Der Untergang der Hölle (German Edition)
Stühle, ein Aktenschrank und ein Schreibtisch aus Metall, der von einem vorbeifahrenden Zug oder einem ähnlichen Transportmittel geplättet worden war.
»Alles von Kreaturen in der Größe irdischer Elefanten, die die Verdammten jagen und angreifen sollten – obwohl natürlich viele dieser Bestien auch als Nahrungsquelle für sie endeten – bis hin zu blutsaugenden Insekten.«
»Ach ja, richtig, und diese Krabbenviecher, die meinen Vater angeknabbert haben.«
»Tatsächlich wurden, wenn ich mich richtig entsinne, auf Ebene 79 insbesondere höllische Mikroorganismen entwickelt, die die Verdammten mit tödlichen Krankheiten infizieren sollten.«
Sie hatten den Forschungs- und Entwicklungsturm erreicht. Die Schienen endeten vor einem verschlossenen Rolltor aus Metall, auf dem die Nummer 79 zu finden war. In dieser Richtung war ihnen also der Weg versperrt. Doch zu ihrer Rechten war eine Reihe von Stufen in die Seite des langen Schienenkanals eingesetzt und führte in Richtung eines Bahnsteigs zu einer Metalltür in der Wand. Vee stieg hinauf und drückte die Klinke herunter. Sie öffnete sich mit einem rostigen Quietschen.
»Und was ist das hier?«, flüsterte Vee und spähte zögernd in den Korridor hinter der Tür.
»Das sind …«
22. Die Labore
N ach so vielen Räumen mit Ausmaßen wie Brobdingnag in Gullivers Reisen wirkte der Korridor, der vor ihnen lag, erdrückend eng und fast ein wenig beklemmend. Obwohl sie sich weit oben im Konstrukt aufhielten, wurde man das Gefühl nicht los, sich in einem Bunker zu befinden. Zur verputzten, gewölbten Decke gesellten sich trostlose Betonwände. Alles war in einem klinisch grünen Farbton gestrichen, der zweifellos für die angemessene Atmosphäre beim Austüfteln neuer infernaler Krankheiten gesorgt hatte.
Der Putz bröckelte bereits von den Wänden und noch stärker von der Decke. Verkrustete Farbschichten hingen in dicken Fetzen herab wie ein Baldachin aus Laubblättern. Überall erwarteten sie weitere stark verrostete Metalltüren, von denen einige offen standen und andere schief in den Angeln hingen. Den Boden des Korridors säumten kaputte Büromöbel und Trümmer, modriges Papier und Klumpen vom abgebröckelten Verputz. In größeren Abständen montierte Glühbirnen erhellten den Gang und Vee konnte sehen, dass er sich im weiteren Verlauf mit anderen Passagen kreuzte.
Als sie durch die Schicht aus Schutt und Gerümpel stapfte, versuchte sie sich auszumalen, welche Art von Dämonen in diesen Forschungslabors und Büros gearbeitet haben mochte. Bestimmt keine primitiven wie diese Ebermenschen, aber sie konnten auch nicht allzu menschlich gewesen sein – nicht nach den Ereignissen, die Jay ihr erzählt hatte: der Anordnung des Schöpfers, alle humanoiden Dämonen zu vernichten, weil viele von ihnen Anteil an der Not und der Rebellion der Verdammten genommen hatten. Sie ging davon aus, dass sie eher Ähnlichkeit mit den kugelköpfigen Verwaltungshengsten besaßen, die sie in den von Jay im Netz entdeckten Videos kennengelernt hatte. In den Erinnerungen des Sterblichen namens Adam.
Sie lugte in eins der Labore, hielt es für sicher und wagte sich ganz hinein. Dieser Raum schien geplündert worden zu sein, so wie vermutlich auch ein Großteil der übrigen. Zerschossene Computer, von Kugeln durchlöcherte Bildschirme, andere Monitore waren von den Wänden gerissen und mitgenommen worden. Reihenweise Messgeräte und Zähler lagen zerstört herum. In einer Ecke stapelten sich solche Massen von Papier auf dem Boden, dass Vee vermutete, sie waren einmal als Bett zweckentfremdet worden. Nur noch ein funktionierendes Display hing an der Wand, größer als die anderen und eventuell aufgrund der stabileren Bauweise verschont geblieben. Im statischen Geflimmer flackerte gelegentlich ein schwarzes Feld auf, über das ein in Rot geschriebener Text in vertrauten lateinischen Buchstaben scrollte.
»Hier gibt es Netzanschlüsse«, bemerkte Jay. »Möchten Sie, dass ich mich einklinke und ein wenig umsehe? Vielleicht bekomme ich Zugriff auf einen alten Grundriss, sodass wir eine kürzere Route zu Ebene 128 finden. Falls der Drucker noch funktioniert, könnte ich Ihnen sogar eine Karte ausdrucken. Das könnte nützlich sein, selbst wenn sie nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist.«
Vee lachte trocken. »Wenn ich dich ins Netz lasse, befürchte ich, dass ich dich da nicht mehr rausbekomme.«
»Madam«, antwortete Jay tadelnd, »wenn Sie meine Verbindung unterbrechen, kann
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