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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Brand draußen völlig erloschen sein würde, aber natürlich hatten wir eine Menge Arbeit. Längst waren nicht alle wichtigen Daten der Fernerkundung ausgewertet, und bevorstehende Exkursionen mußten vorbereitet werden. Aber an diesem Abend der Landung auf »Flora« dachte niemand mehr an Arbeit. Bruno, der sonst nicht allzu entgegenkommende Kommandant, verschwand, als nach dem Niedergang Stabilität eingetreten war. Wenige Minuten später tauchte er mit Gläsern und mehreren Flaschen Wein wieder auf.
    Und es wurde ein harmonischer Abend, einer der wenigen gemütlichen, die wir uns während der gesamten Expedition geleistet haben. Natürlich lauerte hintergründig eine ungeheure Spannung, waren auch diese Stunden angefüllt mit Spekulationen, Vermutungen, Diskussionen. Aber was die vergangenen drei Jahre im Wachzustand nicht vermocht hatten, so empfand ich wenigstens, brachte dieser Abend. Ich hatte den Eindruck, wir verschmolzen zu einem richtigen Team, zu einer verschworenen Gemeinschaft. Und irgendwie wurde einem jeden von uns gewiß, die künftigen Aufgaben, und seien sie noch so kompliziert, würden leichter anzugehen sein…
    Trotz aller Gemütlichkeit gingen wir nicht zu spät schlafen.
    Ich lag lange wach. Außer dem leichten Knallen der Glut unter uns ließ sich von draußen nichts hören. Sollte es Tiere geben, hatte sie unser brachialer, feuerbrünstiger Einfall mit Bestimmtheit vertrieben.
    Später wurde ich durch ein dröhnendes Rauschen wach. Ich benötigte eine Weile, um zu begreifen. Es regnete äußerst heftig, eine Art tropischer Guß. Und irgendwie beruhigte mich diese Tatsache. Auch Lisa hatte das Trommeln aus dem Schlaf gerissen.
    »Wir wären morgen auch ohne Wolkenbruch nicht rausgekommen«, sagte ich. »Wenn der Bewuchs irdischem Holz gleicht, hätte er drei Tage gekohlt. So hilft der Regen…«
    Ohne daß wir uns verständigt hätten, standen wir auf und begaben uns in die Sichtkuppel. Friedrun und Bruno befanden sich bereits dort. Bruno dirigierte einen Außenscheinwerfer, leuchtete in die vom Himmel stürzende Flut hinein. Von unten stieg noch wallender Dampf empor. Die nähere Umgebung hielt sich hinter dem Vorhang aus Wasser und Brodem verborgen.
    Dort, wo das Licht den Schiffskörper traf, leuchtete es metallisch auf. Der Regen wusch auch die Antireflexfarbe herunter…
    Dann, wir überlegten, ob wir uns erneut schlafen legen sollten, ließ das Rauschen nach. Wenige Minuten später zogen die Regenwolken ab, und erste Sterne blinkten über dem Schiff, da und dort verschleiert im Dampf.
    Bruno schaltete alle Lichtwerfer ein, und ihre Strahlen rissen Gassen in die Finsternis, die durch die astlosen schwarzen Stämme, die am Rande der von uns gebrannten Lichtung gespenstig aufragten, noch unterstrichen wurde.
    Wir hörten die ersten Stimmen! Glucksen und Krächzen, ein zartes Pfeifen kamen aus der Höhe einer Gruppe weitab stehender hoher Bäume. Bodentiere würden sich noch eine Weile vom Kohle- und Aschebrei unter uns fernhalten.
    Eigenartig war uns schon zumute. Wenn nicht in der Zwischenzeit andere Schiffe ähnliches entdeckt hatten, waren wir die ersten Menschen auf einem derartig belebten Planeten…
    In mein erhebendes Gefühl hinein fragte Bruno: »Bleibt ihr auf?« Und ohne die Antwort abzuwarten: »Wir könnten schon jetzt die ersten Luftproben holen, da gewinnen wir Zeit.«
    Natürlich waren wir einverstanden, Lisa und ich, Friedrun ohnehin.
    Wenig später wußten wir: vierzig Komma fünf Prozent Sauerstoff, dreiundzwanzig Prozent Kohlendioxid, der Rest Stickstoff. Die erste Grobanalyse. »Eine nennenswerte Menge anderer Gase können wir ausschließen«, setzte Friedrun, die den Auswerter bediente, hinzu.
    »Setzt die Gifttests an«, forderte Bruno. »Dann nehmen wir noch ein paar Stunden Schlaf. Wenn alles gut geht, steigen wir schon morgen aus.« Das war mutig von Bruno.
    Ich tauschte mich darüber mit Lisa aus. Wir kamen zu dem Schluß, ihn hatte eine Art Fieber erfaßt, eine Angst auch, uns verbliebe nicht genügend Zeit, diesen im ganzen doch wahrscheinlich prachtvollen Planeten wenigstens einigermaßen kennenzulernen. Und da blieb noch das »Dorf«…
    Ich muß allerdings sagen, nach dem, was wir im Scheinwerferlicht von der dunstverhangenen Umgebung ausgemacht hatten, war das Dickicht ringsum undurchdringlich. Friedrun meinte scherzhaft, irdischer, brasilianischer Urwald wirke dagegen wie ein Birkenhain! Da mittendrin ein Dorf mit Primaten? Denn wer sonst sollte eine

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