Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
Vom Netzwerk:
verwirrend. Beinahe beunruhigend. Unmöglich
zu begreifen.
    »Und
natürlich«, fuhr Mr Jaegermann unbeirrt fort, »ist eine transzendente Zahl wie
Pi per definitionem irrational.«
    Er hielt
inne, um uns Zeit zu geben, seinen Ausführungen zu folgen. Ich schrieb das
Gesagte sorgfältig mit Druckbuchstaben in mein Notizbuch. Irrational.
    Das Wort
schien mich anzustarren. Im Hinterkopf hörte ich die Stimme meiner Mutter: »Jessica,
es gibt Dinge auf der Welt, die man nicht erklären kann ...«
    Aber man kann sie
erklären, wandte mein Gehirn ein. Selbst Pi ist erklärbar. Irgendwie.
Zahlen sind solide. Real.
    Ausgenommen
Zahlen, die sich in Richtung Ewigkeit schlängelten. Ewigkeit. Das war
ein weiteres Konzept, das ich nicht begreifen konnte.
    Seelen,
die für die Ewigkeit verbunden sind. Lucius
hatte das einmal gesagt, als er über das Thema Verlobungszeremonie gesprochen
hatte. Lucius, die irrationalste Person, die ich kannte. Vampire und Pakte
sind irrational. Wie Pi?
    »Miss
Packwood?«
    Mein Name
riss mich in die Wirklichkeit zurück. Oder in das, was ich für die Wirklichkeit
hielt. Warum erschien mir alles plötzlich so unsicher? »Ja, Mr Jaegerman?«
    »Sie kamen
mir gerade ein wenig verträumt vor.« Er lächelte. »Ich dachte, ich sollte Sie
in die Realität zurückholen.«
    »Entschuldigung«,
sagte ich. Realität. Mr Jaegerman glaubte offensichtlich daran. Gewiss
verschwendete er keinen einzigen Gedanken an irreale Dinge. Wie Vampire. Oder
ewiges Schicksal. Oder die Frage, »wie häufig sich Abscheu in Verlangen
verwandelt«.
    Realität
war der Geschmack des Stifts in meinem Mund. Der Anblick des grässlichen
Designs von Mr Jaegermans Krawatte. Das Gefühl der glatten Tischplatte unter
meinen Fingerspitzen.
    Ja.
Realität. Es war
gut, hier zu sein. Es war der Ort, an dem ich bleiben musste.
    Als ich
mich jedoch wieder auf meine Notizen konzentrierte, wurde mir bewusst, dass
ich am Rand des Hefts eine grobe Skizze von sehr scharfen Reißzähnen gekritzelt
hatte. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie sie entstanden war.
    Den Stift
fest in der Hand, strich ich die Zeichnung sorgfältig durch, ertränkte sie in
Tinte, bis jede Linie vollkommen ausgelöscht war.

Kapitel 14
    Lieber Onkel Vasile,
    ich
schreibe dir, um mich dafür zu bedanken, dass du das Geld von meinem
Treuhandfonds freigegeben hast, wie ich es mir erbeten hatte, und dass du mir
überdies so prompt meine Waffensammlung und diverse andere Möbelstücke,
Teppiche, etc. geschickt hast. Ich fürchte, ich hätte keinen weiteren Tag mehr
ertragen können, an dem mich diese rehäugigen »Folklorepuppen« von jeder
fröhlichen, plaidbedeckten Ecke des Zimmers angestarrt haben. Es war, als sei
ich umringt von einer multikulturellen Armee von Zwergen, die alle darauf
warteten, mich irgendwann nachts im Schlaf zu überfallen.
    Ich habe
den Packwoods den Gefallen erwiesen, die ganze Sammlung zu entsorgen, mithilfe
der mittelalterlichen Keule, die beizulegen du so freundlich warst. Auch ein
paar Salz- und Pfefferstreuer in Gestalt von Hunden mit Kochmützen auf dem
Kopf haben leider dran glauben müssen. Ich bin sicher, dass die Packwoods
zweifellos eines Tages zu Verstand kommen und mir dafür danken werden.
    Nun zu
den schlechten Neuigkeiten. Ich fürchte, mir ist ein kleiner Fehler
unterlaufen, als ich Antanasia gestern Abend ziemlich abrupt mit dem Konzept
vampirischer Verwandlung vertraut gemacht habe. Ihre Reaktion war nackte
Angst, gefolgt von Verleugnung. Ehrlich, Vasile, sie hat meine Reißzähne als
eine Art Salontrick abgetan. Ist das zu fassen?
Eine der faszinierendsten Metamorphosen der Natur als Zauberei abgewertet?
Gott, das Mädchen bringt mich an meine Grenzen. So widerspenstig. So rational.
    Kurzum, ich
habe einen Schritt vorwärts gemacht und zwei zurück.
    Ich
übernehme bereitwillig die Verantwortung für meinen Fehler (ich hätte
Antanasias Reaktion voraussehen sollen – mein Vorgehen war alles andere als
subtil), aber seien wir ehrlich: Habe ich all diese Schwierigkeiten nicht schon
vor Jahren prophezeit?
    Wenn ich
wach in der Garage liege, grübele ich oft darüber nach, wie anders die Dinge
hätten sein können, wäre Antanasia von vorneherein als Vampir erzogen worden.
Ich will nicht arrogant klingen, Vasile, aber ich weiß aus der Vergangenheit,
dass Frauen mich für gewöhnlich nicht abstoßend finden. (Hat in Bukarest
eigentlich schon die Ballsaison begonnen?) Und trotz all ihrer Fehler (T-Shirts
stehen ganz oben auf dieser

Weitere Kostenlose Bücher