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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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versuchte ein Lächeln. »Ich bin keine Zimperliese…, aber schnell möchte ich schon weg von hier. Jeder eine Seite?«
    Ich drückte sie leicht an mich. »Ja«, bestätigte ich. Sie wußte wie ich, daß wir Gewißheit haben mußten.
    Wir öffneten – darauf bedacht, es parallel zu tun, denn so waren wir uns am nächsten – noch neunzehn Türen und. erblickten neunzehnmal das gleiche.
    Dann standen wir vor einer Wand, dem Ende dieses Raumschifftrakts auf der Etage.
    Bei den letzten beiden Räumen verweilten wir länger. Ich fuhr zählend
mit dem Lichtkegel an einer Querreihe der Skelette entlang, Friedrun tat
das gleiche längs.
»Vierundvierzig.«
    »Sechzehn«, sagte Augenblicke später Friedrun. Und nach Sekunden des Überlegens: »Über sechshundert…«
    Ich schüttelte den Kopf, was Friedrun nicht wahrnehmen konnte. »Nein«, sagte ich. »Weit über zehntausend…« Friedrun verstand. »Ja«, flüsterte sie, »zehntausend…«
    Ich hörte es ihrer Stimme an, daß sie es mathematisch verstanden, längst aber nicht begriffen hatte.

    Friedrun und ich kamen fast eine Viertelstunde zu spät zum Treffpunkt. Bruno sagte nichts, man hatte bereits begonnen, den Rover zu entladen. »Na, ihr habt wohl irgendwo ein gemütliches Plätzchen gefunden, ihr zwei«, lästerte Lisa.
    »Und ob!« bestätigte ich und zwang mich, auf ihren Ton einzugehen. Danach zumute war mir nicht.
    In dem Augenblick lud mir Carlos ein Bündel Matratzen auf und forderte: »Keine Volksreden jetzt, ausgewertet wird nachher.« Ich trabte davon.
    Bruno und Carlos hatten unterdessen eine Lichterkette gelegt, so daß wir zu fünft in etwas mehr als einer halben Stunde den ausgewählten Raum gründlich desinfiziert, mit allen Gegenständen versehen und sogar einigermaßen wohnlich eingerichtet hatten. »Und meine Isolierung?« fragte ich unernst.
    »Im Schiff kommst du mir noch nicht überallhin«, sagte Bruno, aber er winkte ab.
    »Zur Not bahren wir dich hier auf«, scherzte Carlos makaber. »Ist doch
ein prächtiges Mausoleum.«
»Als zehntausendundersten«, brummelte ich.
»Sam!« tadelte Friedrun.
»Bitte?« fragte Carlos, aufmerksam geworden.
    »Nichts«, ich schüttelte den Kopf und befaßte mich damit, den Desinfektor in Gang zu setzen, der für eine ständige Erneuerung der irdischen Luft im Raum Sorge tragen würde.
    Entgegen den üblichen Gepflogenheiten begann Bruno schon während des Essens mit der Auswertung. Er schaltete Inge auf den Monitor, die uns mit »Hallo, da seid ihr ja!« irgendwie erleichtert begrüßte.
    »Wir waren nur in der Steuerzentrale«, berichtete er dann. »Ein wenig antiquiert, aber ein Wunder.« Bruno schnalzte mit den Fingern. »Vom äußerlichen Anschein: Ich glaube, man brauchte nicht viel, und die Einrichtung funktionierte. Wir haben spaßeshalber einige Durchgänge gecheckt – keine Beanstandung. Es ist ein Schema dort, wir wissen jetzt über Form und Sektionen, Abschottungen und Antriebe Bescheid, wenn auch die Zweckbestimmung der einzelnen Schiffsteile konkret noch nicht bekannt ist – na, wo sollen schon wesentliche Abweichungen zu den heutigen Projekten liegen.
    Sechs Unterrumpftriebwerke haben sie. Und wenn wir die Parameter richtig gedeutet haben, sind das nicht nur zwei mehr als bei der FOTRANS, sondern jedes hat etwa den dreißigfachen Schub… So etwas konnten die damals bauen…«
    »Das Monstrum ist ja auch dreißigmal größer als die FOTRANS«, warf Inge ein.
    »Trotzdem, alle Achtung…!« Bruno fuhr fort, nachdenklicher, leise. »Wir dürfen davon ausgehen, es mußten etwa dreitausend Menschen an Bord gewesen sein…«
    Ich wechselte einen schnellen Blick mit Friedrun, noch waren wir nicht an der Reihe.
    »Allerdings – wenn ich Bruno ergänzen darf –, falls jemand das Schiff in Gang brächte, was ich auch nicht für ausgeschlossen halte, vorausgesetzt, Treibstoff wäre genügend vorhanden und die Alterung des Materials ließe es zu – und ein riesiges Risiko bliebe es ohnehin –, müßte er es stehend tun. Was wir bisher gesehen haben: nicht ein Sitzmöbel, kein transportabler Tisch, kein beweglicher Gegenstand von irgendeinem Gebrauchswert…« Carlos zuckte die Schultern. »Wissen wir, ahnen wir, wo sie sind?« fragte Inge. Bruno und Carlos schüttelten die Köpfe. Lisa sagte: »Nein.« Friedrun sagte: »Ja.« Es gab erstaunte, nach Erklärung heischende Gesichter.
    »Zehntausend von ihnen liegen da unten.« Friedrun deutete mit dem Daumen auf den Fußboden.
    Eine Weile herrschte

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