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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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an dem Bild, das er mir
zeigte. In dem weichen Licht hätte ich Mihaela Dragomir
sein können und mein flanellenes Nachthemd ein seidenes Abendgewand ...
    Einem
Impuls folgend, schob ich meine Haare zu einer Art Hochsteckfrisur zusammen und
nahm die Schultern zurück.
    Ist sie
nickt schön?
Ist sie nicht mächtig?
Ist sie nicht königlich?
Ist sie nicht DU?
    Ich ließ
mein Haar Ios,
knipste das Licht aus und kroch wieder ins Bett, nicht sicher, ob ich jubeln
sollte oder weinen oder beides.
    Ist sie
nicht DU?

Kapitel 33
    Am Tag
ihrer großen
Präsentation erschienen Lucius und Faith mit Verspätung im Literaturkurs, fünf
Minuten nach dem Läuten – um uns alle mit ihren Kostümen überraschen zu
können. Faith trug ein verblichenes Kleid, das aussah, als stamme es aus der
viktorianischen Ära; es schmiegte sich eng um ihre Hüften und spannte sich so
fest über ihre Brüste, dass Frank Dormand in der Reihe vor mir beinahe vom
Stuhl fiel, als sie in den Raum gerauscht kam. Lucius hatte für seine Rolle
als Heathcliff einfach den Samtmantel und die schwarze Hose wieder ausgegraben,
die er noch vor ungefähr einem Monat so regelmäßig getragen hatte.
    »Ach du
meine Güte«, war alles, was Mrs Wilhelm bei ihrem Anblick einfiel. Vermutlich
machte sie sich ein wenig Sorgen, dass Faith' Brüste zu einem ungünstigen Zeitpunkt
aus dem Kleid springen könnten, was definitiv gegen die Kleidervorschriften
der Schule verstoßen hätte.
    Aber da
baute sich Lucius auch schon vor der Klasse auf, um sein kleines Theaterstück
vorzustellen. Er strahlte eine größere Autorität aus, als Mrs Wilhelm je zustande
gebracht hatte.
    »Heathcliff
ist ein wildes Geschöpf – ein Verdammter«, begann Lucius. »Catherine ist
ebenfalls verdammt. Verdammt, Heathcliff zu lieben, der sie und ihre
Nachfahren vernichten muss. Es liegt in seiner Natur, sich zu nehmen, was er
will. Und das ist vor allem Rache. Catherine ist eine bewundernswerte
Wilde. Ihre Liebe ist herzlos, grausam, bitter, böse.«
    »Ach du
meine Güte«, murmelte Mrs Wilhelm von ihrem Platz in der hinteren Ecke. Diesmal
war es jedoch eher ein Seufzer des Entzückens, der Lucius galt.
    »Ich
schätze diese Geschichte so sehr«, ergänzte Lucius beiläufig. »Sie ist voller
Leben.«
    Ich drehte
meinen Kuli in den Fingern und zerbrach ihn beinahe. Ich war verwirrt und
unglücklich zugleich. Herzlose, grausame, böse Liebe. Ist es das, was er
will? Ist es das, was er von mir erwartet hat? Hat Lucius jemals überhaupt
irgendeine Art von »Liebe« von mir erwartet?
    Ich wandte
mich zu Jake um, der die Achseln zuckte und seine blauen Augen verdrehte, als
hielte er die ganze Vorstellung für ein wenig übertrieben. Ich lächelte ihn
an, aber nur schwach. Warum, warum kann ich nicht mehr für Jake empfinden?
Er sieht gut aus, ist beliebt und ohne einen Funken Grausamkeit oder
Bedrohlichkeit in seinem ganzen muskelbepackten Körper. Warum ist die Versuchung
so groß, mich wieder zu Lucius umzudrehen? Einem Typen, der nicht gut für mich
ist? Einem arroganten, rätselhaften, potenziell gefährlichen VAMPIR ?
    Jake – Jake
war die vernünftige, liebenswerte, berechenbare Wahl.
    Und doch
drehte ich mich wieder um, weil ich die Augen keine weitere Sekunde von Lucius
lassen konnte.
    Als ich
mich wieder in das Drama einklinkte, sah Lucius gerade Faith an, und ihr Stück
begann. Sie hatten die erste Hälfte des Buches auf ein Minimum zusammengekürzt,
hier und da Zitate herausgepflückt – und wohl auch einiges dazu erfunden –, und
das Ganze zu einer intensiven Szene von fünfundzwanzig Minuten Länge zusammengepuzzelt,
die Heathcliff und Catherine von ihrer wunderbar sorglosen
Kindheit im Moor bis hin zu Catherines achtloser Abkehr von Heathcliff
zugunsten des sanfteren, blasseren Mr Linton führte.
    Zumindest
denke ich, dass es das war, was sie in ihrem Stück darstellten. Alles, worauf
ich mich konzentrieren konnte, waren die mal heftigen, mal zarten Bewegungen
ihrer Körper, die Art, wie Lucius Faith am Handgelenk packte und sie an seine
Brust riss. Die Art, wie Faith die Augen aufschlug, als sie sich von ihm
losriss. Die Leidenschaft, die beinahe ... real aussah.
    Mein Kuli
zerbrach unter dem Druck meiner Finger und Tinte kleckerte über meine Hand und
spritzte bis auf meine Wange. Nein, Lucius. Nein.
    Niemand
bemerkte es. Die ganze Klasse war wie gebannt, als Faith, den Blick ihrer
blauen Augen in die schwarzen Augen von Lucius gebohrt, mit einer Inbrunst, von
der ich verzweifelt

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