Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Titel: Der untröstliche Witwer von Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
Typen wie tollwütige Hunde über sie hergefallen. Der Gärtner des Parks ist dazugekommen, aber leider ein bißchen spät. Merkwürdig, der Typ kam auf eine gar nicht so dumme Idee, er nahm den Gartenschlauch, drehte voll auf, und mit dem Wasserstrahl hat er sie dann vertrieben.«
    »Warum sagst du ›merkwürdig‹?«
    »Oh .... Nun, weil man den Gärtner lange verhören mußte, da er der einzige Zeuge war ... Na ja, er war hier oben nicht gerade sonderlich gut entwickelt, wenn du verstehst, was ich meine«, sagte Pouchet und klopfte sich an den Kopf. »Eine echte Trottelvisage. Meine Güte, hat der Typ uns das Verhör schwer gemacht! Aber alles in allem war seine Geschichte ziemlich schlüssig: Außer den Spuren den Gärtners haben wir tatsächlich die Fußspuren von drei Männern im aufgeweichten Gras gefunden. Und wir haben auch die Strumpfmaske vom Boden aufgesammelt, die berüchtigte Strumpfmaske, die er einem der Typen abgezogen hatte.«
    »Hatte er die Typen erkannt?«
    »Einen einzigen, Herve Rousselet, er wiederholte gerade das erste Jahr, zwanzig Jahre alt, Sohn reicher Eltern und ein richtiger Rohling. Hat sich von der Pubertät an in Nevers ganz schön ausgetobt. Der Gärtner will noch einen von den Typen ›erkannt‹ haben, und zwar den Chefgärtner. Da glaube ich allerdings eher, daß er uns geleimt hat, um seinen Chef reinzureiten, den hat er wohl gehaßt. Er nannte ihn ›den Schnitter‹. Wir haben ihn ziemlich unter Druck gesetzt, aber es hat nichts gebracht. Die junge Frau hatte einen der Angreifer ebenfalls erkannt. Sie wiederholte ständig: ›Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn gesehen ...‹, eine richtige Litanei. Aber der Name kam ihr nicht über die Lippen, zu starker Schock, die Arme. Im Krankenhaus haben sie ihr was zum Schlafen gegeben. Und dann ...«
    Tiefbetrübt ließ Pouchet erneut die Hände auf den Tisch fallen.
    »... hat der Typ sie in der Nacht umgebracht. Damit sie nicht redet, das kannst du dir ja denken.«
    »Wurde sie nicht bewacht?«
    »Doch, mein Lieber, was glaubst du denn? Der Mörder ist in der ersten Etage durchs Fenster eingestiegen, aber die Wache stand im Gang. Ein wirklich ziemlich dummer Fehler. Das wirst du hoffentlich nicht betonen?«
    »Nein. Auf welche Weise ist sie umgebracht worden?«
    »Er hat sie mit dem Kopfkissen erstickt. Und dann erwürgt, um das Maß vollzumachen.«
    »Sieh einer an«, sagte Louis.
    »Aber das hat Rousselet nicht viel genutzt. Direkt danach hat er sich in der Loire ertränkt. Am nächsten Morgen hat man ihn gefunden. Und die Sache war damit von selbst erledigt, verstehst du. Traurig, wirklich traurig. Die ändern beiden haben wir nie geschnappt.«
    Pouchet beobachtete Louis.
    »Bist du ihnen zufällig auf der Spur?«
    »Vielleicht.«
    »Es wäre mir ein Vergnügen, wenn du sie kriegst. Brauchst du noch etwas?«
    »Erzähl mir von dem jungen Gärtner.«
    »Was soll ich dir von dem sagen? Er hieß Clement Vauquer und hatte, wie ich schon gesagt habe, nicht viel Grips. Ein armer Kerl, wenn du meine Meinung wissen willst, wenn auch ein bißchen seltsam. Aber wacker, denn er hat sich wahrlich Mühe gegeben, um der Frau zu helfen, ganz allein gegen drei Typen, die sich auf sie gestürzt hatten. Ich kenne haufenweise Leute, die sich verdrückt hätten. Er nicht. Du siehst: schon wacker. Und alles, was er davon hatte, war, daß er schließlich auf der Straße stand.«
    »Weißt du, was aus ihm geworden ist?«
    »Ich glaube, er macht Musik in den Cafés der Gegend. Zum Beispiel im L'œil de lynx, da könntest du dich erkundigen.«
    Louis stellte fest, daß die Bullen von Nevers noch nicht die Verbindung zwischen ihrem Akkordeonspieler und dem am Vortag veröffentlichten Phantombild hergestellt hatten. Es würde nicht mehr lange dauern. Früher oder später würde jemand aus Nevers ihn identifizieren. Eine Frage von Stunden, hätte Loisel gesagt.
    »Und der ›Schnitter‹? Ist der in der Gegend geblieben?«
    »Ich habe ihn nie wiedergesehen. Aber ich habe auch nicht darauf geachtet. Interessiert dich sein richtiger Name?«
    Louis nickte, und Pouchet blätterte in der Akte.
    »Thevenin, Jean Thevenin. Zum Zeitpunkt der Ereignisse war er siebenundvierzig. Du solltest Merlin fragen, den ehemaligen Direktor. Vielleicht hat er ihn damals bis zum Verkauf für die Arbeit im Park behalten.«
    »Weißt du, wo ich ihn erreichen kann?«
    »Ich glaube, er hat die Gegend verlassen. Vielleicht kann ich dir das im Büro sagen. Die Sekretärin kannte einen

Weitere Kostenlose Bücher