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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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– und ging den kurzen Weg zurück.
    Durch das Unterholz hindurch beobachtete ich, wie vier Männer und zwei Jugendliche, die ich aus der Schule kannte, Fässer und andere Vorratsbehälter sowie Träger und weitere Reste von den verbliebenen Baumaterialien auf den Transporter luden. Die Schutzanzüge hatten sie abgestreift, sie arbeiteten nicht besonders schnell, unterhielten sich laut, aber ich hörte nur einige nichtssagende Satzfetzen. Den Eindruck, daß sie auch beauftragt seien, nach mir zu suchen, gewann ich nicht. Als sie den Schweber vollgeladen hatten, schleppten sie noch immer Materialien aus dem Schiff, die sie später mit einer Plane überdeckten. Ich mußte also annehmen, daß eine Aktion eingeleitet war, Restvorräte nach Seestadt zu fahren. Sie würden also wiederkommen, was für mich eine Verzögerung und verstärkte Obacht bedeutete.
    Nachdem die Plane vertäut war, verschwanden die sechs abermals im Schiff, und sie tauchten erst nach einer knappen Stunde wieder auf, jeder mit kleinem Handgepäck, und ich war mir sicher, mit requirierten Gegenständen für den eigenen Bedarf.
    Ohne Eile streiften sie die Anzüge über, bestiegen den Schweber, der sich wenig später unter Aufheulen der Triebwerke auf sein Luftpolster erhob und, immer schneller werdend, in Richtung Ziel entschwebte. Aus der Ferne hörte ich, daß dort die Turbinen noch einmal verstummten. Suchten sie doch nach mir? Ich konnte es nicht glauben. Wer würde mich schon für so dumm halten, mich der Strahlung auszusetzen. Ich hielt es eher für wahrscheinlich, daß sie dort vielleicht Messungen durchführten oder weiteres Material, unverstrahltes, aufluden.
    Nach einer halben Stunde rauschte der Schweber auf der Hauptstraße Richtung Seestadt an mir vorbei. Ich war zu meinem Ausgangspunkt zurückgekommen…
    Verunsichert rechnete ich. Selbst wenn sie sofort wiederkehrten, würden sie drei bis vier Stunden benötigen, Zeit also genug, daß ich mein nächstes Ziel erreichen konnte. Aber ich mußte hinaus auf die Straße… Und wenn sie ein zweites Fahrzeug einsetzten…? Daß sie bald zurückkehrten, dafür sprachen die im Freien abgelagerten Materialien. Der Tag war noch nicht weit fortgeschritten. Vor dem Regen am Nachmittag sollte alles in Sicherheit sein.
    Ich wagte es dennoch. Und es saß mir die zwei Stunden die Angst im Nacken, ich schwitzte nicht mehr nur der permanenten Schwüle wegen. Schneller als geplant schritt ich aus, das Gepäck schlug mir gegen die Beine, blieb an den vom Boden heraufsprießenden Trieben hängen, drückte mir die Rüstung schmerzhaft auf die Schultern.
    Ich hielt unter ständigem Vorauslauschen die geplanten zwei Stunden ein.
    Wenn ich vermeinte, die Andeutung eines im permanenten Gekreische, Gebelle und Geschabe fremdartigen Geräusches zu hören, blieb ich stehen, forschte mit den Blicken nach einer Lücke in der Pflanzenwand der Schneise, in die ich notfalls Deckung suchend schlüpfen konnte. Ich schätzte, daß der erste Abschnitt meiner Depotkette mindestens einen Kilometer länger geworden war, als ich in den zwei Stunden Marsch ursprünglich geplant hatte. Die Furcht, überrascht zu werden, trieb mich voran.
    Sie erwies sich als unbegründet. Als die zwei Stunden vorüber waren, drang ich rechtsseitig in das Unterholz. Nach einigen Schritten zeigte sich eine kleine Schneise, die ein bereits verfaulter umgestürzter Baum einst geschlagen hatte. Zunächst warf ich das Gepäck und meine Rüstung ab, öffnete die Kleidung und verschnaufte. Schweiß tropfte mir von der Stirn, die Glieder schmerzten, und ich benötigte mehr als zwanzig Minuten, um einigermaßen wieder zu Atem, zur Ruhe zu kommen. Dann begann ich, das Depot einzurichten. Ich schnitt Äste, um einen Rost zu fertigen, damit die Materialien Abstand zum stets nassen Boden erhielten. Auf diesem Rost vertäute ich die gut verschlossenen Behälter. Sehr in acht nahm ich mich nicht, was die Geräusche anbelangte, die ich verursachte. Wenn der Transporter wiederkehrte, würde er mit seinem Getöse das überdecken.
    Schon machte ich mir Gedanken, was zu tun sei, wenn ich mit der Arbeit fertig sein würde. Als ich dabei war, über das Depot die abdeckende Schutzfolie zu ziehen und ordentlich zu befestigen, kam das charakteristische Rauschen aus Richtung Seestadt wieder auf.
    Die Leute glitten abermals viel zu schnell durch die halbverwachsene Schneise. Und gerade auf meiner Höhe rammten sie einen in die Trasse hineinragenden Baum, daß ich dachte,

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