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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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einem leerstehenden Haus in der Nähe der Rue des Vignes.«
    Sie schloss ihr Auto auf und setzte sich hinein.
    »Wann haben ihn deine Leute das letzte Mal gesehen?«
    »Die Apothekerin vor drei Wochen, die Penner vor ein paar Tagen. Keiner weiß, was er in den Tagen unmittelbar vor seinem Tod getrieben hat.«
    »Hatte er keine Kumpel? Oder irgendwen, der ihm nahestand und der uns mehr erzählen könnte?«
    »Nein. Duruy war ein Einzelgänger. Wenn er verschwand, wusste niemand, wo er hinging.«
    »Hatte er einen Hund?«
    »Ja, irgendeinen Köter, aber der ist spurlos verschwunden. Der Mörder wird ihm wohl ziemlich übel mitgespielt haben.«
    »Trotzdem solltest du die Tierheime überprüfen.«
    Anaïs dachte an die Sicherheitskameras. Sie mussten Vergrößerungen anfertigen. Die ganze Stadt durchkämmen. Auf irgendeinem Band würde Philippe Duruy sicher zu sehen sein. Vielleicht sogar mit seinem Mörder? Dem Dealer, der ihm das Heroin gegeben hatte? Man dufte ja wohl noch träumen, oder?
    »Und sein Bündel?«
    »Vermutlich samt dem Hund irgendwo eingebuddelt.«
    Zum wiederholten Mal spulte Anaïs in ihrem Kopf den Film ab, wie sie sich den Mord vorstellte. Der Mörder war weder ein Penner noch ein Bekannter von Duruy. Er kannte sein Opfer erst ein paar Tage. Er hatte sich bei dem Jungen eingeschmeichelt und sein Vertrauen gewonnen. Er wusste, dass der Goth ein Junkie war und dass das Verschwinden dieses Einzelgängers kaum auffallen würde. Außerdem wusste er, dass Duruy einen Hund besaß, und hatte vermutlich überlegt, wie er das Tier loswerden könnte.
    Dann die Details . Freitag, der 12. Februar. Vielleicht so gegen 20.00 Uhr. Es ist stockfinster in Bordeaux – Nacht und Nebel. Möglicherweise entscheidet der Mörder sich wegen des Nebels genau für diesen Abend. Es kann aber auch sein, dass er das Datum ohnehin vorgesehen hat und das Wetter einfach nur mitspielt. Er weiß, wo er Philippe Duruy findet. Er schlägt ihm einen Megaschuss vor und nimmt ihn mit in ein ruhiges Eckchen, wo bereits alles vorbereitet ist. Vor allem das schnelle Verwischen aller Spuren. Hund, Bündel, Klamotten. Ein organisierter Mörder mit Nerven aus Stahl. Ein Profi seines Faches .
    »Hast du den Namen des behandelnden Arztes?«, erkundigte sie sich.
    »Mist, das habe ich vergessen. Ich war so froh, dass …«
    »Schon gut. Schicke mir die Nummer der Apothekerin als SMS, dann kümmere ich mich darum.«
    »Und was mache ich jetzt?«
    »Du folgst der Spur von Duruy. Und zwar nicht nur in ganz Bordeaux, sondern auch da, wo er sich sonst so herumgetrieben hat.«
    »Ich fürchte, das wird nicht ganz einfach. Diese Typen …«
    Anaïs verstand, was er sagen wollte. Die Obdachlosen sind die letzten wirklich freien Menschen der modernen Gesellschaft. Sie haben weder Kreditkarte noch Scheckheft, weder Auto noch Handy. In einer Welt, in der jede Verbindung, jeder Anruf und jede Bewegung zurückverfolgt werden kann, sind sie die Einzigen, die keine Spuren hinterlassen.
    »Da er ein Junkie war, kannst du es zumindest mal beim Zentralregister für Drogenvergehen versuchen.«
    Vielleicht war der Knabe ja irgendwann mal wegen Rauschgiftbesitz festgenommen worden .
    »Seine Fingerabdrücke sind nicht registriert«, gab Le Coz zurück.
    »Was nur beweist, dass diese Technologie noch keine sehr exakte Wissenschaft ist. Ich bin ganz sicher, dass Duruy irgendwann schon einmal in Polizeigewahrsam war, also sieh noch mal nach. Versuch es auch beim Sozialamt. Duruy muss mindestens einmal im Krankenhaus gewesen sein – schon allein wegen der Drogen. Vielleicht hat er Stütze kassiert. Zieh einfach das ganze Programm durch.«
    »Und was ist mit den Dealern?«
    Anaïs glaubte längst nicht mehr an diese Spur. Die Wiederverkäufer würden ohnehin nichts sagen, und außerdem waren bestimmt nicht sie es gewesen, die dem Mörder weißes Heroin verkauft hatten – er musste seine eigene Quelle haben .
    »Vergiss es. Konzentriere dich lieber auf die Behörden. Im Übrigen brauche ich den kompletten Lebenslauf von Duruy. Setz dich mit Jaffar in Verbindung. Er soll die Asyle und Hilfsorganisationen durchforsten und noch einmal zu den Clochards und in die besetzten Häuser gehen. Ruf auch Conante an. Der soll sich die Videos noch mal ganz genau anschauen. Wir müssen Duruy auf den Bildern finden. Ich muss genau wissen, wie er die letzten Tage verbracht hat. Diese Aufgabe hat absolute Priorität.«
    Anaïs legte auf und fuhr los. Sie hatte es eilig, diesen Ort mit

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