Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
schreiben. Er fragte sich, warum sie es offenbar konnte.
    Vielleicht sah sie die Frage in seinem Gesicht, denn sie sagte: »Mein Vater war ein Geistlicher und ich sein einziges Kind. In langen Winternächten lehrte er mich alles, was ich weiß.«
    »Wie gütig von ihm«, sagte er. Was er dachte, war: Und warum seid Ihr dann hier?
    Aber das wäre eine närrische Frage gewesen. Die Frau mochte in der Lage sein, zu lesen und zu schreiben, aber was würde es ihr in einer Welt nützen, die von Männern beherrscht wurde? Königin Bess war eine Ausnahme, nicht die Regel. Selbst Kate führte ein Leben, das sie nicht wollte.
    Die Frau drehte sich wieder zu ihrem Haus um. »Ich hole schnell die Seiten. Morgen komme ich zum Rose . Dann könnt Ihr mir sagen, wie viel Ihr mir bezahlt.«
    Sie verschwand durch die Tür. Will stand da und war vom Umfang ihrer Selbsttäuschung verblüfft. Wie konnte sie glauben, dass er ihr Stück lesen würde. Er hatte selbst genug, was auf seinen Verstand einstürmte.
    Abgesehen davon würde er ihr Machwerk wohl kaum bis morgen gelesen haben, wenn er es überhaupt las. Er war gut, aber nicht so gut.
    Unfassbar war jedoch, dass diese Frau fest davon ausging, Will würde ihr Geld geben, bevor jemand das Stück finanzierte, und dass sie damit reich werden würde.
    Will entschied, dass er an einem anderen Tag zurückkommen und weitersuchen würde. Oder er würde sich an einen anderen Zombie hängen und ganz woanders landen. Die zweite Idee gefiel ihm besser.
    Will wandte sich von der Tür seiner größten Anhängerin ab und begann zu laufen.
    Direkt gegen einen Zombie. Warum waren sie immer da, wenn man sie nicht gebrauchen konnte, aber nirgendwo zu sehen, wenn man nach ihnen suchte?
    Will prallte von der breiten Brust des Mannes ab und fiel fast zu Boden. Dadurch griff der Unhold ins Leere, als er versuchte, Will zu packen. Will kam wieder auf die Beine und rannte los.
    »Wartet!«
    Will konnte nicht anders. Er sah zurück. Die Frau stampfte hinter ihm her und wedelte dabei mit einer Handvoll Blätter. »Ihr habt das hier vergessen.«
    Will hielt nicht an.
    Bis sie schrie.

29
    »Wie Stacheln trifft dies Wort mein wundes Herz.«
    Titus Andronicus (1. Akt, 2. Szene)
    I ch sank auf dem morgenkühlen Boden meines Balkons auf die Knie. Will Shakespeare war nicht menschlich. Kein Mensch hätte so etwas tun können.
    Es war, als ob der Schleier von meinen Augen genommen worden wäre. Ich mochte den Anblick, der sich mir dadurch bot, allerdings nicht besonders. In meinem Kopf tauchten ungebetene Bilder auf.
    Ich stehe in der dunklen Gasse, den Degen in der Hand, mit dem ich gerade den Tibonage getötet habe. Jemand berührt mich, und ich wirble herum und schlitze Wills Kehle auf. Er fällt zu Boden, und sein Blut sprudelt in einer Fontäne heraus. Kurz darauf ist Will auf wunderbare Weise wieder am Leben und hat kaum einen Kratzer.
    Menschlich? Das glaubte ich nicht.
    Master Shakespeare, ein Dichter, und doch so schnell und stark. Schmal und schmächtig, und doch waren die Muskeln unter seiner glatten Haut so hart, als hätte er jahrzehntelang in einem Steinbruch gearbeitet. War Christopher Marlowe so stark? Ich bezweifelte es.
    Ein weiteres Bild kam mir in den Sinn. Will, der von meinem Balkon springt und auf dem Boden steht, bevor ich es schaffe, über die Brüstung zu sehen. Solch eine Geschwindigkeit war verdächtig, und doch hatte ich niemals Verdacht geschöpft. Ich war von diesem Mann und der Musik seiner Worte zu bezaubert gewesen.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Fragen drängten sich in meinen Kopf.
    Hatte ich Will jemals in der Sonne stehen sehen?
    Nein.
    »Weil ihn die Sonne in Flammen aufgehen lassen würde«, murmelte ich.
    In diesem Moment hatte ich nicht übel Lust, ihn persönlich in Brand zu stecken.
    Er hatte den Kopf des Zombies im Vorbeigehen abgerissen und war dann mühelos auf meine Gartenmauer gehüpft.
    Was für eine Kreatur war zu so etwas in der Lage? Ich wusste nur über Zombies Bescheid und konnte eindeutig ausschließen, dass Will einer war. Doch kürzlich hatte ich ein wenig darüber gelernt, was für ein Wesen sie erschaffen konnte.
    »Eine Verbundenheit zu den Toten«, murmelte ich und bekam Gänsehaut.
    Wo immer wir uns aufgehalten hatten, waren Zombies aufgetaucht. Ich hatte gedacht, dass so viele unterwegs waren, dass wir gar nicht anders konnten, als über einige zu stolpern. Nun musste ich mich fragen, ob sie von Will angezogen wurden wie

Weitere Kostenlose Bücher