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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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seinen eingesperrten Verrückten hinter sich zu lassen. Wenige Minuten später befand sie sich im Universitätsviertel am Ortsrand von Talence. Sie parkte und überprüfte ihre SMS. Le Coz hatte ihr die Adresse und Telefonnummer der Apothekerin geschickt. Sofort rief sie Sylvie Gentille an. Die Apothekerin hatte zwar ihr Adressbuch nicht bei sich, weil sie den Sonntag bei ihrer Familie verbrachte, doch sie erinnerte sich, welcher Arzt Philippe Duruy behandelt hatte. Sein Name war David Thiaux – ein ganz normaler Hausarzt.
    Ein weiterer Anruf. Anaïs erreichte nur die Frau des Arztes. Wie jeden Sonntag befand sich Thiaux auf dem Golfplatz Laige. Anaïs kannte diesen Ort nur allzu gut. Sie startete ihren Wagen und fuhr nach Caychac zum Golfplatz.
    Unterwegs dachte sie über ihr Zusammentreffen mit dem Mann ohne Gedächtnis nach. Unmöglich, sich eine Meinung über ihn zu bilden. Rein körperlich war er ausgesprochen beeindruckend. Was den Rest anging, wirkte er eher einfach gestrickt. Auf den ersten Blick schien er nicht in der Lage zu sein, auch nur einer Fliege etwas zuleide zu tun – doch sie wurde dafür bezahlt, sich nicht auf den ersten Eindruck zu verlassen. Eins allerdings war sicher: Der Riese hatte weder das Zeug zu einem gut organisierten Mörder, noch passte er in das Schema eines Stardealers.
    14.30 Uhr. Anaïs fuhr die Route du Médoc entlang. Sie war auf dem Weg zu dem Arzt. Das Beste zum Schluss .
    Mathias Freire war der Typ des düsteren Beau. Regelmäßige, von einer inneren Unruhe geprägte Züge. Dunkle, durchdringende Augen, die sich weigerten, ihr Geheimnis preiszugeben. Noch dunklere, wellige, romantisch verwuschelte Haare. Was seine Klamotten anging, so zeugten sie lediglich von einer völligen Gleichgültigkeit gegenüber seiner äußeren Erscheinung. In seinem zerknitterten Kittel wirkte Freire wie ein ungemachtes Bett. Ihr allerdings erschien er dadurch noch viel erotischer …
    Immer mit der Ruhe, Anaïs . Es war nicht das erste Mal, dass sie Arbeit mit Gefühl verwechselte – und jedes Mal hatte es mit einer Katastrophe geendet. Wie auch immer – der Psychiater würde es ihr nicht leicht machen. In jedem Fall würde er zu seinem Patienten halten und sie sicher nicht anrufen, wenn er irgendetwas herausfand …
    Ein Schild kündigte den Golfplatz Laige an. Im Grunde freute sie sich, dass sie am Sonntag arbeiten durfte. Zumindest lungerte sie nicht auf dem Sofa herum und hörte Wild Horses von den Stones oder Perfect Day von Lou Reed. Die Arbeit war der Rettungsring für Menschen, deren Herz Schiffbruch erlitten hatte.

A m Eingang des Golfplatzes befanden sich langgestreckte, hellgraue Holzgebäude im Stil der Bahamas. Die tragenden Balken waren aus Lärchenholz, Verkleidungen und Dächer aus Rotzeder. Die sanft geschwungenen grünen Hügel der Anlage wirkten wie ein Kontrastprogramm zu diesen klaren grauen Linien.
    Anaïs parkte ihren Golf zwischen den allradgetriebenen Porsche Cayennes und Aston Martins der Clubmitglieder. Am liebsten hätte sie den Luxuskutschen auf die glänzend polierten Motorhauben gespuckt oder im Vorbeigehen den einen oder anderen Spiegel demoliert. Sie hasste Golf. Sie hasste die Bourgeoisie. Sie hasste Bordeaux. Manchmal fragte sie sich, warum sie überhaupt zurückgekommen war. Aber es war immer gut, seinem Hass Nahrung zu geben. Ihn zu füttern, wie man ein wildes Tier füttert. Es war diese negative Energie, die sie aufrecht hielt.
    Sie machte sich auf den Weg zum Clubhaus. An der Tür malte sie sich aus, wie es wäre, plötzlich ihrem Vater Auge in Auge gegenüberzustehen – eine Vorstellung, die ihr Angst einjagte. Noch ein Grund, Bordeaux zu meiden.
    Ein rascher Blick in die Salons und die Boutique, wo man das nötige Zubehör kaufen konnte. Keine vertrauten Gesichter. Gut, denn sie fürchtete auch, von den hier verkehrenden Honoratioren als Tochter von Chatelet wiedererkannt zu werden. Und niemand in den besseren Kreisen hatte den Skandal vergessen, der mit diesem Namen verbunden war.
    Anaïs trat an die Bar. Sie wunderte sich, dass man sie in ihren Jeans und den beschlagenen Stiefeln nicht freundlich, aber bestimmt an die frische Luft komplimentierte.
    Golfspieler – in der Mehrheit Männer – lehnten an der hochglanzlackierten Holzplatte des Tresens. Alle trugen die typische Golferuniform: karierte Hosen, Poloshirts und Schuhe mit Stollen. Die Klamotten protzten mit den Namen der Hersteller. Ralph Lauren. Hermès. Louis Vuitton.
    Anaïs zeigte dem

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