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Der Untertan

Der Untertan

Titel: Der Untertan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Mann
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einem Volkspark zu umgeben, damit nämlich die unlösbare Verbindung von Herrscher und Volk sinnfällig in die Erscheinung tritt. Da haben wir nun im Zentrum der Stadt an ein größeres Grundstück gedacht; auch die Nachbargebäude wären zu haben; es ist in der Meisestraße.«
    »Soso. Meisestraße.« Wulckows Brauen hatten sich gewitterhaft zusammengezogen. Diederich erschrak, aber es gab kein Halten mehr.
    »Der Gedanke ist aufgetaucht, daß wir uns, noch bevor die Stadt der Sache nähertritt, die betreffenden Grundstücke sichern und unbefugten Spekulationen zuvorkommen sollen. Unser Herr Ehrenvorsitzender hätte natürlich das erste Anrecht...«
    Nach diesem Wort wich Diederich zurück, der Sturm brach los. »Herr! Für wen halten Sie mich? Bin ich Ihr Geschäftsagent? Das ist unerhört, das war noch nicht da! So ein Koofmich mutet dem Königlichen Regierungspräsidenten zu, er soll seine schmutzigen Geschäfte mitmachen!«
    Wulckow dröhnte übermenschlich, er drang mit seiner gewaltigen Körperwärme und mit seinem persönlichen Geruch gegen Diederich vor, der sich rückwärts bewegte. Auch der Hund war aufgestanden und ging kläffend zum Angriff über. Das Zimmer war auf einmal erfüllt von Graus und Getöse.
    »Sie machen sich einer schweren Beamtenbeleidigung schuldig, Herr!« schrie Wulckow, und Diederich, der hinter sich nach der Tür tastete, hatte nur Vermutungen darüber, wer ihm früher an der Kehle sitzen werde, der Hund oder der Präsident. Seine angstvoll irrenden Augen trafen das bleiche Gesicht, das von der Wand herab drohte und blitzte. Nun hatte er sie an der Kehle, die Macht! Vermessen hatte er sich, mit der Macht auf vertrautem Fuß zu verkehren. Das war sein Verderben, sie brach über ihn herein mit dem Entsetzen eines Weltuntergangs... Die Tür hinter dem Schreibtisch ging auf, jemand in Polizeiuniform trat ein. Den schlotternden Diederich überraschte er nicht mehr. Wulckow ward durch die Gegenwart der Uniform auf einen neuen furchtbaren Gedanken gebracht. »Ich kann Sie augenblicklich verhaften lassen, Sie Jammerprinz, wegen versuchter Beamtenbestechung, wegen Bestechungsversuch an einer Behörde, an der obersten Behörde des Regierungsbezirks! Ich bringe Sie ins Zuchthaus, ich ruiniere Sie für Ihr Leben!«
    Auf den Herrn von der Polizei schien dieses Jüngste Gericht nicht entfernt den Eindruck zu machen wie auf Diederich. Er legte das Papier, das er brachte, auf den Schreibtisch nieder und verschwand. Übrigens drehte auch Wulckow sich plötzlich um; er zündete seine Zigarre wieder an. Diederich war nicht mehr da für ihn. Und auch Schnaps ließ von ihm ab, als sei er Luft. Da wagte Diederich es, die Hände zu falten.
    »Herr Präsident«, flüsterte er wankend, »Herr Präsident, erlauben Herr Präsident, daß ich feststellen darf, es liegt ein, darf ich feststellen, tief bedauerliches Mißverständnis vor. Nie würde ich, bei meiner wohlbekannten nationalen Gesinnung — Wie könnte ich!«
    Er wartete, aber niemand bekümmerte sich um ihn.
    »Wenn ich auf meinen Vorteil sähe«, begann er wieder, um etwas vernehmlicher, »anstatt, daß ich immer nur das nationale Interesse im Auge habe, dann wäre ich heute nicht hier, dann wäre ich bei dem Herrn Buck. Denn der Herr Buck, jawohl, der hat mir zugemutet, ich soll mein Grundstück an die Stadt verkaufen, für das freisinnige Säuglingsheim. Aber das Ansinnen hab ich mit Entrüstung zurückgewiesen und habe den graden Weg gefunden zu Ihnen, Herr Präsident. Denn besser, hab ich gesagt, das Denkmal Kaiser Wilhelms des Großen im Herzen als das Säuglingsheim in der Tasche, hab ich gesagt und sag es auch hier, mit lauter Stimme!«
    Da Diederich in der Tat die Stimme erhob, wandte Wulckow sich ihm zu. »Sind Sie noch immer da?« fragte er. Und Diederich, aufs neue ersterbend: »Herr Präsident —«
    »Was wollen Sie noch? Ich kenne Sie überhaupt nicht. Habe nie mit Ihnen verhandelt.«
    »Herr Präsident, im nationalen Interesse —«
    »Mit Grundstücksspekulanten verhandele ich nicht. Verkaufen Sie Ihr Grundstück, und dalli; nachher können wir reden.«
    Diederich, erblaßt, mit dem Gefühl, als werde er an der Wand zerquetscht: »In dem Fall bleibt es bei unseren Bedingungen? Der Orden? Der Wink an Klüsing? Der Ehrenvorsitz?«
    Wulckow zog eine Grimasse. »Meinetwegen. Aber sofort verkaufen!«
    Diederich rang nach Atem. »Ich bringe das Opfer!« erklärte er. »Denn das Höchste, was der kaisertreue Mann hat, meine kaisertreue

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