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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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zu identifizieren. Doch zur Zeit der Aufnahme, die er ihr gezeigt hatte, war diese Praxis der Brandmarkung bereits aufgegeben worden. Demnach musste es sich bei den Exemplaren ohne Brandzeichen ebenfalls um Verdammte handeln, nicht um Engel wie sie.
    Die Köpfe schaukelten ein wenig, wie Pendel in einem schwachen Luftzug. Vee trat noch näher und sah, dass die Augen ihren Bewegungen folgten. Ein paar schienen mit den Lidern zu flattern, als ob sie ihr eine Nachricht in Morsecode zu übermitteln versuchten. Andere rissen bedeutungsvoll die Augen auf, verzogen ihre Münder zu lautlosen Schreien oder formten stumme Worte.
    Vee erkannte zu spät, dass die Schädel versuchten, sie zu warnen.

10. Das Begrüßungskomitee
    D as Krachen eines Schusses ertönte (von einem erhöhten Standpunkt zu ihrer Rechten) und ein Projektil rauschte keinen halben Meter neben Vees Füßen vorbei. Eine Stimme, die elektronisch verstärkt klang, als benutzte der Sprecher ein Megafon, rief ebenfalls von oben, doch aus einer anderen Position: »Dämon! Was machst du hier an unserer Gren–«
    Doch Vee blieb nicht einfach stehen, um sich den Rest anzuhören. Als ob eine andere, erfahrenere Seele von ihrem Körper Besitz ergriffen hätte, schwenkte sie das dämonische Gewehr in weitem Bogen herum und ließ eine knatternde Salve von Knochenkugeln in die ungefähre Richtung los, in der sich der Scharfschütze befinden musste. Gleichzeitig vollführte sie eine Rolle zur Seite, wobei sie den Kopf einzog und die Erschütterung ihres Körpers durch die Geschwindigkeit der Bewegung minimierte.
    Sie kam wieder auf die Füße und rannte in die Kammer hinter den aufgehängten Köpfen. Das Feuer aus einer Automatikwaffe fräste den Boden auf, über den sie gelaufen war, und verfolgte sie. Doch es gelang ihr, hinter der imposanten Säule eines Dampfrohrs in Deckung zu gehen, das sich in den Boden bohrte und weiter oben in zahlreiche kleinere Rohre überging, bevor es in der Dunkelheit verschwand. Geschosse schlugen in die andere Seite der Säule ein, konnten sie aber nicht durchdringen. Vee hörte das Zischen von entweichendem Dampf. Der wabernde Dunst war eine gute Tarnung für sie – aber er hinderte sie zugleich daran, die vor ihr liegende Umgebung zu erkennen.
    Sie warf einen Blick über die Schulter, um herauszufinden, ob sich von dort weitere Angreifer anzupirschen versuchten. Einer der Köpfe wirbelte im Kreis herum. Alles unterhalb der Nase war weggeschossen, doch die unglücklich dreinblickenden Augen bewegten sich nach wie vor.
    »Dämon!«, ertönte die elektronisch klingende Stimme wieder. »Du legst dich mit den falschen verfluchten Engeln an!«
    »Ich bin kein Dämon, du Arschloch!«, brüllte sie. »Und ich lege mich mit niemandem an!«
    »Ein Scheiß bist du und ’nen Scheiß tust du!«
    »Wir sollten umkehren!«, flüsterte Jay. »Sie müssen hier eine Siedlung haben.«
    »Du hast ihn doch gehört – sie sind Engel. Das bin ich auch. Sie –«
    »Vorsicht, links!«, rief Jay.
    Es war gut, dass sich sein Auge auf der linken Seite befand. Sonst hätte das dämonische Gewehr die schleichende Gestalt nicht bemerkt, die von einem mechanischen Klotz zum nächsten huschte. Vee wirbelte herum, drückte ab und schickte einen Kugelhagel in diese Gegend. Sie hörte die Geschosse scheppernd und heulend von der metallischen Oberfläche der Maschinen abprallen. Sie hatte den Schleicher nicht erwischt, aber zumindest wusste der Gegner jetzt, dass sie ihn im Auge behielt. Fürs Erste hatte sie sie festgenagelt, sodass sie nicht weiter zu ihr vordringen konnten.
    »Was versuchst du zu beweisen, Dämon? Noch hast du eine Chance, deinen Arsch heil hier rauszubringen!«, dröhnte die Stimme.
    »Ich hab es schon mal gesagt«, rief sie aus, »ich bin kein Dämon! Ich bin ein Engel wie ihr!«
    »Hältst du uns für blöd, Lady? Du trägst ein Dämonengewehr und eine Dämonenuniform – auch wenn ich zugeben muss, dass der Lederfummel dir echt prima steht, Catwoman!«
    »Ich hab die Klamotten und die Waffe ein paar toten Dämonen abgenommen, verdammt noch mal! Schau mich an! Sehe ich, abgesehen von dem Zeug, etwa dämonisch aus?«
    »Dämonen gibt’s in allen Farben und Formen, Schätzchen!«
    Ein Rumms von rechts und das Rohr neben ihr wies mehrere große Löcher auf. Ein Dampfstrahl verbrühte ihr den Nacken, doch was noch schlimmer war, eine der Schrotkugeln riss ihr den Großteil des linken Ohrs weg. Mehr vor Überraschung als vor Schmerz stieß Vee einen

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