Der Untoten Zaehmung
dass Will gerade zum ersten Mal Zombies tötete, schlug er sich sehr gut. Tatsächlich machte er seine Sache so hervorragend, dass ich kaum glauben konnte, dass er das noch nie zuvor getan hatte.
Er war unglaublich schnell und viel, viel stärker, als er aussah. Ein Zombie war so groß, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste. Und da die Dielen der Bühne unter seinem Gewicht knarrten, wog er bestimmt hundertdreißig Kilo.
»Runter von meiner Bühne!« rief Will und holte aus. Der Unhold packte das Schwert und zerrte daran.
Ich bereitete mich darauf vor, Will Shakespeares Leben zu retten. Doch ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Will konnte seine Waffe befreien – ich bin nicht sicher, wie es ihm in Anbetracht der Größe, Breite und offensichtlichen Stärke des Tibonage gelang – und hackte seinem Gegner mit einem schnellen Schlag die Hand ab. Sie fiel zu Boden und begann herumzukriechen. Überall war Blut.
»Ab mit ihren Köpfen «, murmelte ich, aber das war unnötig. Will entledigte sich der Kreatur mit einem einzigen Streich, während sie immer noch zu überlegen schien, wohin ihre Hand verschwunden war.
Sowohl der Zombie als auch die kriechende, körperlose Hand wurden zu Asche.
Die Tibonage griffen uns ausdauernder an, als ich es jemals erlebt hatte, aber irgendwann hatten wir alle getötet. Will und ich standen in der Mitte der nun sehr schmutzigen Bühne und bemühten uns, wieder zu Atem zu kommen.
»W-w-was«, brachte ich heraus, »war das?«
»Ein Zombieangriff«, antwortete Will bemerkenswert entspannt.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich weiß, dass das ein Zombieangriff war, aber warum?«
Er runzelte die Stirn. »Warum?«
»Sie wurden zu einem bestimmten Zweck erschaffen, Will. Ich bezweifle, dass man sie geschickt hat, um uns zu töten.«
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Und doch schienen sie so entschlossen.«
Ich senkte meinen Blick auf die Asche, die über den Boden wehte. »In der Tat.«
»Wir müssen die Spuren beseitigen, bevor die anderen wiederkommen«, sagte er.
Ich sah ihn überrascht an. Ich wollte dem Geheimnis auf die Spur kommen, doch ihn schien das nicht zu kümmern. Aber er hatte recht. Wir waren genauso mit Zombieasche bedeckt wie die Bühne. Wenn wir Fragen vermeiden wollten, die wir nicht beantworten konnten, mussten wir die Beweise loswerden. Später würde noch genügend Zeit sein, um das Mysterium zu ergründen.
»Ich werde mich darum kümmern.« Will deutete auf das Chaos um uns herum. »Geht in meine Kammer, um Euch zu waschen.«
»Ich kann … «, begann ich.
»Geht!«, befahl er.
Etwas in seinem Blick ließ mich gehorchen.
Das Theater fühlte sich verlassen an. Doch wenn sich hier irgendwo ein Zombie versteckt haben sollte, würde ich es dann bemerken, bevor der Unhold herausspringen und mich angreifen würde? Das erschien mir, zugegebenermaßen, mehr als zweifelhaft.
Aber mir war niemals ein Zombie untergekommen, der genug Verstand hatte, um sich zu verstecken. Sie liefen direkt auf einen zu. Etwas anderes taten sie nicht.
Also ging ich in Wills Kammer, ohne vorher den Bereich hinter der Bühne zu durchsuchen. Allerdings behielt ich mein Schwert griffbereit und blieb wachsam.
In der Kammer fand ich klares, kühles Wasser und Kleidung. Als ich mein Wams auszog, rieselte Zombieasche herunter. Mein Haar war voll davon und mein Gesicht zweifellos ebenfalls.
Ich befeuchtete einen Lappen und wischte mir damit über meine Wangen und meinen Hals. »Ah«, murmelte ich. »Himmlisch.« Ich war nicht nur voller Asche, sondern auch verschwitzt. Keineswegs attraktiv.
Ich tadelte mich für diesen Gedanken, wie Nounou es wohl getan hätte. »Was kümmert es Euch, ob Ihr in diesem Moment hübsch seid? Ihr seid ein Chasseur . Es ist besser, vor Überresten des Bösen zu starren, als die schönste tote Frau Londons zu sein.«
Ich wischte mir weiter mit dem feuchten, kühlen Lappen über meine schmutzige Haut. Da ich während des Angriffs gerade dabei gewesen war, mein Wams auszuziehen, war die Asche überall. Zumindest würde ich die Amme nicht anlügen müssen, wieso mein Badewasser schwarz war, wenn ich doch den ganzen Tag nur geschlafen hatte. Inzwischen fragte ich mich, warum ich sie nicht schon vor Jahren weggesperrt hatte.
Ich ging zu Wills Schreibtisch und entdeckte Seiten um Seiten beschriebener Blätter. Ich nahm eines und las: »Schwarz galt vor alters nicht für schön: in Worten führt’ es zum mindesten den Namen nicht.«
Ich
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