Der Unwillige Braeutigam
in diesem Moment dieselben Gefühle. In dem gleichen gemächlichen Tempo ließ er seinen Blick wieder zu ihrem Gesicht wandern, wo er auf ihrem Mund verweilte.
„Sie haben also nicht versucht, mir eine Falle zu stellen?“ In seiner Stimme war keine Anklage, nur der Wunsch zu hören, die Wahrheit zu wissen.
Die konnte sie ihm geben. „Sie haben mein Wort, Lord Creswell, dass ich es nicht darauf angelegt hatte, Sie in irgendeine Falle zu locken.“
Er starrte sie weiter an, und fast wie ein Keimling, der darum kämpft, in kargem Boden Fuß zu fassen, mit nur wenig Wasser, hatte etwas in diesem Blick die Wirkung eines warmen Regenschauers auf sie. Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf. Nach einer schmerzlich langen Pause schien er sein Schicksal zu akzeptieren und nickte knapp. Seine Worte bestätigten diese Einschätzung. „Ich kann keine Frau heiraten, die ich nicht kenne. Ich schlage vor, wir verbringen mehr Zeit miteinander, um unsere Bekanntschaft zu vertiefen.“
Nun, vielleicht hatte er sich nicht restlos damit abgefunden, aber fast.
Elizabeth war beinahe schwindelig vor Erleichterung … und Vorfreude. Es würde gehen. Es würde gehen müssen. Als sie nickte, konnte sie kaum glauben, dass dieser Mann, der hier vor ihr stand, eines Tages ihr Ehemann sein könnte, sein würde. Ihrer. Dann hätte sie das Recht, diese Lippen zu küssen, diese Brust zu streicheln und diese muskulösen Schultern zu berühren. Ihr Blick folgte ihren Gedanken.
„Selbstverständlich müssen wir einander besser kennenlernen“, pflichtete sie ihm bei, zwang ihre Gedanken zurück auf ihr Gespräch hier. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe.
Lord Creswell folgte der Bewegung mit einem brennenden Blick. Abrupt räusperte er sich und schaute zu der Uhr auf dem Kaminsims.
„Ich habe mehr als genug Ihres Vormittages in Anspruch genommen. Morgen werde ich erneut vorsprechen. Guten Tag, Miss Smith.“
„Guten Tag, Lord Creswell“, sagte sie, und ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
Damit nickte er ihr zu und ging.
Sie war keineswegs entlastet, dessen war sich Elizabeth sehr wohl bewusst. Es gab noch eine weitere Hürde zu überwinden. Und um den Schlag abzufangen und zu mildern, den die Wahrheit über ihre frühere Verbindung zweifellos haben würde, eine Verbindung, die sie sich verzweifelt ungeschehen wünschte, da sie ihrem zukünftigen Glück im Wege stand, wusste sie, sie musste ihn dazu bringen, dass er sie liebgewann.
Ganz wortwörtlich würde sie einen Feldzug beginnen müssen, ihn zu verführen. Aber nicht Verführung im landläufigen Sinn, auch wenn es viel leichter wäre, ihn ins Bett zu bekommen. Das allein würde jedoch nicht ausreichen, eine glückliche Ehe zu gewährleisten. Nicht, bis dass der Tod sie schied. Nein, sie musste ihn ohne Einsatz ihres Körpers verführen und gleichzeitig sein Herz erobern.
Kapitel fünf
Am Vormittag des nächsten Tages sorgten die ungewöhnlich tiefen Temperaturen dafür, dass die Londoner wärmere Umhänge und dickere Mäntel wieder hervorholten. Dass es trocken blieb, war das Einzige, das den Tag davor bewahrte, ein totaler Reinfall zu sein.
Derek musterte Miss Smith, die ihm in seiner Barutsche gegenüber saß. Sie sah gut aus. Besser als gut, wenn man seidige Haut schätzte, rote Lippen, die förmlich darum baten, geküsst zu werden, und eine Figur, die an all den richtigen Stellen gerundet war. Er verabscheute sie; er verabscheute die Welle der Lust, die ihn praktisch überfallen hatte, als er in Laurel House eingetroffen war, um sie zur Ausfahrt heute abzuholen. Und sie war noch nicht verflogen.
Ihre Haltung hatte nichts Nachgiebiges, als sie sich hinsetzte, die Hände fest im Schoß verschränkte und in den üppigen Falten ihrer pfirsichfarbenen und grauen Röcke verbarg. Sie hatte ihn einmal angesehen, ganz kurz nur, und dann all ihre Aufmerksamkeit darauf verwendet, ihn nicht anzublicken. Gegenwärtig betrachtete sie die Innenausstattung der Kutsche eingehender, als er es beim Kauf getan hatte.
Derek klopfte von innen zweimal gegen das Kutschendach. Die Barutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Jetzt schaute sie ihn aus weit aufgerissenen Augen an, als überraschte es sie, dass die Kutsche losgefahren war – was Kutschen ja zu tun pflegten.
„Geht es Ihnen gut?“, erkundigte er sich höflich.
Ihr Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. „Ich nehme an, es geht mir unter
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