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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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verschwanden, daß für ein näheres Betrachten keine Zeit blieb. Natürlich klassifizierten wir später diese Fauna. Zu diesem Zeitpunkt aber stand uns der Sinn nach anderem. Dann machten wir uns gegenseitig darauf aufmerksam: Nicht einer von uns hatte bislang ein Tier gesehen, das an ein irdisches Insekt erinnerte, wenn man von dem grashüpferartigen absah, das jedoch gewiß nicht zu den Kerbtieren zählte…
    Carlos vermeldete, daß in der näheren und weiteren Umgebung eine Menge Flugtiere ihr Wesen trieben, schwebende und schnell von einem Ort zum anderen sich bewegende. Hautflügler zumeist, wie er und Bruno glaubten erkannt zu haben.
    Wir kamen schlecht voran. Immer wieder blieben wir mit unseren umgehängten Ausrüstungsgegenständen an den engstehenden Stämmen beim Hindurchzwängen hängen. Wir mußten sehr achtgeben, daß der Nachfolgende durch zurückschnellende Äste und Ranken keinen Schaden nahm. Die Abstände zwischen uns durften nicht zu groß werden. Zu schaffen machten uns auch die vielen abgestorbenen, kreuz und quer liegenden Stämme, die offenbar sehr rasch in Fäulnis übergingen; bei den Temperaturen, der Feuchtigkeit und dem Sauerstoffgehalt der Luft kein Wunder.
    Allerdings ließ diese Erscheinung auch auf eine große Aktivität von Mikroorganismen schließen. Bislang hatten unsere Schnelltests für uns nichts Bedenkliches ergeben. Hier lag eigentlich unser größtes Risiko… Ich glaube, ein jeder von uns fragte sich das gleiche, als wir uns schwitzend durch das Dickicht drängten: Was wird mit dem »Dorf«? Mehrere hundert Kilometer bis dahin, und an einen Einsatz unserer Spezialfahrzeuge konnte nicht im Traum gedacht werden… Oder?
    Plötzlich Carlos: »Die Sonde meldet euch voraus einen, ich möchte sagen, ungeheuren Reflex, als ob da ein Goldklumpen in der Größe des Zuckerhuts läge. Aber ihr müßt zurück, Freunde, sofort, wenn ihr nicht abgluckern wollt. Regen kommt!« Eine lange Rede für Carlos, für uns eine bittere: die Quälerei zurück ohne Ergebnis. Höchstens fünfhundert Meter hatten wir dem Dschungel abgerungen.
    An diesem Tag war an eine weitere Exkursion nicht zu denken. Es goß wie aus Eimern, aber wir nutzten die Zeit. Wir stellten eine ganz neue Ausrüstungskollektion zusammen: leichte Motorsäge, Haumesser, Laserwerfer – letztere ohnehin als Bewaffnung. Es galt zunächst, voranzukommen auf Flora, uns beweglich zu machen, nicht Tiere und Pflanzen zu bestimmen, Bodenproben zu nehmen – was sonst an erster Stelle stand.
    Als wir nach der Exkursion aus der Schleuse gekommen waren, fanden wir Bruno und Carlos über ein Reflexraster gebeugt.
    Carlos hatte, nachdem wir eingestiegen waren und der Regen doch noch auf sich warten ließ, die Sonde über das Oval gesteuert und die verschiedenen Reflexe aufgenommen.
    Das Raster ergab ein riesiges geometrisches Gebilde, im wesentlichen bestehend aus einem über dreihundert Meter langen und etwa zwanzig Meter hohen Mittelteil, dem, links und rechts über Brücken – oder besser Korridore – verbunden, zwei ähnlich lange niedrigere Trümer parallel lagen, außerdem konnte man verschiedene, unbestimmbare Auswüchse und Erhebungen erkennen.
    Natürlich hatte Carlos mit seiner Sonde weitere fotografische Aufnahmen des Gebietes geschossen. Darauf ließ sich unter wuchernder geschlossener Vegetation der Körper visuell nicht ausmachen, höchstens erahnen; Schlüsse auf seine Konsistenz blieben unmöglich.
    Niemand würde uns dieses geheimnisvolle Etwas wegnehmen, es existierte offenbar schon lange, würde weiter existieren. Aber Blicke in unsere Gesichter, unsere Haltung machten deutlich, jeder stand auf dem Sprung, wollte dorthin.
    Eigenartigerweise diskutierten wir den Fund nicht heftig. Jedem war klar, dort lag ein Produkt hoher Vernunft, geheimnisumwittert. Jedes Mutmaßen mußte in Spekulation enden. Wir würden es sehen, uns ein Bild machen können, bald… Draußen prasselte die Sintflut nieder.
    Irgendwo müßten Flüsse existieren, die das Wasser abführen, sonst wäre der Untergrund ein einziger Sumpf. Selbst wenn der Boden aus Sand bestünde, könnte er diese Wassermengen nicht schlucken. Oder? »Und wenn wir doch – fliegen?« fragte Inge. Bruno zuckte mit den Schultern. »Wie landen?«
    »Jemand könnte zunächst absteigen«, sagte Carlos. »Ein Trupp… Eine kleine Lichtung ist schnell geschlagen.«
    Bruno nickte nachdenklich. »So machen wir es«, meinte er dann. »Ich denke mir, in beiden Richtungen…«, er

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