie schrie. Sie stürzte von ihrem Podest auf den Boden und er trat um den Klotz herum, um sie weiter zu besprühen. Was von ihr übrig war, versuchte wegzukriechen, obwohl sie selbst nach dem verlangt hatte, was gerade passierte. Das lächerlich quäkende Ding, das einmal ihr Körper gewesen war, konnte nichts weiter tun, als sich zusammenzukrümmen wie ein Fötus. Ein Fötus bei einer umgekehrten Geburt, der im Begriff stand, zu verschwinden.

48. Die wiederhergestellte Frucht
    E ine Stimme rief nach ihr. War es die Stimme ihres eigenen Geistes? Sie öffnete die Augen.
    Über ihr strahlte ein Himmel, der von dunstigen, weißen Wolken mehr verhüllt als bedeckt war. Sie trübten das Licht der Sonne – falls wirklich eine Sonne hinter ihnen lag. Das einheitliche, weiße Leuchten schälte dunkle, durchsichtige Silhouetten aus dem Baldachin aus Blättern, der sich über ihr ausbreitete. Gekerbte Wedel wie von Palmen und Bananenstauden. In der Nähe ihres Gesichts drängten sich Farne gegeneinander. Sie fühlte ihre federleichten Berührungen am ganzen Körper und ihr wurde bewusst, dass sie auf dem Rücken lag. Sie stützte sich auf einen Arm und bemerkte, dass sie nackt und ihr Körper von einer makellosen Weiße war. Sie setzte sich weiter auf und schaute sich benommen um.
    In der Luft hing schwere Feuchtigkeit. Die üppige Vegetation, die sie umgab, war tropisch, zum Teil sogar urzeitlich. Und allem fehlte jegliche Farbe. Alles strahlte in absolutem und reinem Weiß.
    Die geschuppten oder geriffelten Stämme der Bäume, weißer als Birkenrinde, ragten aus dem Unterholz hervor wie halb begrabene Knochen ausgestorbener Monster, aus denen auf unbestimmte Weise üppiges,

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