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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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menschliches Panel. Psychisch gesunde Leute, die wir behandeln konnten. Mein Budget gestattete mir, ein Mikrosystem zu entwickeln, mit dem man DCR-97 ohne äußerliches Eingreifen verabreichen konnte. Dank des ausgeklügelten Implantats konnten wir unsere Versuchskaninchen in die Freiheit entlassen und beobachten, wie sie reagierten. Natürlich beinhaltete das Projekt ein gewisses Risiko. Selbst bei den Militärs war es nicht unumstritten, aber einige hohe Chargen wollten wissen, wohin das Experiment führen würde.«
    »Du sprichst zwar von Mêtis und von der Armee, aber wer war eigentlich letztlich verantwortlich?«
    »Das weiß ich nicht. Niemand weiß es. Nicht einmal sie selbst. Alles funktioniert mit Beiräten und Komitees. Entscheidungen werden abgeschwächt und zerredet. Zum Schluss weiß niemand mehr, wer den Anstoß gegeben hat.«
    Kubiela übernahm die Rolle des Advocatus Diaboli.
    »Und warum habt ihr die Substanz nicht an Strafgefangenen, Verbrechern und Terroristen ausprobiert?«
    »Weil sie diejenigen sind, die am besten geschützt werden. Anwälte, Medien und Komplizen kümmern sich um sie. Es ist deutlich leichter, irgendwelche Nobodys zu entführen und verschwinden zu lassen. Mêtis und die Armee haben sich etwas einfallen lassen, wie man an solche Leute herankommt. Ich persönlich habe mich um diese Dinge nie gekümmert.«
    Sasha.com . Feliz, Medina, Leila. Über diese Seite des Projekts wusste Kubiela sehr viel mehr als Toinin.
    »Die ›Freiwilligen‹ kamen zu mir, und ich behandelte sie. Auch konditioniert habe ich sie: Was immer auch geschah – sie durften keinesfalls ihre Zustimmung zu Röntgenaufnahmen oder CTs des Kopfes geben, weil man sonst das Implantat sofort gefunden hätte. Danach ließen wir sie laufen und beobachteten, was passierte.«
    Um sie herum bebten die Mauern in ihren Grundfesten. Das Donnern draußen ließ darauf schließen, dass sich manche Wellen über dem Dach des Bunkers brachen, das immerhin mindestens zwanzig Meter hoch war.
    »Und wie weit seid ihr heute mit euren Experimenten?«
    »Es ist vorbei. Matrjoschka existiert nicht mehr.«
    »Warum?«
    Der alte Mann schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Meine Resultate konnten sie nicht überzeugen. Die Probanden erleiden sporadische Krisen. Sie verändern die Persönlichkeit, aber ohne jeden Zusammenhang. Einige sind unseren Kontrollen sogar entwischt. Die Armee und Mêtis haben entschieden, dass es für meine Arbeit kein Anwendungsgebiet gäbe. Weder militärisch noch in der freien Wirtschaft.«
    »Ich nehme an, dass du anderer Ansicht bist.«
    Der alte Mann zuckte die Achseln.
    »Ihre Entscheidungen interessieren mich nicht. Ich bin ein Demiurg. Ich spiele mit dem Schicksal der Menschen.«
    Kubiela beobachtete sein Gegenüber. Toinin war ein schöner Mann mit unzähligen Falten im hochmütigen Gesicht, in dem die Jahre nur das Nötigste hinterlassen hatten: Knochen und Muskeln, kein Fleisch. Der Mann war ein echter Psychopath, der sich über Gesetze und Menschlichkeit hinwegsetzte.
    »Wurden die Probanden alle eliminiert?«
    »Nicht alle. Du bist noch da.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich beschütze.«
    »Wie?«
    »Indem ich die Leute töte.«
    Nun verstand Kubiela gar nichts mehr. Immer noch donnerte das Meer mit wilder Wucht gegen die Mauern des Bunkers. Der Lärm setzte sich als Echo in jedem Hangar fort.
    »Kannst du deutlicher werden?«
    »Ende 2008 erfuhr ich von einem Psychiater, der seine Nase in alle möglichen Dinge steckte. Ich war nicht einmal erstaunt. Einige Patienten waren unserer Überwachung entwischt. Dass sie irgendwann eingewiesen würden, lag in der Natur der Sache.«
    »Hast du mich wiedererkannt?«
    »Man hat mir eine Ermittlungsakte zukommen lassen und wollte wissen, ob ich gehört hätte, dass du Psychiater geworden bist. Was glaubst du wohl? Der Zwilling Kubiela! Ich war absolut verblüfft, dich nach über dreißig Jahren wiederzufinden. In diesem Augenblick habe ich verstanden, dass unsere Schicksale miteinander verbunden sind. Das antike Fatum!«
    »Wollten sie mich damals auch schon eliminieren?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe vorgeschlagen, dass wir mit dir experimentieren, doch das lehnten sie ab. Es war ihnen zu riskant. Ich habe die Umstände deiner Geburt beschrieben, die Dualität deiner Ursprünge und die Komplexität deiner Psyche und ihnen bewiesen, dass du das ideale Profil hattest. Denn tief in deinem Innern gab es bereits zwei Persönlichkeiten.«
    Kubiela nickte langsam und

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