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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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es durcheinander. Lene lud zum Sitzen in einen großen Kreis, es gab ein Hin- und Hergerücke. Zu diesem Zeitpunkt brachten wir Bruno unsere Huldigungen dar.
    Plötzlich eine krächzige Stimme neben mir. »Ja, war großartig eures Bruno.«
    Ich fuhr zusammen. Dem Aussehen nach ein uralter Mann stand neben Lisa, und er hatte diese Worte auch an Lisa gerichtet, als Echo auf ihre Anerkennung Brunos.
    Auch Lisa erschrak, sie wurde blaß und blickte auf den Mann, der fast einen Kopf kleiner war als sie, als stünde sie einem dieser Kraken mit aufgerichteten Fangarmen gegenüber.
    Der Alte schätzte Lisas Reaktion richtig ein. Meine hatte er nicht gesehen. »Kein Angst«, beschwichtigte er. »Ich Idiot, verstehst?« Er tippte sich an die Stirn und malte mit den Fingerkuppen kleine Kreise. »Verrückt«, er kicherte.
    Da tauchten zwei dralle Mädchen auf und drängten den Alten von uns ab. »Verrückt«, wiederholte er und kicherte unaufhörlich.
    Wir konnten uns nur schwer vorstellen, daß sie dieses Fest erst seit dem Augenblick vorbereiteten, zu dem wir auf das Dorf zurückten. Sollten sie uns länger beobachtet haben? Woher aber nahmen sie dann die Sicherheit, daß wir kommen würden? Aus ihrem Glauben vielleicht, von dem wir gerade eine noch nicht durchgängig verständliche Kostprobe erlebt hatten. Dennoch mußte die Nachricht von unserer Landung hierhergedrungen sein. Standen sie mit der anderen Gruppe in Verbindung, zu der Mary gehörte? Wie viele Gruppen gab es? – Falls Mary wirklich dort wohnte, wo sie angehalten hatte, befand sich diese Ansiedlung keine dreißig Kilometer von unserem Schiff entfernt. Sie hätten unsere Landung bemerken können… Dann sollten aber Nachrichtenverbindungen, Wege vielleicht, bestehen. Mein Blick fiel auf das gelbliche Wasser des Flusses. Dort läge eine Möglichkeit!
    Wir kannten den Planeten zuwenig, hatten uns bislang ablenken lassen von unserer eigentlichen Aufgabe.
    Es war ein außerordentlich interessantes Fest, auf dem wir viel sahen, manche neuen Rätsel erfuhren, einige sich lösten.
    Bruno mußte neben Lene sitzen, wobei mir schien, als fühle sie sich dabei nicht behaglich; denn ansonsten befand sich, falls die Sitzordnung eine Rangordnung darstellte, kein Mann in ihrer Nähe. Unsere Frauen hingegen saßen zwischen anderen Frauen ganz weit vorn, während Carlos und ich – durch geschicktes Schubsen und Komplimentieren – von der Spitze ziemlich abgedrängt worden waren.
    Mein erster Eindruck: Sie hatten Mutter Erde personifiziert, zu einer Art Götze oder Göttin erhoben, und ihr Glaube gründete sich darauf, eines Tages komme die Mutter zu ihren Kindern, vielleicht im Alter oder als eine Art Erlösung oder… So wurde womöglich ein grausamer Irrtum heraufbeschworen.
    Alles Spekulation! Was schon wußten wir denn von ihnen! Aber daß es SIE waren, daran hegte niemand von uns mehr einen Zweifel – wenn es auch nach wie vor unbegreiflich blieb, auch für mich, der die These als erster vertrat. Oder steckte da eine schreckliche Logik dahinter, eine, die weder die damaligen noch die heutigen Menschen je geahnt, geschweige denn vorausgesehen hätten?
    Den Pioniergedanken hat die Menschheit aufgegeben, aber nicht, weil er sich etwa selbst ad absurdum führt, sondern weil wir ein Kolonisieren auch von unbewohnten Planeten ohne Not für unmoralisch halten. »Das Weltall dem Menschen« ist eine Anmaßung, und unser Sonnensystem hat unbegrenzt Ressourcen, wobei der endlich erreichte Kreislauf der Stoffe ihre restlose Erschließung gar nicht fordert. Nur die Not sollte uns nach anderem Ausschau halten lassen. Und dafür sind wir unterwegs… Und sie? Die anmaßende Eintragung ihres Kommandanten ins Logbuch hat es deutlich genug gemacht!
    Das alles waren nicht die rechten Festgedanken. Ich schob sie also hinweg, auch in der Gewißheit, daß der nachmittägliche Regenguß die Freuden erheblich stören würde und wir bis dahin das große Ereignis nutzen sollten.
    Da die Vorbereitungen noch liefen, wurde das Sitzen offenbar nicht nur uns langweilig. Alle quirlten erwartungsvoll umher, ich mischte mich ein und hatte so Gelegenheit, Einblicke zu nehmen.
    Sie schleppten alles heran, was die Natur bot, und, das wurde klar, sie hatten sich angepaßt und trotzten ihr das Leben ab!
    Es wurde Echsenschaschlik vorbereitet, viele Urflügler mußten daran glauben. Igelartiges wurde in Lehm eingepackt und im eigenen Saft gedämpft, es gab eine Raupensuppe…
    Aber im allgemeinen konnte ich

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