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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lag, vielleicht
sogar etwas wie eine Drohung. »Andreas gehört jetzt zu uns. Ihr werdet ihm kein Leid zufügen.«
Die Kinder schwiegen noch immer. Der Hass in den Augen des Jungen war unverändert groß, wie auch
die Kälte in denen seiner Schwester nicht abnahm. Andrej fröstelte. Er hatte keine Angst. Er wusste, dass
ihm im Moment keine Gefahr drohte, aber noch nie hatte er eine solche Bosheit und eine so
unkontrollierte Lust am Zerstören und Töten, am zufügen von Leid gespürt wie in Gegenwart dieser vier
Kinder.
Plötzlich musste er wieder an Flock denken, und er wusste nun, dass der Pfarrer Recht gehabt hatte. Das
hier waren keine Kinder. Es waren nicht einmal Menschen. Es waren Dämonen.
Zitternd drehte er sich zu Elena herum. »Was bedeutet das? Was hast du mit diesen …« Er suchte nach
Worten und fand keine, und Elena, die seine Qual zu spüren schien, unterbrach ihn mit einer raschen
Geste.
»Später«, sagte sie. »Ich erkläre dir alles.« Sie trat mit zwei schnellen Schritten an seine Seite und machte
eine Bewegung, mit der sie die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich lenkte.
Andrej hatte das Gefühl, wieder freier atmen zu können, als die Blicke der unheimlichen Kreaturen nicht
mehr auf ihn gerichtet waren. »Ihr werdet weder ihm noch seinem Freund oder irgend jemandem hier
etwas antun«, fuhr Elena fort.
»Ihr habt schon viel zu viel Schaden angerichtet. Wir werden in wenigen Tagen weiter ziehen, und so
lange werdet ihr euch verborgen halten. Habt ihr das verstanden?«
Sie schien nicht wirklich auf eine Antwort zu warten, denn schon nickte sie mit grimmigem
Gesichtsausdruck und machte eine Geste tief in den Wald hinein. »Und nun geht. Ich komme vielleicht
später noch einmal zu euch und erkläre euch alles.«
Es war fast unheimlich, wie lautlos die vier Gestalten ins Dickicht zurückwichen und mit seinen Schatten
zu verschmelzen schienen. Doch wenige Augenblicke später war auch ihre unheimliche Präsenz nicht
mehr zu spüren, und der Wald schien sich wieder zu verändern, von einem Ort des Bösen, der der Hölle
näher war als der Welt der Menschen oder gar dem Himmel, wieder zu einem Stück der Realität.
»Was bedeutet das?«, fragte Andrej noch einmal.
Elena antwortete nicht gleich, sondern neigte den Kopf und schloss die Augen, als würde sie lauschen.
Erst, als sie zu dem Ergebnis gekommen zu sein schien, dass sie tatsächlich allein waren, hob sie die Lider,
antwortete aber auch jetzt nicht, sondern wies auf den Waldrand und ging los. Fast auf dem gleichen Weg,
auf dem Flock und er vor zwei Tagen hier heraus getaumelt waren, verließen sie das kleine Waldstück und
gingen wieder zum Lager zurück.
»Du hast mich gefragt, warum Laurus mich nicht mehr berührt hat«, sagte Elena. »Du hast den Grund
gerade gesehen.«
Andrej blieb stehen und riss ungläubig die Augen auf.
»Wie bitte?«
»Es sind seine Kinder«, sagte Elena leise. »Laurus ist ihr Vater. Und ich ihre Mutter.«
Andrej schnappte hörbar nach Luft. »Dann ist Laurus also auch -?«
»Nein«, fiel ihm Elena ins Wort. Fast erschrocken. »Laurus ist ein Sterblicher. Der einzige hier im Lager.«
»Wusste er, was du bist?«, fragte Andrej.
Elena nickte. »Ja. Er hat es immer gewusst.«
»Und es hat ihm nichts ausgemacht?«, fragte Andrej ungläubig.
Elena lachte ganz leise; jedenfalls glaubte Andrej im ersten Moment, dass es ein Lachen wäre, aber dann
war er nicht mehr sicher. Vielleicht war es auch ein unterdrücktes Schluchzen oder ein leiser,
verzweifelter Schrei. »Urteile nicht vorschnell, Andreas«, sagte sie. »Laurus war nicht immer so. Vor
zwanzig Jahren war er dir ähnlicher, als du vielleicht glaubst. Er hat wohl geglaubt, dass die Liebe jedes
noch so große Hindernis überwinden kann.«
»Kann sie es?«, fragte Andrej.
»Ich glaube, er ist daran zerbrochen«, sagte Elena. »Ich weiß, er ist ein bitterer, böser alter Mann
geworden. Aber es ist nicht seine Schuld. Auch nicht meine. Vielleicht ist es einfach die Schuld des
Lebens, das nicht gerecht ist.«
Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander her, bis sie die Grenze des Lagers erreicht hatten.
Andrej folgte Elena ganz instinktiv, doch plötzlich wurde ihm klar, dass sie wieder den Weg zu seinem
Wagen eingeschlagen hatte, und er blieb stehen.
»Du solltest zu deinem Mann zurückgehen«, sagte er.
Elena sah ihn traurig an. »Warum?«
»Weil du zu ihm gehörst«, erwiderte Andrej. Wie gern hätte er etwas anderes gesagt. Es gab nichts, was er
im Moment mehr

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