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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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von dem aus Treppen in die Tiefe und nach oben führten, auch ein vierteiliges großes Fahrstuhltrum befand sich dort.
    Hier verteilten sich die Spuren, die übrigens, das hielten wir für natürlich, ohnehin wesentlich schwächer geworden waren. Schließlich mußte vom Eingang bis hierher der hartnäckigste Schmutz von den Schuhen gefallen sein… Und so viele Stellen, an denen der Boden unbewachsen war, hatten wir draußen noch nicht angetroffen.
    Nach den Spuren schienen die meisten Unbekannten den Fahrstuhl und die Treppe nach unten benutzt zu haben.
    Also folgten wir dorthin. Hand in Hand stiegen wir die Stufen hinab.
    Unten erneut ein Korridor. Die Spuren führten weiter in die Richtung, in die wir – wann? – vom Quergang aus aufgebrochen waren.
    Wir kamen an ein Schott, beide Türen waren geschlossen! Das war insofern bemerkenswert, als wir derartiges – eine Sicherheitseinrichtung in jedem Schiff – schon das drittemal antrafen, aber stets mit sperrangelweit geöffneten Toren.
    Ich faßte zu, das Tor widerstand. Friedrun legte sich mit ins Zeug. Kreischend schwenkte der Flügel herum. Aus den Angeln rasselte Korrosionsschutt. Wie bei den anderen Schotten hatte jemand auch hier die ursprüngliche Hydraulikanlage abgekoppelt.
    Wir öffneten die zweite Tür – und blieben unschlüssig stehen. Ein intensiver Modergeruch, selbst durch die Filter unangenehm intensiv, schlug uns entgegen. Derartiges hatten wir auf unserem gesamten Marsch – draußen und drinnen – nicht erlebt.
    Wir sprachen nicht. Der Druck von Friedruns Hand verstärkte sich.
    Hinter der ersten Tür, die auf diesen Korridorabschnitt mündete, fanden wir Technik, ein Steueraggregat. Wir zogen Schübe, die Kontakte der Platinen schimmerten golden blank. »Ich wette, das funktioniert noch«, sagte ich und erschrak über den Hall meiner eigenen Stimme. »Das ist tatsächlich Gold«, erläuterte ich etliche Phon leiser. Natürlich wußte Friedrun das. Ich überdeckte mit meinem Sprechen eine steigende, permanente Furcht…
    Draußen im Korridor hing ein Thermometer, die Skale ziemlich unkenntlich, aber Glasrohr und Quecksilberfaden hatten überdauert. »Keine dreißig Grad«, sagte Friedrun, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Beinahe kühl gegen draußen.«
    Im nächsten Raum, der wesentlich größer war als der vorherige, befan
den sich Kessel, Pumpen, Rohrleitungssysteme, in scheinbar wirren Fol
gen aneinandergeschlossen.
»Eine Kälteanlage?« fragte Friedrun.
    Ich zuckte mit den Schultern. Technisch bin ich wenig beschlagen.
    Die nächsten Säle enthielten an den Wänden mit Rohren verbundene Rippenkörper, waren aber ansonsten absolut leer. »Es sind Kühlräume«, sagte ich.
    Wir trafen solche Depots zu beiden Seiten des Korridors. Es gab keine Räume und Flächen mehr analog denen im Stockwerk darüber, die der Entspannung gedient haben könnten. Die Zweckbestimmung würde auch die Spuren erklären. Es müssen in dieser Sektion des Schiffes beträchtliche Vorräte gelagert haben. Die hat man eben nacheinander abtransportiert, sich vorher nicht der Mühe des Schuheputzens unterzogen… Blieb nur die Frage, wohin man diese Waren gebracht hat. »Ich denke, wir kehren um«, schlug ich vor.
    Friedrun zog bereits an der Klinke der nächsten Tür, die dann kreischend aufschlug. Sie richtete den Strahler ihrer Lampe in den Raum dahinter – und erstarrte förmlich.
    Es war mehr Zufall, daß ich auch dahin leuchtete. Ich spürte beinahe, wie der Gefährtin ein Schrei in der Kehle steckenblieb. Ihr Arm, der die Lampe hielt, sank nach unten. Friedrun taumelte. Schlaff wies ihr anderer Arm ins Dunkel. »Da, Sam…«, hauchte sie.
    Wenn es überhaupt möglich war: Der Modergeruch hatte sich verstärkt.

    Ich war schnell hinzugetreten, hielt mit der Rechten Friedruns Schultern umfaßt. Ich muß sagen, daß mich innerlich Angst schüttelte angesichts des Schrecks, den die Frau erlitten haben mußte. Entsetzliches mußte dort sein… Langsam hob ich den linken Arm mit der Leuchte.
    Streng ausgerichtet lagen in dem ebenfalls großen Raum Skelette, menschliche Skelette. Und es war ohne jede Frage klar: Die Leichen wurden hier abgelegt, eine Begräbnisstätte, ein Mausoleum… Vor allem die verschränkten skelettierten Hände ließen daran keinen Zweifel. Friedrun fing sich. »Entschuldige«, flüsterte sie. »Das kam so plötzlich.« Ich nahm den Lichtschein vom schaurigen Fund. Wir schwiegen. »Geht’s wieder?« fragte ich dann.
    Friedrun

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