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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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scharfsinnig, Towarischtsch !«
    »Vererbte Genialität.« Er
winkte nachlässig mit der Hand. »Und noch etwas: Sie erinnern sich doch, wie
Robert Carlton, gleich nachdem Sie ins Wohnzimmer getreten waren, sagte, daß Wykes -Jones erst morgen am späten Nachmittag eintreffen
würde. Aber plötzlich erscheint er mitten in der Nacht, gerade rechtzeitig, um
alle Sorgen über Nigel Carltons Verschwinden zu zerstreuen. Das ist ein
beachtlicher Zufall, nicht ?«
    »Na«, sagte ich entrüstet,
»dieser lausige Lügner...«
    »Seine Version kann am Morgen
nachgeprüft werden«, fuhr Boris fort. »Ein Telefonanruf im Dorf müßte
eigentlich genügen. Wenn er also lügt und weiß, daß Nigel Carlton tot ist, dann
weiß er auch, daß ihm nur eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung steht .«
    »Wieso ?« murmelte ich.
    »Er weiß, daß seine Geschichte
nur bis morgen früh standhält .« Boris lächelte mir
lustlos zu. »Also muß das, was er vorhat, binnen kürzester Frist erledigt werden
— heute nacht zum Beispiel !«
    »Ich wette, Kassandra war das
reine Kasperltheater verglichen mit Ihnen«, zischte ich. »Sie elender...«
    Die Tür fuhr mit einem Krach
auf, und während ich noch den Mund aufriß , um zu
schreien, kam ein blonder Tornado ins Zimmer gewirbelt, knallte die Tür wieder
hinter sich zu und drehte den Schlüssel um. Dann lehnte sich Penny Potter
schlaff gegen die Tür und blickte uns, während sie versuchte, Atem zu schöpfen,
mit verzweifelt flehenden Augen an. Ich fand sie recht anziehend, wie sie da in
ihrem weißseidenen Baby-Doll-Nachtgewand dastand. Der tiefe Ausschnitt war mit
schwarzer Spitze eingefaßt , und ebenso ihr Höschen
oben an ihren Schenkeln. Zudem war die Seide dünn und halb durchsichtig, und
als sie tief Luft holte und ihre Brust sich gegen den Stoff preßte, wurde sie
ganz durchsichtig.
    »Es ist —«, ihre Stimme klang rauh , während sie weiter nach Luft schnappte, »-in der Wand !«
    Ich starrte sie einen
Augenblick lang an, starrte dann zu Boris hinüber und stellte fest, daß er seinerseits
mich anstarrte. Wenn mein Gesicht ebenso verdutzt aussah wie in dieser Sekunde
das seine, dann konnten wir meiner Ansicht nach kündigen und wieder Serien fürs
Radio schreiben.
    »Es ist alles Ihre Schuld !« Penny sah mich anklagend
an. »Wenn Sie nicht dieses Gemälde von der Wand gerissen hätten...«
    »Augenblick mal !« keuchte ich. »Sie meinen, da ist jemand in dem Geheimgang
hinter dem Bild ?«
    »Es war — entsetzlich !« Sie preßte einen Augenblick lang den zitternden
Handrücken gegen den Mund. »Ich schlief schon beinahe, als ich es hörte. Ein
ganz gespenstisches Pfeifen, das immer lauter und lauter wurde, und ich wußte,
daß es immer näher kam !«
    »Kommen Sie und setzen Sie sich .« Ich ging zu ihr hinüber, nahm ihren Arm und führte sie zu
dem Sessel mit der steifen Lehne.
    Sie sank hinein und schloß für
eine Sekunde die Augen, während ihr Körper zitterte wie der einer exotischen
Tänzerin in voller Aktion. »Sie müssen etwas dagegen unternehmen«, sagte sie
schwach. »Ich weiß nicht, was da pfeift, aber ich kann nicht in mein Zimmer
zurückkehren, solange ich weiß, es wandert dort irgendwo in der Wand herum und
es kann jeden Augenblick...«
    »Was wir alle brauchen«, sagte
Boris in einer Aufwallung der prächtigen Logik seines Onkels, »ist ein Drink .«
    »Ganz recht«, pflichtete ich
bei. »Holen Sie die Flasche .«
    » Towarischtsch «,
er schüttelte bedächtig den Kopf, »ich dachte, Sie hätten eine ?«
    »Nein«, sagte ich und fügte
hinzu, ohne an die Konsequenzen zu denken: »In Pennys Zimmer ist eine .«
    Ein paar Sekunden lang glotzten
wir einander finster an und sagten dann unisono: »Holen Sie sie !«
    »Sie steht auf dem
Toilettentisch«, sagte Penny heimtückisch. »Holen Sie sie, Larry. Ich brauche
dringend etwas zu trinken .«
    »Ich mache Ihnen einen
Vorschlag, Boris«, sagte ich schnell. »Wir holen beide diese Flasche — wir
beide zusammen !«
    »Nein !« schrie Penny. »Ich will nicht allein hier bleiben !« Sie ließ mir das weibliche Äquivalent eines Benedict-Arnold-Lächelns zukommen.
»Holen Sie sie, Larry, Liebling! Und wenn Sie schon dort sind, können Sie auch
einen Blick in den Geheimgang werfen und sich vergewissern, ob dieses gräßliche pfeifende Ding verschwunden ist .«
    »Und alles Gute, Towarischtsch «, sagte Boris der Verräter sachlich.
»Vergessen Sie nicht, daß wir Sie in Gedanken auf jedem Zentimeter Ihres

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