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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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öffnete. Er wurde von einem Tuch mit Streifen in allen sieben Farben verhüllt. Trotz heftiger Proteste hatte Egwene auf das Rot bestanden. Wo Elaida entschlossen schien, alle Ajahs voneinander zu entzweien, war Egwene entschlossen, sie alle zusammenzuhalten, einschließlich der Roten. Auf der Holzbank auf dieser Plattform lag die siebenfach gestreifte Stola der Amyrlin. Niemand beanspruchte die Verantwortung dafür, sie dort hingelegt zu haben, aber es hatte sie auch niemand entfernt. Romanda war sich unsicher, ob es eine Erinnerung an Egwene alʹVere war, an den Amyrlin-Sitz, ein Echo ihrer Anwesenheit, oder eine Erinnerung daran, dass sie abwesend und eine Gefangene war. Die Sichtweise kam zweifellos auf die betreffende Schwester an.
    Sie war nicht die einzige Sitzende, die sich Zeit gelassen hatt e, Lelaines Ruf zu folgen. Delana war natürlich da, hockte zusammengesunken auf ihrer Bank und rieb sich die Nasenseite, einen nachdenklichen Blick in den wässrigen blauen Augen. Einst hatte Romanda sie für vernünftig gehalten. Ungeeignet für einen Sitz, aber vernünftig. Wenigstens hatte sie Halima nicht erlaubt, ihr in den Saal zu folgen und sie weiter zu belästigen. Oder Halima hatte es nicht gewollt. Niemand, der je gehört hatte, wie diese Frau Delana anbrüllte, hatte auch nur den geringsten Zweifel, wer hier die Befehle gab.
    Lelaine saß bereits auf ihrer Bank, die direkt unter der Bank der Amyrlin stand, eine schlanke Frau mit harten Augen in blau geschlitzter Seide, die ihr Lächeln streng rationierte. Was es doppelt seltsam machte, dass sie gelegentlich zu der siebenfarbigen Stola hinsah und kurz lächelte. Dieses Lächeln bereitete Romanda Unbehagen, und das schafften nur wenige Dinge. Moria in ihrer silbern verzierten blauen Wolle ging vor der blau verhüllten Plattform auf und ab. Runzelte sie die Stirn, weil sie wusste, warum Lelaine den Saal einberufen hatte und dagegen war, oder weil sie sich sorgte, weil sie es nicht wusste?
    »Ich habe Myrelle an Llyws Seite gesehen«, sagte Malind und zog die grünfransige Stola hoch, als Romanda den Pavillon betrat, »und ich glaube nicht, jemals eine so gequälte Schwester gesehen zu haben.« Trotz des Mitleids in ihrem Ton lag ein Funkeln in ihren Augen, und ihre vollen Lippen zuckten vor Heiterkeit. »Wie habt Ihr sie nur jemals dazu überreden können, mit ihm den Bund einzugehen? Ich war dabei, als ihr das jemand einmal vorgeschlagen hat, und ich schwöre, sie wurde leichenblass. Der Mann könnte doch fast als Ogier durchgehen.«
    »Ich habe nachdrücklich auf die Pflicht hingewiesen.« Die stämmige Faiselle mit ihrem kantigen Gesicht war in allem energisch; ehrlich gesagt ähnelte sie einem Hammer. Sie ließ jede Geschichte von verführerischen Domani lächerlich aussehen. »Ich habe darauf hingewiesen, dass Llyw seit Kairens Tod immer gefährlicher für sich selbst und andere wurde, und ich habe ihr gesagt, dass das nicht so weitergehen darf. Ich habe ihr klargemacht, dass sie als einzige Schwester, die unter gleichen Umständen zwei andere Behüter gerettet hat, die einzige Person ist, die es noch einmal versuchen konnte. Ich muss zugeben, ich habe sie da etwas unter Druck gesetzt, aber schließlich hat sie es eingesehen.«
    »Wie beim Licht habt Ihr es geschafft, Myrelle unter Druck zu setzen?« Malind beugte sich begierig vor.
    Romanda ging an ihnen vorbei. Wie hatte man bloß Myrelle unter Druck setzen können? Nein. Keinen Klatsch.
    Janya saß auf der Bank der Braunen und dachte offensichtlich nach. Jedenfalls hatte sie die Augen zusammengekniffen, andererseits schien die Frau immer damit beschäftigt zu sein, über etwas nachzudenken, selbst wenn sie mit einem sprach. Vielleicht hatte sie auch einfach nur schlechte Augen. Die restlichen Bänke waren allerdings noch verwaist. Romanda wünschte sich, sich mehr Zeit gelassen zu haben. Sie wäre viel lieber als Letzte eingetroffen statt als eine der Ersten.
    Nach kurzem Zögern trat sie zu Lelaine hin. »Würdet Ihr mir vielleicht einen Hinweis geben, warum Ihr den Saal einb erufen habt?«
    Lelaine lächelte zu ihr herunter, ein amüsiertes Lächeln, das trotzdem unangenehm war. »Ihr könnt genauso gut warten, bis genug Sitzende da sind, um anfangen zu können. Ich wiederhole mich nicht gern. Aber so viel will ich Euch verraten: Es wird dramatisch sein.« Ihr Blick glitt wieder zu der gestreiften Stola, und Romanda fröstelte.
    Aber sie ließ es sich nicht anmerken, sondern setzte sich auf die

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