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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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war. Wenn er in der Lage wäre, richtig zu schlafen, hätte er ihretwegen wohl auch kein Auge zugemacht.
    Kate hinterließ eine Spur aus süßem Duft, als sie auf die Bühne zuging. »Ihr versteht nicht, wie es ist, wenn man Euch sagt – nein, wenn Ihr wisst – , dass etwas, das Ihr Euch wünscht, für immer unerreichbar bleiben wird.«
    Er folgte ihr wie verzaubert. »Erzählt mir mehr.«
    Sie stand mit einem Fuß auf der ersten Stufe. »Seit ich alt genug bin, um sprechen und laufen zu können, habe ich so getan, als wäre ich jemand anders. Ich war König Hal, Königin Kate.« Sie lachte auf. »Eins, zwei oder drei … Aragon, Howard oder Parr, ganz egal. Dann war ich Prinzessin Mary oder Bess. Und schließlich war ich die Königin.«
    »Ihr seid eine Königin«, murmelte er, und sie warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu.
    Da sah er den Bluterguss.
    Schnell war er an ihrer Seite. Zu schnell, dachte er, aber sie hatte es nicht gesehen, und er war dabei so leise, dass sie noch nicht wusste, dass er direkt hinter ihr stand.
    Bis er sie berührte.
    »Wer hat Euch verletzt?«, fragte er, und obwohl seine Stimme sanft klang, konnte er das unterschwellige Knurren nicht verbergen.
    Sie drehte sich um, und seine Hand glitt von ihrer Schulter, als sie die Augen aufriss und ihre Finger an das blaue Auge hob. »Oh«, flüsterte sie. »Das hatte ich vergessen.«
    Er konnte nicht anders; er strich mit seiner Fingerspitze über den blauen Fleck. Anstatt zusammenzuzucken, seufzte sie, als ob seine Berührung heilen könnte.
    Oh, wie sehr er sich wünschte, dass es so wäre.
    »Ich werde ihn töten«, sagte er.
    »Wen?«
    Dann fiel es ihm wieder ein. Ihr Ehemann war in Virginia. Es sei denn, er war nach Hause gekommen.
    »Wer hat Euch geschlagen?«, verlangte Will zu wissen.
    »Es war ein Unfall. Ein Fuß traf mein Auge.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Jemand hat Euch getreten ?«, donnerte er, und seine Zähne begannen zu jucken.
    Ihr Blick war so von der Bühne und ihrem Traum, dort hinaufzugehen, eingenommen gewesen, dass sie seine wachsende Wut offensichtlich gar nicht bemerkt hatte. Nun konnte sie ihr jedoch nicht mehr entgehen.
    »Beruhigt Euch«, sagte sie langsam, als würde sie mit einem Kind reden.
    Es funktionierte. Seine Zähne hörten auf zu jucken.
    »Meine Amme hat den Verstand verloren. Es war notwendig, sie einzusperren. Sie hat sich gewehrt.«
    »Den Verstand verloren«, wiederholte Will. »Wirklich?«
    »Nein.« Kate ging ein paar Schritte bis zur Bühnenmitte und richtete ihren Blick auf das nicht vorhandene Publikum. »Wie ist das, Will, hier oben zu stehen und jemand anders zu sein? Den Applaus zu hören, die … « Sie holte tief Luft und sah ihm in die Augen.
    »Die Magie zu spüren?«
    »Ja«, antwortete sie.
    Er ging zu ihr. Gleich würde er sich wieder um das blaue Auge und die verrückte Amme kümmern. Aber in diesem Moment genoss er die Nähe zur lieblichen Kate. Könnte er ihr nur immer so nah sein.
    »Ihr wollt wissen, wie es ist?«
    Sie nickte.
    »Ich zeige es Euch.«
    Er griff in das Innere seines Wamses und zog die Papiere hervor, an denen er die ganze Nacht gearbeitet hatte. Auf ihnen standen die Zeilen, die er ihr sagen wollte.
    Will reichte ihr ein paar davon. »Ein neues Stück?«
    »Ich weiß noch nicht genau. Können wir … ? Würdet Ihr … ?«
    »Es mit Euch lesen?« Ihr Lächeln erstrahlte so hell wie die Sterne. »Nichts würde ich lieber tun.«
    Sie sahen sich an, und er begann zu sprechen. »Als von dem weinenden Morgen schied die Sonne mit Purpurantlitz.«
    Kate las die Zeilen, als ob sie sie schon Hunderte Male zuvor gelesen hätte. »Zum Lohn von tausend Dingen erfahrt Ihr auch, so süßen als geheimen. Oh, kommt«, sie deutete auf einen unsichtbaren Stuhl, »dies Moos birgt keiner Schlange Tücke! – Dass ich mit«, sie sah zu ihm auf, »meinen Küssen Euch ersticke.«
    Wills Kehle wurde trocken. Er musste zweimal schlucken, bevor er weitersprechen konnte. »Zehn Küsse wie einer kurz, wie zwanzig lang ein Kuss. Ein Sommertag muss einer Stunde gleichen, lässt unter solchem Spiel man ihn verstreichen.«
    »Lasst Eure Lippen auf den meinen ruh’n.«
    Will wusste nicht, wann er näher gekommen war, aber nun stand er direkt vor ihr, Hüfte an Hüfte, Brust an Brust. Sie sah zu ihm auf, und obwohl ihr Gesicht durch die Mütze teilweise im Schatten lag, konnte er doch ihre volle, reife Schönheit erkennen. »Sie sind ja rot, wenn auch nicht schön wie Eure. Der Kuss

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