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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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gehe ich jetzt mal. Ich will euch nicht
weiter stören.«
    »Du
könntest bleiben und mit uns Pizza essen«, bot Lucius an. »Du
hast sicher noch nichts gegessen. Zumindest hoffe ich, du hast den Hasen nicht
abgeschmeckt. Er hat vielleicht nicht lange genug gekocht, um die Parasiten abzutöten
...«
    »Wo wir
gerade von Parasiten sprechen ...« Faith musterte mich herablassend.
    Ich
funkelte Faith lange an und wünschte, ich hätte eine wirklich schlagfertige
Erwiderung parat. Aber mir fiel nichts ein. Mein Kopf war plötzlich völlig
leer. »Ich werde einfach wieder ins Haus gehen«, sagte ich und bemühte mich um
einen würdevollen Abgang, in der Hoffnung, aus dem Appartement zu kommen, ohne
in Tränen auszubrechen. Es war alles komplett schiefgegangen. Das Ganze war
ein Desaster.
    Lucius
musste nun doch meine Enttäuschung bemerkt haben, die Demütigung, die mir ins
Gesicht geschrieben stand, denn er sagte: »Entschuldige uns für einen Moment,
Faith.«
    »Aber
sicher, Luc«, antwortete sie und zog sich auf die andere Seite des kleinen
Raums zurück. »Ich werde mir einfach deine Waffen hier drüben ansehen. Ich
liebe diesen diabolischen Stil.«
    Lucius
griff nach meinem Arm und führte mich in Richtung Tür. »Jessica«, sagte er
leise, »es tut mir leid.«
    »Was tut
dir leid?« Ich machte mir kaum die Mühe, die Stimme zu senken. In meinen Augen
brannten Tränen. Tränen der Eifersucht. Tränen der Verlegenheit. Ich war so
dumm. Ich hatte versucht, einen Hasen für ihn zu kochen, und er hatte jemanden eingeladen und nicht irgendjemanden. Faith Crosse.
    »Es war
nett von dir, dass du versucht hast ... eine schöne Geste ...« In Lucius' Augen
stand Mitgefühl. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, als sei ich ein verletztes
Kind. »Aber vielleicht nicht die beste Idee. Nicht jetzt.«
    »Ja«,
pflichtete ich ihm bei und stieß seine Hand weg. »Es war ein Fehler.«
    »Faith ist
eine Freundin«, erklärte er gelassen. »Ich finde, dass ich im Augenblick einen
Freund brauche. Jemanden, der mich versteht.«
    Das tat
weh. Wer konnte ihn besser verstehen als ich? »Ich verstehe dich.«
    »Nein,
nicht auf die gleiche Art ...« Er schaute zu Faith hinüber, die gerade ein
Schwert von der Wand genommen hatte und die Spitze prüfte. »Ich kann es im
Augenblick nicht erklären.«
    »Oh, das
brauchst du auch nicht.«
    Seine
Stimme wurde etwas härter, ebenso wie der Griff um meinen Arm. »Jessica, du
hast Jake. Du hast dich für Jake entschieden. Und du hast Melinda. Soll
ich isoliert leben?«
    »Nein.
Natürlich nicht. Mach, was du willst.« Ich entriss ihm meinen Arm, stieß die
Tür auf und rannte aus dem Appartement, ohne mir die Mühe zu machen, meine
Jacke mitzunehmen.
    Als ich die
Treppe hinunterhastete, liefen mir Tränen über die Wangen. Hinter mir trat
Lucius auf den Treppenabsatz. »Jessica, bitte ...«
    Ich
ignorierte ihn einfach und lief weiter und er rief nicht noch einmal nach mir.
Bevor ich unten angekommen war, hörte ich, wie die Tür zum Appartement zufiel.

Kapitel 32
    Ich
hatte diesen
Albtraum seit meiner Kindheit immer mal wieder gehabt und er hatte mich jedes
Mal erschüttert. Selbst nach dem Aufwachen dauerte es eine ganze Weile, bis ich
ihn aus meinem Kopf bekam und wieder klar denken konnte. Ich schrak dann auf,
in kalten Schweiß gebadet und zwischen zerwühlten Laken. Bisher war es mir immer
gelungen, den Traum dadurch zu vertreiben, dass ich an reale Dinge
dachte. Die Quadratwurzel einer jeden positiven realen Zahl kann mithilfe
von Newtons Formel ermittelt werden ... Das war die Art, wie ich damit
fertig wurde. Indem ich mich an die Realität klammerte. An das Konkrete.
    Aber in
jener Nacht Mitte Dezember hielt der Traum, lebendiger denn je, an.
    »Antanasia
... Antanasia ...«
    Sie rief
nach mir. Zuerst war es wie ein Schlaflied, ein beruhigender Singsang.
    Es war
dunkel und verschneit dort, in den unvertrauten, steilen, zerklüfteten Bergen.
Die schwarzen, nassen Felsvorsprünge, die aus den Schneewehen hervorstachen,
sahen aus wie scharfkantige Zähne. Wie Reißzähne. Der Schnee fiel irgendwie
härter, tiefer, auf eine Weise, die beinahe bedrohlich wirkte. Als sei der
Sturm lebendig und auf der Jagd nach Blut.
    »Antanasia!«
    Sie rief
mich immer dreimal und das letzte Mal klang ihr
    Rufen
immer anders. Wie ein plötzlicher Schrei. Das Wehklagen einer Frau, die
stürzte. Die von einem der Felsen fiel...
    Dann
Stille.
    Nur das
Geräusch des Windes und das Wirbeln von Schnee, der um

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