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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Marsch auf Tar Valon vergessen! »Gießt uns Tee ein«, fuhr sie fort und zeigte auf ein bemaltes Holztablett auf zwei aufeinander gestellten Truhen mit einer Silberkanne und mehreren abgenutzten Zinntassen, »und sagt mir, was Ihr gehört habt.«
    Kurz umgab der Schimmer Nisao, während sie das Zelt mit einer Abschirmung umgab und das Gewebe verknotete.
    »Ich weiß nichts über die Verhandlungen«, sagte sie und füllte zwei Tassen. »Ich möchte Euch bitten, mit Lelaine zu sprechen.«
    Romanda nahm die angebotene Tasse entgegen und nutzte einen langsamen Schluck dafür aus, Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Wenigstens war dieser Tee nicht verdorben. Lelaine? Was konnte es über Lelaine geben, das eine Abschirmung gegen Lauschangriffe erforderte? Aber alles, was ihr ein Druckmittel gegen die andere Frau gab, würde nützlich sein. Lelaine schien in letzter Zeit viel zu selbstgefällig zu sein, als dass sie das so ohne weiteres hätte ignorieren können. Sie rutschte auf dem Kissen herum. »Weswegen? Warum sprecht ihr nicht selbst mit ihr? Wir sind nicht so tief gefallen wie anscheinend die Weiße Burg unter Elaida.«
    »Ich habe mit ihr gesprochen. Das heißt, sie hat zu mir gesprochen, und zwar sehr energisch.« Nisao setzte sich und stellte die Tasse auf dem Tisch ab, um dann ihre gelb geschlitzten Röcke mit übertriebener Sorgfalt zu richten. Sie zeigte ein leichtes Stirnrunzeln. Anscheinend wollte auch sie Zeit gewinnen. »Lelaine verlangt, dass ich aufhöre, Fragen über Anaiya und Kairen zu stellen«, sagte sie schließlich. »Ihr zufolge sind ihre Ermordung Sache der Blauen Ajah.«
    Romanda schnaubte, setzte sich erneut zurecht. Der Holzd eckel des Buches war ein harter Buckel unter ihr. »Das ist doch völliger Unsinn. Aber warum habt Ihr Fragen gestellt? Ich kann mich nicht erinnern, dass Ihr Euch für solche Dinge interessiert habt.«
    Die winzige Frau führte die Tasse an den Mund, aber falls sie trank, war es weniger als ein Nippen. Sie senkte die Tasse und schien dabei beinahe größer zu werden, so gerade setzte sie sich hin. Ein Spatz, der zum Falken wurde. »Weil die Mutter es mir befohlen hat.«
    Nur mühsam konnte Romanda verhindern, dass sich ihre Brauen hoben. Aha. Zu Beginn hatte sie Egwene aus dem gleichen Grund akzeptiert wie vermutlich alle Sitzenden. Jedenfalls wie Lelaine, sobald sie begriffen hatte, dass sie nicht Stola und Stab erringen würde. Ein willfähriges junges Mädchen würde eine Marionette in den Händen des Saals sein, und Romanda hatte auf jeden Fall beabsichtigt, diejenige zu sein, die an den Fäden zog. Später dann schien es offensichtlich gewesen zu sein, dass Siuan die wahre Puppenspielerin war, und es hatte keine Möglichkeit gegeben, das zu behindern, ohne gegen eine zweite Amyrlin rebellieren zu müssen, was die Rebellion gegen Elaida zunichte gemacht hätte. Romanda hatte nur die Hoffnung gehabt, dass Lelaine deshalb genauso sehr mit den Zähnen knirschte, wie sie es getan hatte. Jetzt war Egwene in Elaidas Hand, doch in mehreren Besprechungen war sie kühl und beherrscht geblieben, entschieden in ihrem Kurs und dem der Schwestern außerhalb der Mauern Tar Valons. Romanda hatte einen widerwilligen Respekt für das Mädchen empfunden. Ausgesprochen widerwillig, aber sie konnte ihn nicht verneinen. Es musste sich um Egwene selbst handeln. Der Saal hielt die Traum- Terʹangreale mit eiserner Faust unter Kontrolle, und auch wenn keiner das Exemplar finden konnte, das sich Leane vor jener schlimmen Nacht ausgeliehen hatte, war es undenkbar, dass sie es an Siuan weitergegeben hatte; sie und Siuan waren spinnefeind gewesen. Es war daher unmöglich, dass Siuan ins Telʹaranʹrhiod schlüpfte, um der Frau vorzubeten, was sie zu sagen hatte. War es möglich, dass Nisao zu dem gleichen Schluss über Egwene gekommen war, ohne sie in der Unsichtbaren Welt erlebt zu haben? Dieser Rat hatte viel Zeit mit Egwene verbracht.
    »Das reicht Euch, Nisao?« Sie konnte das Buch kaum vers chwinden lassen, ohne dass ihre Besucherin es bemerkte. Sie rutschte wieder herum, aber auf dem Ding gab es einfach keine bequeme Position. Wenn das so weiterging, würde sie einen blauen Fleck haben.
    Nisao schob ihre Zinntasse auf dem Tisch herum, aber sie schaute noch immer nicht weg. »Das ist der hauptsächliche Grund. Am Anfang glaubte ich, sie würde als Euer Schoßtier enden. Oder Lelaines. Später, als sich herausstellte, dass sie euch beiden entgangen war, glaubte ich, Siuan würde die Leine

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