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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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brachte nichts mehr ein, nachdem sogar der Irak darauf verzichtet hatte, die Welt weiter zu vergiften. Stattdessen konzentrierte man sich auf die pharmazeutische Industrie, und hier vor allem auf psychotrope Medikamente. Sicher wissen Sie, dass dieser Markt geradezu explodiert ist. Die Länder der sogenannten westlichen Welt konsumieren im Jahr Medikamente für etwa hundertfünfzig Milliarden Euro. Dabei bilden Psychopharmaka den Löwenanteil, und die Vorzeigeprodukte Sertex, Lantanol und Rhoda 100 werden von Mêtis produziert.«
    Anaïs kannte diese Namen nur allzu gut. Sie hatte sicher schon mehrere Hundert Schachteln dieser Medikamente verbraucht.
    »Ist Mêtis noch in der Waffenindustrie aktiv?«
    »Es gibt da gewisse Gerüchte.«
    »Welcher Art?«
    »Angeblich arbeitet Mêtis mit dem französischen Militär zusammen.«
    »An welcher Art von Produkt?«
    »An Medikamenten, die den Willen beeinflussen. So etwas wie ein Wahrheitsserum. Die Forschungen werden kaum geheim gehalten. Die Behörden halten sie für legitim. Das menschliche Gehirn ist immerhin die gefährlichste Waffe der Welt. Hätte Hitler Anxiolytika genommen, sähe die Weltgeschichte sicher anders aus.«
    Beinahe hätte Anaïs laut aufgelacht. Koskas spürte ihre Skepsis.
    »Ich besitze keine Beweise für die Zusammenarbeit von Mêtis mit der französischen Armee. Aber abwegig ist der Gedanke nicht. Ausschlaggebend dürfte hier sein, dass Mêtis Erfahrungen auf einem in dieser Hinsicht sehr wichtigen Gebiet besitzt: der Folter. Die Gründer hatten hier einschlägige Kenntnisse in Algerien gesammelt und befanden sich also an einer Schnittstelle zwischen Chemie und dieser spezifischen Erfahrungen mit Menschen.«
    »Sie sprechen von den Gründern, aber die dürften doch wohl inzwischen tot sein, oder?«
    »Das schon, aber ihre Nachkommen sind in ihre Fußstapfen getreten. Die meisten sind einflussreiche Leute aus der Region. Wenn ich Ihnen die Namen gäbe, würden Sie mit den Ohren schlackern.«
    »Her damit.«
    »Würde ich heute eine Liste aufstellen, stünde ich morgen vor Gericht und wäre meinen Job los. Ich kann Ihnen nur sagen, dass diese Leute zur High Society von Bordeaux und Umgebung gehören – Bürgermeister, Weingutsbesitzer und so weiter.«
    Weingutsbesitzer? Anaïs wurde hellhörig.
    »Wo steht mein Vater in dieser Gruppe?«
    »Er ist Kleinaktionär, aber immerhin so wichtig, dass er an den Aufsichtsratssitzungen teilnimmt. Außerdem fungiert er als Berater.«
    »In Weinfragen?«
    Koskas lachte. Manchmal reagierte sie wirklich blöd.
    »Sie kennen die Karriere Ihres Vaters besser als ich. Er verfügt über das, sagen wir mal, geradezu ideale Profil für die Bedürfnisse von Mêtis.«
    Anaïs antwortete nicht. Koskas zündete sich eine weitere Zigarette an. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, doch sie war sicher, dass er noch immer lächelte – das spöttisch-zufriedene Lächeln des Sensationsmachers, der sich freut, wenn er Unruhe stiften kann.
    Sie ballte die Fäuste und beschloss, auf das zurückzukommen, was ihr wichtig war. Auf die Morde an dem Minotaurus und Ikarus.
    »In der Nacht vom 12. auf den 13. Februar wurde auf dem Gelände des Bahnhofs Saint-Jean eine Leiche entdeckt.«
    »Ach was!«
    »Der Konzern Mêtis könnte indirekt in den Fall verwickelt sein.«
    »Inwiefern?«
    Die Stimme des Journalisten hatte sich verändert. Er gierte nach einem Knüller.
    »Das weiß ich nicht«, musste Anaïs zugeben. »Am Tag zuvor hatte man auf dem gleichen Gelände einen Mann aufgefunden, der unter Amnesie litt. Drei Tage später wurden dieser Mann und seine Lebensgefährtin in Guéthary von zwei Scharfschützen erschossen. Die Sniper könnten zur Unternehmensgruppe Mêtis gehören.«
    »Haben Sie Beweise? Oder konkrete Hinweise auf Verbindungen?«
    »Mehr oder weniger. Fakt ist, dass sie für eine Sicherheitsfirma arbeiteten, die zum Konzern gehört.«
    »Wie heißt die Firma?«
    »Ich stelle hier die Fragen.«
    »Aber mit dem Wichtigsten rücken Sie nicht heraus: Wieso glauben Sie, dass die beiden Fälle miteinander in Verbindung stehen? Ich meine den Toten von Saint-Jean und die beiden von Guéthary?«
    »Das weiß ich noch nicht«, wiederholte sie.
    Koskas zog sich in den Schatten zurück.
    »Sie wissen nicht sehr viel.«
    Anaïs zog es vor, darauf nicht zu antworten. Koskas schlenderte langsam hin und her. Zigarettenrauch hüllte ihn ein.
    »Hat die Gruppe Mêtis eine wie auch immer geartete Verbindung zur griechischen Mythologie?«,

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