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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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von den Kästen, damit sie zusammenkommen und mit gesenkten Stimmen miteinander reden konnten. Ausgenommen die Blauen und die Gelben. Salita stieg herunter und ging zu Romanda hinüber, aber Romanda hob nur ein Stück die Hand, als sie den Mund öffnete.
    »Was gibt es zu diskutieren, bevor wir diesen Vorschlag gehört haben, Salita?«
    Das Gesicht der tairenischen Sitzenden war so unleserlich wie ein Stein, aber sie nickte nach einem Moment und ging zu ihrem Sitz zurück. Sie war nicht einfältig, im Gegenteil. Nur einfach nicht geeignet.
    Schließlich kehrte Moria mit einer hochgewachsenen Frau in sattem Grün zurück. Ihr dunkles Haar war aus dem strengen, elfenbeinfarbenen Gesicht gekämmt und wurde von einem Silberkamm gehalten. Jeder stieg wieder auf seine Bank. Drei Männer mit Schwertern gingen durch die Menge der wartenden Schwestern hinter ihr her und betraten den Pavillon. Das war ungewöhnlich. Sehr ungewöhnlich, wenn die Sitzung Versiegelt war. Zuerst brachte Romanda ihnen keine große Aufmerksamkeit entgegen. Seit dem Tod ihres letzten Behüters vor vielen Jahren hatte sie kein großes Inter esse für sie. Aber jemand unter den Grünen keuchte auf, und Aledrin stieß einen spitzen Schrei aus. Einen spitzen Schrei! Und sie starrte die Behüter an. Das mussten sie sein, und nicht nur, weil sie der Grünen folgten. Die tödliche Anmut eines Behüters war unverkennbar.
    Romanda sah genauer hin und hätte beinahe selbst ein Keuchen ausgestoßen. Es waren unterschiedliche Männer, die sich lediglich auf die Weise ähnelten, wie ein Leopard einem Löwen ähnelt, aber einer von ihnen, ein hübscher, von der Sonne dunkel gebräunter Junge mit Glöckchen in den Zöpfen und von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, trug zwei Anstecknadeln an dem hohen Kragen seines schwarzen Mantels. Ein Silberschwert und eine sich windende Kreatur in Rot und Gold. Romanda hatte genug Beschreibungen gehört, um zu wissen, dass sie einen Ashaʹman ansah. Einen Ashaʹman, der offensichtlich einen Bund eingegangen war. Malind raffte die Röcke, sprang von der Bank und eilte hinaus in die Menge der Schwestern. Sie konnte doch wohl sicherlich keine Angst haben? Auch wenn Romanda zugeben musste, jedenfalls tief im Inneren, dass sie selbst eine Spur Unbehagen verspürte.
    »Ihr seid keine von uns«, sagte Janya und meldete sich wie immer dort zu Wort, wo sie hätte schweigen sollen. Sie beugte sich vor und starrte die soeben eingetroffene Schwester mit zusammengekniffenen Augen an. »Soll ich das so verstehen, dass Ihr nicht gekommen seid, um Euch uns hier anzuschließen?«
    Der Mund der Grünen verzog sich in offensichtlichem Abscheu. »Das seht Ihr ganz richtig«, sagte sie in einem starken tarabonischen Akzent. »Mein Name ist Merise Haindehl, und ich werde nicht an der Seite einer Schwester stehen, die sich gegen andere Schwestern stellt, während es um das Schicksal der Welt geht. Unser Feind ist der Schatten, nicht Frauen, die wie wir die Stola tragen.« Gemurmel ertönte in dem Pavillon, zum Teil wütend, zum Teil auch beschämt, wie Romanda fand.
    »Wenn Ihr das missbilligt, was wir tun«, fuhr Janya fort, als hätte sie das Recht, vor Romanda zu sprechen, »warum überbringt Ihr uns dann überhaupt einen Vorschlag?«
    »Weil der Wiedergeborene Drache Cadsuane gefragt hat, und Cadsuane hat mich gefragt«, erwiderte Merise. Der Wiedergeborene Drache? Die Spannung im Saal war plötzlich deutlich zu spüren, aber die Frau fuhr fort, als würde sie sie nicht bemerken. »Im Grunde ist es nicht mein Vorschlag. Jahar, sprecht zu ihnen.«
    Der sonnenverbrannte Junge trat vor, und als er an Merise vorbeiging, klopfte sie ihm aufmunternd auf die Schulter. Romandas Respekt vor ihr stieg. Den Bund mit einem Ashaʹman einzugehen war schon eine Leistung. Um einen so zu tätscheln, wie man einen Jagdhund tätschelte, da brauchte man schon Mut und ein Selbstbewusstsein, von dem sie nicht wusste, ob sie es aufgebracht hätte.
    Der Junge schlenderte bis in die Mitte des Pavillons und starrte die Bank mit der Stola der Amyrlin an, dann drehte er sich langsam um und musterte alle Sitzenden mit einem Blick, der etwas Herausforderndes an sich hatte. Romanda wurde klar, dass auch er keine Angst hatte. Eine Aes Sedai bestimmte seinen Bund, er war allein und von Schwestern umgeben, doch falls er auch nur einen Funken Furcht verspürte, hatte er sie fest unter Kontrolle. »Wo ist Egwene alʹVere?«, wollte er wissen. »Man hat mir befohlen, ihr das Angebot zu

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