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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sollte. Der obligatorische Regenguß veranlaßte uns, den Beginn der Exkursion endgültig auf den nächsten Tag zu verschieben.
    Der nächste Tag ließ sich gut an. Der Boden dampfte, erste grüne Spitzen reckten sich keck hervor, als hätte es nie diese Flieger gegeben, und ich freute mich, wieder mit den Gefährten vereint zu sein. Es sei die letzte Nacht meiner Quarantäne gewesen, meinte Bruno mit einem anzüglichen Blick auf mich und Lisa.
    Wir fuhren den Rover, danach den Flügler zwei aus der Schleuse und beluden beide mit dem bereits vorsortierten Gerät und Proviant. Dabei tauschten wir heiter Bemerkungen aus, machten uns auf dieses und jenes aufmerksam, bestaunten gemeinsam das Skelett der Echse, und Lisa meinte, man müsse es als Präparat sicherstellen, was sie jedoch nicht tat. Nach knapp zwei Stunden intensiver Arbeit hatten wir alles verstaut, ich schob das letzte Bündel auf den Rover.
    »Fahr ihn gleich ein, Sam!« rief Carlos, der in der Bugluke des Drehflüglers stand.
    Ich hob die Hand zum Zeichen, daß ich ihn gehört hatte. Dann setzte ich mich ans Steuer, rekapitulierte gedanklich die Handhabung; denn täglich fuhr ich eine solche Maschine nicht. Danach drehte ich den Kopf zu Carlos und drückte den Starter oder wollte ihn drücken oder… Ich weiß es nicht mehr.
    Ich wollte zu Carlos blicken und mußte mein Gesicht ihm zuwenden. Mein Blick ging zunächst unter den Flügler hindurch, erreichte aber Carlos gar nicht, sondern blieb an drei Gestalten hängen, die jenseits der Lichtung am Rande des Waldes standen und uns offenbar zusahen. »Was ist denn?« rief Carlos unwillig; er mußte gebückt stehen. »Bekommst du das Ding nicht los?«

Ich hatte mich ziemlich schnell gefangen. Ohne den Blick vom Waldrand zu lassen, legte ich den Zeigefinger auf die Lippen.
    Carlos kapierte nicht, kam mir die Rampe herunter ein Stück entgegen, offensichtlich willens, mir zu zeigen, wie es gemacht wird.
    Ich rutschte vorsichtig vom Sitz ins Freie, ließ den Finger auf dem Mund und machte mit der anderen Hand eine leichte Abwehrgeste, die bedeuten sollte, nicht näher zu kommen.
    Irgend etwas an meinem Getue schien Carlos dann doch zu irritieren. Er blieb tatsächlich stehen.
    Oben in der Kanzel sah ich mit einem schnellen Seitenblick bereits Bruno und zwei der Frauen sitzen.
    Mit steifen Schritten hatte ich Carlos erreicht, geriet aber hinter ein herabhängendes Flügelblatt, so daß ich die drei am Waldessaum nicht mehr sehen konnte. »Am Wald stehen drei«, raunte ich und fand es albern, weil wir uns vordem alle Anordnungen laut zugerufen hatten.
    »Was ist?« Durch die Schutzscheibe sah ich, wie Carlos die Stirn runzelte. Dann hob er die Hand, wahrscheinlich in der Absicht, sich an den Kopf zu tippen als Reaktion auf meine Bemerkung. Er unterließ es, weil er offensichtlich meine Erregung spürte.
    Ich faßte ihn am Arm, zog ihn einige Schritte zu der Stelle, von der aus man die drei Gestalten sehen mußte.
    Sie verschwanden gerade im Wald, nicht hastig, aber entschlossen. Carlos sah davon nichts mehr. »Jetzt sind sie weg«, stellte ich überflüssigerweise fest.
    Und nun blickte mich Carlos doch an, als ob er an meinem Verstand zweifle.
    Ich bedeutete Bruno, er solle Sprechverbindung mit mir herstellen, und
teilte ihm meine Beobachtung mit.
»Und du irrst dich nicht, Sam?« fragte er.
Ich protestierte.
»Gut, wir kommen.«
    Wir versammelten uns an der Rampe, auf der noch immer der Drehflügler stand.
    »Also wo?« fragte Bruno, und er schien etwas verstimmt ob der erneuten Verzögerung des Aufbruchs.
    Ich deutete abermals zum Waldrand. Dort befand sich nichts, was ei
ner Gestalt, einem Menschen gar, ähnelte.
»Wie sahen sie aus?« fragte Friedrun drängend.
    »Irgendwie grau in grau«, sagte ich. »Deutlich habe ich sie ja nicht wahrgenommen auf die Entfernung.«
    »Na, ich glaube eher, dir ist die Quarantäne nicht bekommen«, scherzte Lisa.
    Mir war nicht nach Witzeleien zumute. »Paßt auf«, ordnete ich an. »Ihr gebt mir Rückendeckung – und ich schau mir das an, klar?«
    Und noch ehe einer meinen Vorschlag beantworten konnte, war ich unterwegs.
    Ich ging langsam mit abgespreizten Armen und zum Wald gekehrten offenen Handflächen. Dann fiel mir ein, ich müsse mit der das Gesicht bedeckenden Scheibe und dem weiten orangefarbenen Anzug wie ein Monster aussehen. Ich blieb stehen und änderte das, nahm Helm mit Scheibe und dann kurz entschlossen noch den Atemfilter ab. Mehr als weitere Quarantäne

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