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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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mein Serum getrennt hatte, war in deiner Psyche wieder zusammengeführt worden. Und das alles in ein und demselben Geist.«
    »Hast du mich behandelt?«
    »Wozu? Du warst nicht krank. Du warst ein Resultat meiner Forschungen. Leider half dir deine Charakterstärke, den Geist deines Bruders im Unterbewusstsein zu halten.«
    Kubiela versuchte sich in Toinins Gedankenwelt zu versetzen.
    »Warum hast du mir nicht erneut die Substanz injiziert?«
    »Weil es nicht ging. Ganz einfach. Andrzej misstraute mir. Trotz meiner Hilfe – zum Beispiel war ich es, der euer Haus in Pantin bezahlt hat – ging er auf Abstand zu mir. Er hat mir sogar den Preis für das Haus zurückgezahlt. Außerdem gelang es ihm, Franciszka nach Ville-Évrard verlegen zu lassen und damit meinem Einfluss zu entziehen.«
    »Hatte er deine Machenschaften durchschaut?«
    »Das nicht, aber er spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Bauernschläue.«
    »Und was wurde aus mir?«
    »Ich habe keine Ahnung. Dein Fall interessierte mich nicht mehr, und ich widmete mich anderen Aufgaben. Deine Entwicklung inspirierte mich dahingehend, es mit einer Substanz zu versuchen, die im erwachsenen Gehirn eine Spaltung verursacht, wobei jeder Teil eine eigene Persönlichkeit beherbergt.«
    »Das Serum von Mêtis.«
    »So schnell ging das nicht. Mehr als zehn Jahre habe ich allein geforscht, ohne Mittel und ohne Team. Aber ich kam nicht weiter. Es dauerte bis in die 1990er Jahre, bis sich endlich Mêtis für meine Arbeiten interessierte.«
    »Warum kam es dazu?«
    »Es war eine einfache Modeerscheinung. Mêtis war Marktführer im Bereich Anxiolytika und Antidepressiva. Der Konzern interessierte sich für alles, was eine noch unerforschte Wirkung auf das menschliche Gehirn zeigte. Ich stellte ihnen mein DCR-97 vor, das damals noch nicht so hieß. Es bestand auch noch nicht in seiner endgültigen Version.«
    »Haben sie dir Mittel zur Verfügung gestellt?«
    »Nicht gerade üppig, aber ich konnte meine Experimente zu Ende bringen und ein Serum herstellen, das im menschlichen Geist eine Kettenreaktion verursacht.«
    »Und wie genau funktioniert dieses Produkt?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Bis heute kann ich das Wirkprinzip der Substanz nicht erklären. Die Auswirkungen allerdings habe ich genau beobachtet und dokumentiert. Das Ganze spielt sich ab wie eine nukleare Kernspaltung. Allerdings besitzt das menschliche Gehirn eine eigene Logik. Es gibt da eine Art Schwerkraft, die dafür sorgt, dass sich Begierden, Triebe und Erinnerungsfragmente zusammengruppieren und eine neue Persönlichkeit bilden.«
    Kubiela begriff, dass er bei seinen Forschungen an Zwillingen und multiplen Persönlichkeiten genau nach diesem Schwerkraftgesetz gesucht hatte.
    »Hast du klinische Versuche gemacht?«
    »Genau da lag mein Problem. Für meine Arbeit brauchte ich menschliches Material. Diese Art von Substanz kann man nicht an Affen oder Ratten austesten. Nun ist Mêtis ein mächtiger Konzern, aber in dieser Beziehung sind auch diesen Leuten die Hände gebunden.«
    »Also?«
    »Also hat man mir ermöglicht, eine Spezialklinik aufzubauen, wo ich mit Geisteskranken zu arbeiten begann – mit Menschen, die bereits unter einem instabilen Geist litten. Die Forschungen wurden von Mêtis finanziert und streng geheim gehalten. Hier hatte ich freie Hand.«
    »Was bringt es, eine solche Substanz an Kranken zu testen? Sollte es ihr Krankheitsbild verstärken?«
    »Die Macht, eine Krankheit zu verschlimmern, birgt bereits die Möglichkeit ihrer Heilung in sich. Aber so weit waren wir noch längst nicht. Zunächst einmal dokumentierten wir nur.«
    Die Gespenster der Vergangenheit erhoben ihr hässliches Haupt. Menschenversuche in Konzentrationslagern. Manipulationen an menschlichen Gehirnen in sowjetischen Irrenanstalten. All diese verbotenen Forschungen im Dienste der Militärspionage, deren Ergebnisse mit Gold aufgewogen werden.
    »Die Resultate waren chaotisch. Manche Patienten delirierten, andere vegetierten nur noch vor sich hin. Wiederum andere fanden zu einer vergleichsweise gefestigten Persönlichkeit, die allerdings nach einiger Zeit wieder kollabierte.«
    »Wie Patrick Bonfils?«
    »Offenbar beginnst du zu verstehen. Bonfils war einer meiner ersten Patienten.«
    »Und wieso fingst du irgendwann an, mit gesunden Menschen zu arbeiten?«
    »Die Armee wollte meine Forschungsergebnisse vertiefen. Man schlug mir vor, ein richtiges Programm auf die Beine zu stellen. Matrjoschka. Ein echtes,

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