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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Pamphlet vor, das ich in einer Ecke des Stalls gefunden hatte. Vielleicht konnte sie den Rhythmus der Worte hören, denn sie döste ein.
    Nachdem ich mit der Köchin gesprochen und dann Jamie angewiesen hatte, die Pferde nach eigenem Ermessen zu versorgen – er wusste mehr über sie als ich – , konnte ich endlich für ein ›Nachmittagsschläfchen‹ in meine Kammer entkommen. Ich hinterließ die strikte Anweisung, mich nicht zu stören.
    Schnell hatte ich mich wie Clayton angezogen und war über das Rankgitter in den Garten geklettert. Da der Gärtner mit dem Rest meiner Diener geflüchtet war, sorgte ich mich nicht darum, dass mich jemand sehen könnte.
    Das Rose war voller Leben; ich wusste nicht genau, warum. Ich hielt Edmond auf, als er an mir vorbeilief. »Was ist passiert?«
    »Habt Ihr es noch nicht gehört?« Er rang seine dicken Hände auf die gleiche Art wie die Amme. »Master Shakespeare hat ein neues Stück begonnen. Ihr werdet heute Abend den ersten Akt proben.«
    »Wie soll ich davon gehört haben?«, fragte ich.
    »Ich habe jedem einen Boten nach Hause geschickt.«
    »Ihr wisst, wo ich lebe?«
    »Nein«, sagte Edmond und eilte davon. Ich starrte ihm nach und war unsicher, was er mir damit hatte sagen wollen.
    Aufregung packte mich bei dem Gedanken an ein neues Stück von William Shakespeare. Und ich würde ein Teil davon sein.
    Dann fiel mir wieder ein, dass ich hier war, um ihn zu töten. Ich sollte mich besser um meine Aufgabe kümmern.
    Da Will scheinbar gerade den ersten Akt schrieb, nahm ich an, dass ich ihn in der Garderobe finden würde, die er vollständig für sich beansprucht zu haben schien. Wo die anderen Schauspieler ihre Kostüme wechselten, wusste ich nicht. Vielleicht in dem als ›Hütte‹ bezeichneten Lagerraum auf der zweiten Ebene.
    Ich öffnete die Tür und entdeckte, dass meine Vermutung richtig gewesen war. Will saß über seinen Schreibtisch gebeugt, kritzelte auf ein Blatt Papier und murmelte dabei vor sich hin. Auf seinen Fingern und seiner Nasenspitze war Tinte. Sein Anblick allein reichte, um mein Herz stocken und gleich darauf nur umso schneller schlagen zu lassen.
    Solche Schönheit. Solch ein Genie. Solch eine Schande, dass all dies verloren gehen würde.
    Nun ja. Er war der mörderische, Zombie erschaffende Unhold. Nicht ich.
    Ich ging auf ihn zu. Meine Hand lag auf meiner Waffe, und ich war bereit, es hinter mich zu bringen, bevor ich es mir anders überlegte. Doch dann sprach er: »Oh, süße Lieb’!«
    Ich erstarrte. Hatte er mich gesehen? Mich gespürt? Würde er mich nun töten, bevor ich ihn tötete?
    »Oh, süße Zeilen! Süßes Leben!«, fuhr er fort. »Ja, hier ist ihre Hand, des Herzens Bürge: Hier ist ihr Liebesschwur, der Ehre Pfand.«
    Das Stück. Es würde sicher nicht schaden, es mir eine Weile anzuhören. Aber seine Worte waren so wunderschön wie seine Stimme, sodass ich schon bald vollkommen gefesselt war.
    »Oh, dass die Väter unsern Liebesbund und unser Glück durch ihren Beifall krönten! Oh, himmlische Julia!«
    Julia? Wer zur Hölle ist Julia? Meine Hand wanderte wieder Richtung Schwert.
    Will richtete seine Aufmerksamkeit auf eine Ecke der Kammer und schien jemandem zuzuhören.
    Doch da war niemand.
    Er nickte einmal, zweimal, dann schrieb er für mehrere Minuten, bevor er innehielt, fluchte und aufstand. Er klatschte dreimal in die Hände und trat gegen seinen Stuhl. Dann rief er: »Hey, nonny, no«, bekreuzigte sich und setzte sich wieder.
    »Wie findet ihr es, Proteus?«, fragte er.
    Und wer zur Hölle ist Proteus?
    Die Schönheit von Wills nächsten Worten ließ mich die Frage vergessen.
    »Das Feuer wollt ich flieh’n, nicht zu verbrennen, und stürzte mich ins Meer, wo ich ertrinke. Dem Vater wollt’ ich Julias Brief nicht zeigen.«
    Schon wieder diese Julia. Grrr.
    »Oh, dass der Liebe Frühling immer wechselnd, gleich des Apriltags Herrlichkeit uns funkelt. Er zeigt die Sonn’ in ihrer vollen Pracht, bis eine Wolk’ ihr Licht verdunkelt!«
    Die Sonne. Sackerlot! Warum war mir das nicht früher eingefallen? Ich würde ihn gar nicht enthaupten müssen.
    Will hatte wieder sein Ritual begonnen, war aufgestanden, hatte geklatscht und gegen den Stuhl getreten, als ich aus dem Schatten trat.
    Er hielt inne und blinzelte mich an, als ob ich ihn aus einem langen, angenehmen Nickerchen gerissen hätte. »Julia?«, murmelte er.
    Ich widerstand dem Drang, mein Schwert zu ziehen und ihm den Namen Julia von den Lippen zu schlagen. »Ich bin

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