Der Untergang der Telestadt
und das sah ulkig aus.
»Hallo!« antwortete die eine und hob ihren Speer zum Gruß.
Bruno nahm den Strahler hoch und gab der Echse den Fangschuß.
Als der blaue Strahl hervorzuckte, eine Sekunde im Halbdunkel des Waldes als feiner Faden stand, die Echse, am Kopf getroffen, in einer kleinen Brandwolke verröchelte, wichen die beiden Frauen mit vor das Gesicht gehaltenen Händen zurück, und sie kamen erst wieder hervor, als Bruno winkte.
»Hallo!« wiederholte die eine, beträchtlich ältere. »Grüß!« Das ließ sich gut an.
Der Zwischenfall mit der Echse war harmlos. Weniger harmlos fand ich, daß sie uns offenbar bereits eine Weile beobachtet, im Unterholz begleitet hatten und es ihnen wohl ein leichtes gewesen wäre, statt des Tieres einen von uns aufzuspießen. O heiliger Leichtsinn! Ich machte mir ernsthaft Vorwürfe, nicht eher auch Feindseligkeiten einkalkuliert zu haben. Daß alles gut gegangen war, beruhigte mich nur ungenügend. Plötzlich hob die jüngere Frau den Kopf, legte die Hände als Schalltrichter an den Mund und stieß einen modulierten Schrei aus, der mich an einen Tarzanfilm, den ich als Junge gesehen hatte, erinnerte. Der Schrei wurde von mehreren Stellen vor uns und hinter uns beantwortet.
In weniger als fünf Minuten waren wir von etwa hundert dieser seltsamen Gestalten umringt. Keine nahm eine feindselige Haltung ein. Und diesmal befanden sich ebenfalls Männer – wenn auch in der Minderzahl – darunter. Sie trugen zusätzlich einen Lendenschurz. »Hallo, Grüß!« rief die, welche die Echse erstochen hatte. »Hallo, Grüß!« rief die gesamte Gruppe. Ich muß gestehen, mir wurde es recht blümerant.
Und dann erlebten wir etwas Seltsames: Auf ein paar Worte wieder jener Dame hin, offenbar der Anführerin, aus denen ich glaubte, die Wörter »Straße« und »arbeiten« herausgehört zu haben, begann vor uns ein merkwürdiges Treiben. Alle diese Wesen stürzten vor dem Rover auf den Weg und sprangen die stärkeren Stämme an, klammerten sich daran fest und zogen sie mit ihrem Körpergewicht um. Die Pflanzen, offenbar sehr spröde, platzten kurz über dem Boden weg.
Wir sind auf Flora noch nie so schnell vorangekommen seit der Landung wie auf den letzten zwei Kilometern zum Dorf.
Ja, es war ein Dorf, wir hatten richtig vermutet. Und das Infrarotbild hatte es sogar einigermaßen realistisch wiedergegeben. Eine auch aus menschlicher Sicht ziemlich große Siedlung tat sich auf, und wir blieben überrascht am Waldrand stehen.
Dann traten wir auf einen Platz hinaus, der von hohen, aber einzeln stehenden Bäumen umgeben, aber sonst ebenfalls in großen Abständen bewachsen war. Der letzte Sturm hatte offenbar Schaden angerichtet, denn zwei, drei der Riesen lagen umgebrochen, doch man mühte sich wohl um ihre Beseitigung.
Im Augenblick unseres Erscheinens aber arbeitete niemand.
Sieben- bis achthundert, schätzte ich, hatten sich versammelt, Kinder quirlten herum, Greise standen gebückt und abwartend, die Jüngeren schwangen Waffen. Es herrschte eine Art gedämpfte Begeisterung. Und unser Besuch war ohne Zweifel der Anlaß und – vorbereitet!
Man bildete Spalier, eine Aufforderung, uns die Dorfstraße entlang zu bewegen, was wir auch taten. Zu fünft marschierten wir vor dem Rover her, den Carlos fuhr.
Wir bemühten uns um Würde, hatten die Helme abgenommen und ordneten uns nach einer Rangfolge. Bruno schritt allein vorn, dann folgten Friedrun und Lisa, das letzte Glied bildeten Inge und ich.
Es war ein Knüppeldamm, ausgelegt mit Holzstämmen, die offenbar nicht so schnell der Fäulnis unterlagen, auf dem wir entlangschritten. Diese Art der Straßenbefestigung hatte wohl außerdem den Vorteil, das Wasser gut abzuleiten.
Links und rechts der Straße standen durchaus repräsentative Hütten, beinahe Häuser, gefügt aus Stämmen mit sauber eingelassenen Türen und Fenstern, letztere mit nahezu durchsichtigem Material bespannt. Es gab ein, zwei kurze Nebenstraßen, und hinter jedem der Häuser sahen wir Höfe und Wirtschaftsbauten. In Gehegen hausten Hautflügler, Echsen und ein Getier, das wir bislang noch nicht zu Gesicht bekommen hatten, sagen wir: ein hochbeiniges, zotteliges, schafgroßes Gürteltier.
Wir marschierten durch das Dorf, man winkte begeistert, rief uns zu, wir hörten oft »Grüß!« und auch »Brud!« und wurden gleichsam einem Platz am anderen Ende der Straße zugeleitet, auf dem uns die Honoratioren erwarteten.
Es war unerträglich heiß. Durch den dünnen
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