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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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könnte, um die bestimmt kommenden Gefahren abzuwenden oder zumindest zu mildern. Mit einer ziemlich verrückten Idee ging ich zu Bett.

    Mit der verrückten Idee von gestern abend bin ich aufgewacht. Ich machte mir eilig ein Frühstück und stieg in die Materialdepots.
    Nach langem Suchen fand ich, was ich brauchte: das Formblech! Allerdings lagen nur noch unsortierte Abfallstücke umher, aber sie waren groß genug, um mein Vorhaben auszuführen.
    Ein späterer Leser wird vielleicht lächeln, aber dieses Formblech war für uns neu und eine gewaltige Errungenschaft. Dünnwandig, wie es war, konnte es sehr leicht modelliert und, wenn man vorsichtig genug war, sogar mit der Hand tiefgezogen werden. Die so erhaltene Plastik wurde unter Stromeinwirkung zu einem stahlharten, kaum verformbaren Gebilde.
    Aus diesem Blech fertigte ich mir einen bis über die Hüften reichenden Brustpanzer, den ich der hohen Temperaturen wegen mit unzähligen Bohrungen versah. Diesen Panzer ergänzte ich mit einer Gesichtsmaske. Die Idee begeisterte mich so, daß ich mir auch noch passende Wadenschienen herstellte. Das Ganze strich ich grün, wählte ein ebenso gefärbtes Trikot, und ich fand mich vor dem Spiegel geschützt und getarnt genug für mein Vorhaben, sah aus wie ein verformter, gedrungener Baumstumpf. Und so schwer und ungelenk, wie sich das anhören könnte, war das nicht. Wenn ich mit der entsprechenden Gemächlichkeit ans Werk ging – und Zeit hatte ich wohl zur Genüge –, dann mußte auch die Schwüle zu überstehen sein.
    Ich benötigte drei Tage für den Entwurf und die Fertigung meiner Rüstung. Jedes Stück, das ich vollendet hatte, probierte ich wie ein Kind aus, indem ich es anlegte, durch das Schiff und seine Umgebung stromerte. Den Brustpanzer unterzog ich einer großen Belastung in einer Presse der Werkstatt, und ich glaubte, er würde die Umklammerung eines Polypen – und darum ging es mir ja im wesentlichen – aushalten. Ich suchte mir ein Arsenal leichter, aber wirkungsvoller Waffen zusammen und begann ein Übungsprogramm zu absolvieren. Dabei kam ich mit dem Handlaser am besten zurecht, und ich konzentrierte mich darauf.
    Mit Sorgfalt wählte ich Ausrüstung, Proviant und Kleidung. Als ich alles gestapelt hatte, mußte ich feststellen, daß das am Körper zu transportieren weit über meine Kräfte gehen würde.
    Ich wählte also erneut, mußte aber akzeptieren, daß einiges unverzichtbar war und schließlich doch noch zuviel übrigblieb. Ich sann auf ein Transportmittel, inspizierte abermals das Schiff, fand – eigentlich erwartungsgemäß – nichts Brauchbares. So kam ich auf die Idee, an der Strecke nach Seestadt Depots einzurichten.
    Am folgenden Tag begann ich damit. Ich hatte die Entfernung eingeteilt, wollte nach zwei Stunden Marsches kleine Depots mit Proviant und anderen Vorräten einrichten; jedes zweite aber sollte eine Art Stützpunkt sein.
    Und ich wollte in Etappen vorgehen. Also erst einmal das gesamte Gepäck zum ersten Depot schleppen, dieses ausrüsten, weitertransportieren – und so fort.
    Während meiner Vorbereitung, die mich auch in die Umgebung des Schiffes führte, verhielt ich mich nicht besonders vorsichtig. Ich hatte mich damit abgefunden, daß man mich hier nicht suchte. An die Möglichkeit, daß man zum Schiff auch aus anderen Gründen kommen könnte, dachte ich nicht ernsthaft – und wäre beinahe noch vor dem Beginn meiner Mission hereingefallen: Um und um behangen, schwitzend, schleppte ich mich in meiner mühsam ausgehauenen Schneise unter Umgehung von Ziel auf den Hauptweg. Ich hatte höchstens noch zehn Meter, als ich das Geräusch hörte. Ich verhielt, ließ das Gepäck fallen, kauerte mich hin.
    In unvertretbar hoher Geschwindigkeit brauste mit Getöse ein Transportschweber auf der Hauptschneise vorbei, peitschte junge Triebe und Blätter umher. Ich erblickte einige in Strahlenschutzanzüge gehüllte Gestalten hinter den Scheiben. Wäre ich mit meinem Kram bereits auf der Straße gewesen, ich hätte wahrscheinlich nicht genügend schnell im seitlichen Unterholz verschwinden können.
    Ich lauschte dem Turbinengeräusch hinterher, es verstummte in Ziel nicht. Das Gefährt zog anscheinend eine Kurve durch die Stadt, hin auf die Ausfallstraße zur Telesalt.
    Eine Weile trat ich unschlüssig von einem Bein auf das andere. Dann stapelte ich meine Umhängsel auf einen Haufen, sicherte sie oberflächlich mit einer Plane – denn in den Wipfeln zog sich eine Echsenhorde zusammen

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