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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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herzuräumen.
    Sie schaute stirnrunzelnd auf das Buch, ohne ein Wort wahrzunehmen. Warum beim Licht hatte Magla damals in Salidar nur auf Salita bestanden? In Wahrheit hatte Magla mehrere Namen vorgeschlagen, ja, einer lächerlicher als der andere, aber sie hatte sich für Salita entschieden, sobald sie zu der Ansicht gekommen war, dass die mollige Tairenerin die besten Aussichten hatte, für einen Stuhl erhoben zu werden. Romanda hatte Dagdara unterstützt, eine weitaus geeignetere Kandidatin, ganz zu schweigen davon, dass sie geglaubt hatte, sie sich ohne große Mühe hinbiegen zu können. Aber sie hatte selbst für einen Stuhl kandidiert, während Magla bereits einen besetzte. Das hatte Gewicht, und dabei spielte es keine Rolle, dass Romanda davor länger als sonst jemand zuvor einen Stuhl besetzt hatte. Nun, das war Vergangenheit. Was man nicht ändern konnte, musste man erdulden.
    Nisao duckte sich ins Zelt, das Licht Saidars, das sie einhüllte, erlosch. In dem kurzen Moment, in dem die Eingangsplane zurückfiel, war Sarin draußen zu sehen, ihr kleiner kahler Behüter, der mit der Hand auf dem Schwertgriff offensichtlich Wache hielt.
    »Kann ich allein mit Euch sprechen?«, sagte die winzige Schwester. Klein genug, um Sarin groß erscheinen zu lassen, erinnerte sie Romanda immer an einen Spatz mit großen Augen. Aber weder ihre Beobachtungsgabe noch ihr Intellekt waren winzig. Sie war eine selbstverständliche Wahl für den Rat gewesen, den die Ajahs gegründet hatten, um Egwene im Auge zu behalten, und es war bestimmt nicht ihr Fehler, dass dieser Rat keinen oder nur geringen Einfluss auf die Frau gehabt hatte.
    »Natürlich, Nisao.« Romanda schloss unauffällig das Buch und erhob sich ein Stück, um es unter das mit gelben Quasten versehene Kissen auf dem Stuhl zu schieben. Das fehlte noch, dass allgemein bekannt wurde, dass sie ausgerechnet so etwas las. »Es muss fast Zeit für Eure nächste Klasse sein, Bodewhin. Ihr wollt nicht zu spät kommen.«
    »O nein, Aes Sedai! Sharina wäre darüber sehr aufgebracht.« Die Novizin zog ihre Röcke für einen sehr tiefen Knicks auseinander und schoss aus dem Zelt.
    Romanda presste die Lippen zusammen. Sharina wäre sehr aufgebracht. Diese Frau war die Personifizierung all dessen, was daran verkehrt war, alles über achtzehn in die Ränge der Novizinnen aufzunehmen. Ihr Potenzial war mehr als nur unglaublich, aber darum ging es nicht. Sharina Melloy war ein Störenfried. Aber wie sollten sie sie loswerden? Sie und all die anderen Frauen, die zu alt waren, um ihre Namen überhaupt ins Novizinnenbuch eintragen zu lassen. Die Bestimmungen, nach denen man eine Frau wegschicken konnte, sobald ihr Name im Buch stand, waren streng begrenzt. Leider war es so, dass im Laufe der Jahre viele Frauen über ihr Alter gelogen hatten, um Zugang zur Burg zu bekommen. Meistens nur wenige Jahre, aber ihnen das Bleiben zu gestatten hatte Präzedenzfälle geschaffen. Und Egwene alʹVere hatte einen weiteren, viel schlimmeren geschaffen. Es musste eine Möglichkeit geben, das wieder umgehen zu können.
    »Darf ich uns privat machen?«, fragte Nisao.
    »Wenn Ihr wollt. Habt Ihr etwas über die Verhandlungen in Erfahrung bringen können?« Trotz Egwenes Gefangennahme gingen die Gespräche in dem Pavillon am Fuß der Brücke von Darein weiter. Beziehungsweise die vorgetäuschten Gespräche. Es war eine Farce, eine dämliche Zurschaustellung reiner Halsstarrigkeit, und doch war es erforderlich, die Verhandlungsführer genau im Auge zu behalten. Varilin hatte den größten Teil dieser Arbeit an sich gerissen und das Vorrecht der Grauen geltend gemacht, aber Magla fand Wege, sich in die Angelegenheit hineinzudrängen, wann immer sie konnte, genau wie Saroiya und Takima und Faiselle. Aber viel schlimmer als die Tatsache, dass manchmal keine von ihnen den anderen zutraute, die Verhandlungen vernünftig zu führen, war der Eindruck, dass sie manchmal für Elaidas Seite zu verhandeln schienen. Nun gut, so schlimm war es vermutlich nicht. Immerhin hatten sie der lächerlichen Forderung der Frau standgehalten, dass man die Blaue Ajah auflöste, und - wenn auch nicht nachdrücklich genug - verlangt, dass Elaida von ihrem Amt zurücktrat, aber wenn Romanda und zugegebenermaßen Lelaine ihnen nicht gelegentlich den Rücken gestärkt hätten, würden sie möglicherweise einigen von Elaidas anderen abscheulichen Bedingungen zustimmen. Beim Licht, manchmal war es so, als hätten sie den Grund für ihren

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