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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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abstürzte. Auf wackligen Beinen stand sie auf und setzte den Aufstieg fort. In Ermangelung eines Ziels schien ihr höher die einzig sinnvolle Richtung zu sein – höher und höher. Ihr einziger Drang, ihr einziger Instinkt bestand darin, nach oben zu kommen.
    Sie kam an schablonierten Zahlen vorbei, die in weißer Farbe an die runde Mauer gepinselt waren. 3 … 4 … 5 … 6. Sie zeigten vermutlich an, welche Ebene sie erreicht hatte. Oder welchen Höllenkreis?
    Es gab noch andere Botschaften, die mit roter Farbe neben oder über diesen Nummern geschrieben standen. Auf Ebene 6 war es ein Zitat: »Es ließ der Herr auf Sodom und Gomorrha Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab. Er vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs.« Doch nicht nur das, die riesige Ziffer war durchgestrichen, und über ihr prangte blutrot die Zahl 666. Außerdem gab es Rechtschreibfehler, etwa in dem Zitat, das sie bei ihrer Ankunft auf Ebene 7 zu sehen bekam: »Auf die Frefler lasse er Feuer und Schwäfel regnen; sängender Wind sei ihr Anteyl.«
    Die Wendeltreppe endete auf dieser Etage vor einer weiteren Metallluke. Mit quietschenden Angeln ließ sie sich öffnen und Vee trat über ihre Schwelle.
    Dahinter lag noch ein gewaltiger Raum, eine trübe beleuchtete Fabrikhalle, nur unzureichend hier und da mit Lampen ausgestattet. Nicht weit von der Tür standen einige gepolsterte, wiegenartige Sitze, die aussahen wie für Astronauten gebaut. Zwischen ihnen wartete eine kompliziert aussehende Steuerkonsole, auf der immer noch ein paar diamantene Lämpchen blinkten. Beide Sitze waren von Kugeln durchlöchert und Vee sah etwas, das sie für uralte Blutflecken hielt.
    Hinter den Sitzen ragte eine größere Anzahl gewaltiger Stahlbottiche auf, die den Raum dominierten. Eine der Wände war über und über mit senkrecht nebeneinander aufgereihten Glaszylindern zugestellt. Einige davon waren zerstört, zerschmettert von Geschossen. Andere enthielten eine ekelhaft aussehende, grünliche Lösung. Den Bodensatz bildete etwas, das wie aufgeweichtes Fleisch aussah.
    Als sie darauf zuhielt, gelangte sie zu ein paar Röhren, in denen Körper in der grünlichen Flüssigkeit schwammen. Sie erinnerten sie an die in Formaldehyd eingelegten, deformierten Föten, die in den Freakshows der Jahrmärkte manchmal »saure Schurken« genannt wurden. Diese hier waren offensichtlich Dämonen in der Herstellungsphase gewesen und so wie es aussah, hatten sie ganz kurz vor der Fertigstellung gestanden. Jetzt waren sie jedenfalls tot. Sie ähnelten ein wenig den Insektenwesen, die sie in den aufgezeichneten Erinnerungen gesehen hatte, die Jay ihr vorgespielt hatte. Doch diese erinnerten, zweifüßig und mit blassgrünen Außenskeletten, eher an Zecken als an Heuschrecken. Ihre Vorderglieder waren ausgeprägt wie bei einer Gottesanbeterin, verfügten jedoch über Schaufeln. Kleinere Gliederpaare verzweigten in organische Folterwerkzeuge im Stil chirurgischer Instrumente.
    Einer der Zylinder war von Kugeln durchlöchert, die Flüssigkeit schon vor langer Zeit ausgelaufen. Der Insektendämon lag mit halb weggeschossenem Kopf zusammengesackt am Boden des Behälters. In wiederum roten Lettern schmückte diesen Zylinder das Zitat: »Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben.«
    Als sie das Ende des Gangs erreicht hatte, drehte Vee sich um und gewahrte ein merkwürdiges Hindernis zwischen sich und der nächsten Fabrikhalle.
    Es war eine Reihe menschlicher Köpfe, etwa 30 an der Zahl. Sie hingen an langen Ketten von der Decke herab, befestigt an Metallringen, die man in ihre Schädeldecke geschraubt hatte. Die Ketten baumelten wie die Schnüre eines Perlenvorhangs, der die Grenze zwischen diesem und dem nächsten Raum markierte. Und die Köpfe lebten. Vee sah, dass ihre Augen blinzelten und ihre Münder sich in Ermangelung von Stimmbändern tonlos bewegten. Aber müssten nicht sogar abgetrennte Köpfe zu vollständigen Körpern regenerieren?
    Als Vee sich den Häuptern vorsichtig näherte, erkannte sie, warum dies nicht geschehen war. Die durchtrennten Hälse waren allesamt mit Metallplatten abgedeckt, die vermutlich mit Bolzen in Fleisch und Knochen verankert waren und die Körper am Nachwachsen hinderten. Durch Jays fortwährende Belehrungen war Vee in der Lage, die Köpfe durch die Brandzeichen an der Stirn als Verdammte

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