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Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Titel: Der untröstliche Witwer von Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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der Lehrer.«
    Pouchet zahlte die beiden Biere und zwinkerte Louis dabei wegen der Wette zu.
    Die Sekretärin bestätigte Louis, daß Paul Merlin tatsächlich das Departement Nievre verlassen hatte. Nach dem Bankrott war er noch einige Zeit in Nevers geblieben und hatte dann eine Arbeitsstelle in Paris gefunden.
    Pouchet nahm Louis und zwei Kollegen mit zum Mittagessen. Louis ging erneut zur Toilette, um Bufo zu befeuchten. Bei der Hitze in seinem Auto machte er sich Sorgen um den Rückweg. Aber Marc hätte natürlich nie eingewilligt, auf die Kröte aufzupassen. Marc paßte auf Marthes Puppe auf, das war schon mal nicht schlecht. Auch um Clement machte sich Louis ziemliche Sorgen. Er fragte sich, wie lange sie es noch schaffen würden, ihn vor der Treibjagd eines ganzen Landes zu schützen. Und wie lange er selber brauchen würde, um herauszufinden, ob es sich um einen gefährlichen Irren oder um einen wackeren Kerl handelte, wie Pouchet sagen würde. Auf jeden Fall stimmte die Geschichte von der Vergewaltigung im Park, Clement hatte nichts erfunden. Es gab also mindestens zwei Männer, die ihn haßten, zwei Vergewaltiger. Einer davon hieß Jean Thevenin, alias ›der Schnitter‹. Louis dachte wieder an die Verletzungen, die den beiden Frauen in Paris zugefügt worden waren, und erschauderte. Er haßte dieses Bild vom ›Schnitter‹.
    Über den anderen, den dritten Mann, wußte man nichts.
     
    Ziemlich spät am Nachmittag schickte Louis sich an, die Bullen von Nevers zu verlassen. Das Heikelste stand ihm noch bevor. Er legte Pouchet die Hand auf die Schulter, und der Hauptmann warf ihm einen verwunderten Blick zu.
    »Angenommen, du hörst in Kürze von diesem Gärtner«, sagte Louis leise.
    »Von dem Wassersprenger? Sollte ich davon hören?«
    »Angenommen, ja, Pouchet, und zwar wegen einer ziemlich üblen Sache.«
    Pouchet wollte verwirrt etwas sagen, aber Louis brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Angenommen, die Bullen von Paris und ich würden die Dinge nicht in der gleichen Weise sehen, und angenommen vor allem, ich hätte recht. Und brauchte ein bißchen Zeit, ein paar Tage. Angenommen, du könntest mir die paar Tage verschaffen, indem du einfach vergißt, daß du mich hier gesehen hast. Das wäre kein Fehler, das wäre eine einfache Unterlassung ohne weitere Folgen.«
    Pouchet starrte Louis unsicher und fragend an.
    »Und angenommen«, sagte der Hauptmann, »ich wollte wissen, warum ich das tun sollte?«
    »Das wäre völlig legitim. Angenommen, der junge Vauquer, derjenige, der sich nicht verdrückt hat, verdient eine Chance, und angenommen, du vertraust mir? Angenommen, ich will dir nichts Böses?«
    Pouchet legte sich mit unsicherem Blick einen Finger auf die Lippen, dann streckte er Louis die Hand hin, ohne ihn anzusehen.
    »Angenommen, ich mache es«, sagte er.
    Die beiden Männer gingen schweigend zum Ausgang. An der Tür gab Louis ihm erneut die Hand.
    »Weißt du, was gut wäre«, sagte Pouchet auf einmal, »wir sollten noch mal eine Wette abschließen. So könnten wir die Sache mit dem Bier wiederholen.«
    »Fällt dir was ein?« fragte Louis.
    Die beiden Männer konzentrierten sich einen Augenblick.
    »Da«, sagte Pouchet und zeigte auf das Plakat der Landwirtschaftsausstellung, das an der Scheibe des Restaurants hing. »Eine Frage, die mich beschäftigt: Ist das Maultier das Junge von Eselin und Pferd oder von Stute und Esel?«
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Anscheinend ja. Ich weiß nicht mehr, mein Wort drauf. Also, was wettest du, Deutscher?«
    »Eselin und Pferd.«
    »Stute und Esel. Der erste, der den Beweis hat, ruft den andern an.«
    Die beiden Männer grüßten sich ein letztes Mal, und Louis ging zu seinem Auto zurück.
    Als er hinter dem Lenkrad saß, zog er die Karte aus der Tasche und fügte hinter dem Namen Jacques Pouchet, Hauptmann in Nevers, an: Guter Mann, noch besser als gut - Beim ersten Mal etwas eilig beurteilt - Hat Akte über die kollektive Vergewaltigung Nicole Verdot geliefert - Deckt mich - Zweite Wette abgeschlossen über Abstammung des Maultiers (meine Wette: Eselin/Pferd) - Der Gewinner zahlt ein Bier.
    Dann zog er ein Fensterwischtuch aus dem Handschuhfach, machte es im Rinnstein gründlich naß, setzte Bufo auf den Vordersitz und bedeckte sie mit dem angefeuchteten Tuch. Auf diese Weise würde die Amphibie ihn in Frieden lassen.
    »Weißt du, Bufo«, sagte er zu seiner Kröte, als er den Motor anließ, »da gibt's zwei Typen in der Natur, die

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