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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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einem Falken, der in seinem eigenen Blut ersoff, dann zahlreiche Schweinelaute in einem polternden, gefräßigen Ansturm.
    Vees Kopf sackte nach hinten und schlug auf den Boden, wobei er sich halb vom Körper zu lösen schien. Ihr Blut sickerte durch das Gitter und regnete in die Tiefe hinab.
    »Madam?«, vernahm sie schwach Jays Stimme. »Madam?«
    Dann hörte sie gar nichts mehr.

21. Die Brücke
    E in Kreischen und Rütteln setzte Vees Träumen ein jähes Ende. Ohnehin vage und bruchstückhaft, zogen sie sich wieder an die neblige Grenze zurück, hinter der sie aufgestiegen waren. Sie öffnete die Augen, fand sich auf der Seite liegend auf einem stabilen Metallgitter wieder, den Kopf auf den angewinkelten Ellenbogen gestützt. Als sie ihn anhob, sah sie Jay ein Stück entfernt von sich liegen, mit dem Gesicht nach unten auf der linken Seite, sodass sein Auge durch das Gitter in die Schwärze unter ihnen starren musste. Sie fragte sich benommen, warum er nicht ein Auge an jeder Seite besaß; wäre das nicht weitaus nützlicher, um Feinde im Blick zu behalten? Ganz zu schweigen von seiner Unfähigkeit, geradeaus zu sehen. Ein tolles Design, dachte sie, mehr Schielen als Zielen. Hatte er gehört, dass sie aufgewacht war? Er verfügte über sichtbare Sinnesorgane, um zu sehen und zu sprechen. Aber nun fragte sie sich, wie zum Teufel das Ding eigentlich hörte?
    Sie richtete sich auf und streckte sich, während sie ihre Umgebung betrachtete. Mit leichtem Schrecken fiel ihr wieder ein, dass sie sich keineswegs zu einem gemütlichen Nickerchen hingelegt hatte, so erfrischt sie sich jetzt auch fühlte. Sie lag in einem Aufzug, der gerade rüttelnd zum Stillstand gekommen war. Vee hob eine Hand an den Nacken, doch die furchtbare Wunde war vollständig verheilt. Bei näherer Untersuchung fiel ihr allerdings auf, dass die Haare mit getrocknetem Blut verklebt waren. »Gott, ich muss mir die Haare waschen«, murmelte sie. Wie lange mochte sie bewusstlos gewesen sein?
    »Madam?«, fragte Jay den Gitterboden.
    Sie sprang auf die Füße, hob das Knochengewehr auf und drehte es um, damit sie einander sehen konnten. »Wer hat dieses Ding angehalten?«, flüsterte sie.
    »Ich weiß nicht. Es könnte jeder gewesen sein, der auf einer der Ebenen eine der Plattformen benutzen will. Vielleicht hat sich der Mechanismus auch von selbst verklemmt.«
    »Auf welcher Ebene sind wir?« Sie spähte in den Bereich, vor dem die Plattform zum Stillstand gekommen war. »Scheiße«, fluchte sie, als sie die weiß schablonierte, vom Boden bis zur Decke reichende Zahl 79 an der gegenüberliegenden Wand entdeckte. »Ich wollte zu Ebene 42.«
    »Warum gerade 42?«
    »Johnston hat mir von einer Gruppe erzählt, den Vernetzten. Ich hätte sie mir gerne einmal genauer angeschaut.«
    »Ach ja, die Vernetzten!« Das normalerweise lakonische Gewehr klang jetzt beinahe enthusiastisch. »Lassen Sie uns hier von Bord gehen und nach einer Möglichkeit suchen, zu dieser Ebene hinabzusteigen.«
    »Ja, ich weiß – du kannst es nicht abwarten, wieder ins Netz zu gehen, hm? Was ist aus deiner Neugier geworden, die wahre Welt kennenzulernen, anderen Lebewesen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen?«
    »Das war vor all diesen Schießereien.«
    Vee kicherte. »Wurdest du nicht genau dafür konstruiert?«
    »Ich kenne die Vernetzten natürlich von meinen eigenen Ausflügen in die Datenstrukturen. Sie verbringen den Großteil ihrer Zeit dort und in der restlichen sind sie zum Wachdienst abkommandiert. Ich bin sicher, dass Sie dort das Beste aus beiden Welten vorfinden werden. Wie ich schon sagte, Sie dürften feststellen, dass es dem Prozess des Träumens sehr nahe kommt, sich im Netz zu bewegen.«
    »Klingt eher, als ob es dem Totsein sehr nahe kommt. Auf jeden Fall ist es ein gutes Versteck. Vielleicht entpuppt es sich ja am Ende als geeigneter Ort, um mich niederzulassen, aber so weit bin ich noch nicht.«
    »Sie sagten doch gerade, dass Sie Interesse an den Vernetzten haben.«
    »Interesse, ja. Aber nicht bloß an ihnen. Wir haben Ebene 42 weit hinter uns gelassen, also gehen wir besser weiter nach oben. Keine Sorge, Jay, ich habe mein Versprechen an dich nicht vergessen, aber hier im Jenseits drängt uns nichts zur Eile, oder?«
    Erst glaubte sie, der Dämon würde tatsächlich seufzen, doch dann verkündete er lediglich mit schicksalsergebener Stimme: »Nun, wenn Sie sich ziellos auf Erkundungstour begeben wollen, können wir das natürlich tun. Sollten Sie

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