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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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genauso wenig wie der Mann, der auf die dreckigen Pflastersteine sank. Wenn er einer gewesen wäre, hätte ihm eine solche Wunde überhaupt nichts ausgemacht.
    Ich sank auf die Knie, während sich die Augen meines Opfers blinzelnd schlossen, und ich saß da, bis das Blut aus seiner Halswunde versiegte. Dann legte ich meine Hand auf seine Brust, aber das Herz darunter schlug nicht länger. Seine Haut wurde bereits kühl.
    Sollte ich mich der Obrigkeit stellen und versuchen, es zu erklären?
    Ein Laut, halb Lachen, halb Schluchzen, entrang sich meiner Kehle. Verzeiht, da liegt ein toter Mann in der Gasse. Aber ich wollte ihm nicht die Kehle aufschlitzen, mein Herr. Oh nein, ich wollte ihm den Kopf abschlagen.
    Ich hob meine zitternde Hand, um meine schmerzende Schläfe zu massieren, aber als ich das Blut daran sah, ließ ich sie wieder sinken.
    »Wer hätte gedacht, dass der Mann so viel Blut in sich hätte?«, flüsterte ich. »Wollen diese Hände jemals wieder rein werden?«
    Der Fremde war tot. Die einzige Möglichkeit, ihn zurückzubringen, bestand darin, einen Nekromanten ausfindig zu machen, der ihn wiedererwecken konnte. Aber dann wäre er nicht mehr als ein Zombie, dessen Seele unter dem Bann eines anderen stand. Ich bezweifelte, dass mir dieser Mann, wer immer er war, dafür danken würde.
    Nein, es war besser, ihn hier liegen zu lassen. Zumindest war seine Seele bereits bei Gott.

2
    »Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln.«
    Julius Cäsar (3. Akt, 1. Szene)
    D er Abend begann wie so viele andere. Will versuchte zu schreiben. Er hatte nicht viel Glück dabei.
    Denn in letzter Zeit bestand sein Schreiben eher daraus, auf das leere Blatt zu starren.
    Das war der Grund dafür, dass er angefangen hatte, nach seinem letzten Vorhang im Rose-Theater zu bleiben. Von Mitternacht bis zum Morgengrauen allein in seiner Unterkunft zu sein, hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben. Auch wenn einige sagen würden, dass er diesen Weg schon vor einiger Zeit betreten hatte.
    »Master Shakespeare.«
    Will sah von dem Blatt auf und war dankbar für die Ablenkung. Jede Ablenkung. »Was ist denn, Edmond?«
    Nur ein paar Leute liefen noch im Theater herum. Die meisten Kerzen waren gelöscht, und Schatten herrschten vor. Selbst wenn er die gedrungene, nahezu runde Gestalt nicht gesehen hätte, die sich ihm mit beachtlicher Geschwindigkeit näherte, hätte Will die Stimme erkannt. Denn sie war, trotz der Größe des Mannes, hoch wie die eines Kindes.
    Will blinzelte, während Edmond näher kam. Versuchte er gerade zu rennen? Edmond rannte niemals. Wenn er es doch tat, läuteten die Kirchenglocken von selbst und kleinere Gebäude stürzten ein.
    Etwas Schreckliches musste passiert sein, um Edmond dazu zu treiben, sich nicht nur schneller als ein dreibeiniger Esel zu bewegen, sondern sich auch noch so stark zu betrinken, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    Nicht, dass Edmond nie trank. Im Gegenteil, er tat es täglich und im Übermaß, aber seine wichtigste Pflicht bestand darin, nachts im Rose zu bleiben und es vor jenen zu beschützen, die ihm schaden wollten. Daher wartete er mit seinem Gelage für gewöhnlich bis Mittag.
    Während der Mann auf ihn zumarschierte und dabei die Dielen unter ihm erzitterten, bemerkte Will, dass etwas nicht stimmte. Edmond hatte eine Kopfwunde, und Blut lief über sein Gesicht.
    Sofort verkrampfte sich Wills Magen, und er musste wegschauen, um sich nicht zu vergessen. Er war ein starker Mann – auch wenn der Begriff Mann nicht ganz zutreffend war – , und er schaffte es, sich unter Kontrolle zu halten.
    »Was ist geschehen?«, fragte Will. »Seid Ihr gefallen?«
    Anstatt ihm zu antworten, schwankte Edmond erst nach links, dann nach rechts, und schließlich fiel er vornüber wie ein gefällter Baum. Will hatte keine Zeit, um beiseitezuspringen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als Edmond zu packen, ihn hochzuheben und auf die Beine zu stellen.
    »Sackerlot«, murmelte Will und sah sich schnell um, in der Hoffnung, dass ihn niemand bei dieser übermenschlichen Handlung beobachtet hatte. Edmond wog sicherlich um die hundertdreißig Kilo. Eigentlich hätte der Mann Will wie eine Laus zerquetschen müssen.
    Den Heiligen sei Dank war niemand in der Nähe, und Edmond war zu betrunken, um sich zu erinnern. Selbst jetzt schwankte er noch, während das Blut über seine geschlossenen Augen floss und an seiner Nasenspitze heruntertropfte.
    »Edmond!« Will schüttelte ihn. Blut spritzte auf

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