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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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Sicherheit der
zurückgekehrte Bastard und >er< würde mich erwischen, noch bevor der Tag
anbricht.«
    »Nein«, sagte er entschieden.
»Das würde ich auch nicht glauben .« Sein Gesicht nahm
einen Ausdruck gequälter Melancholie an, während er langsam die Augen schloß.
»>Er<«? flüsterte er.
    »>Er<«, sagte ich, »hat
eine Nase wie ein Jagdhund und wird mich wittern, wo ich mich auch verberge.
Die anderen wollen nicht, daß ich den Schatz finde. Verstehen Sie ?«
    Er öffnete erneut die Augen,
und es lag ein gemarterter Ausdruck in ihnen, als ob »er« ihm irgendwo zwischen
den Schulterblättern säße. »Haben Sie bereits ein Exposé für das Drehbuch
entworfen, Larry ?«
    »Diese Dinge sind wirklich
passiert«, beharrte ich.
    »>Er< ist das Ding, das
während der Arbeit pfeift ?«
    Ich schauderte. »Wenn Sie das
Ding gehört hätten, fänden Sie es gar nicht mehr komisch .«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte
er höflich. »In diesem Gruselschloß ist überhaupt
nichts komisch — nur erschreckend! Ich möchte auch keine Einzelheiten über den
muffigen Keller und Nigel Carltons Leiche hören — aber Sie werden sie mir
wahrscheinlich trotzdem erzählen .«
    Also erzählte ich ihm die
Geschichte von der vergitterten Öffnung, durch die ich in den Keller
hinabgeblickt hatte, und was dort zu sehen gewesen war und wie ich schließlich
in Imogens Zimmer geraten war und wie dann später
endlich — als sie eben Farthingale zur Rede stellen
wollte — ihr Bruder aufgetaucht war und mich in Null Komma nichts als Lügner hingestellt hatte.
    »Woher haben Sie all die
Einzelheiten über >ihn< erfahren ?« Boris schlug
sich entmutigt gegen die Stirn. »Ach so, Sie trafen ja den kleinen Onkel Silas wieder. Nicht?«
    »Auf dem Rückweg hierher«,
sagte ich. »Glauben Sie, daß Nigel Carlton vielleicht wirklich ein Vampir ist!
Ich meine, gleich nachdem ich ihn ausgestreckt auf der Truhe liegen sah, stand
er vielleicht auf und schlug mit den Flügeln und — «
    »-flog ins Dorf hinab, um im
Gasthaus zu übernachten«, sagte Boris und fletschte in einer gräßlichen Grimasse die Zähne. »Nein, Towarischtsch ,
das glaube ich nicht .«
    »Wie groß ist das Bett in Ihrem
Zimmer !« fragte ich beiläufig.
    »Nein !« sagte er heftig.
    »Okay«, sagte ich großmütig.
»Also bleiben wir hier sitzen, bis der Tag anbricht .«
    »Sie scherzen«, sagte er
düster. »Eine weitere Unterhaltung ist unvermeidlich, das weiß ich, aber
irgendwie, irgendwann in dieser Nacht werde ich schlafen — und zwar allein !«
    »Nun«, ich wollte im Augenblick
nicht allzu aufdringlich sein, »Sie sagten, dieses Schloß hier sei Ihnen
ungemütlich. Wie, glauben Sie, ist mir im Augenblick zumute ?«
    »Es bleibt uns eine logische
Erklärung«, sagte er kalt. »Das bedeutet, daß wir weder über den Bastard noch
über die Knittelverse noch über das Porträt, das Ihnen gleicht, noch über
>ihn< oder den angeblichen Onkel Silas , der auf
dem Treppenabsatz wohnt, sprechen werden. — Einverstanden?«
    »Damit wird die Unterhaltung im
Keim erstickt«, brummte ich. »Worüber, zum Kuckuck, sollen wir denn sonst reden ?«
    »Über den muffigen Keller, über
Nigel Carltons Leiche und über den Butler«, sagte er finster. »Wenn ich Sie
beim Wort nehme, daß Sie sie wirklich gesehen haben, dann sind sie auch
Wirklichkeit — unangenehme entnervende Wirklichkeit .«
    »Okay, bleiben wir dabei«,
sagte ich. »Was geschieht nun ?«
    »Ich wende meine erbarmungslose
russische Logik an«, sagte er bescheiden, »geerbt von meinem Onkel, dem
Erzherzog Ferdinand, der der brillanteste militärische Ratgeber war, den der
Zar je hatte .«
    »Was ist denn aus ihm geworden ?«
    »Die Kommunisten gaben ihm ein
Vermögen an Rubeln und eskortierten ihn im Triumph aus dem Land hinaus .«
    Ich starrte ihn an. »Die
Kommunisten?«
    »Sie behaupteten, daß Rußland , wenn mein Onkel nicht Ratgeber des Zaren gewesen
wäre, möglicherweise den Krieg gegen Deutschland gewonnen hätte, und dann wäre
die Revolution unmöglich gewesen«, sagte Boris mit großer Würde. »Wir wollen zu
unserem Problem zurückkehren. Sie haben Carlton tot im Keller liegen sehen, und
kurze Zeit später erschien Hugh Wykes -Jones auf dem
Schauplatz und behauptete, der Vampir verbrächte die Nacht im Dorfwirtshaus ?«
    »Stimmt«, bestätigte ich.
»Aber...«
    »Wenn Sie nicht lügen, Towarischtsch , dann muß er gelogen haben !«
    »He?« Ich blickte ihn mit
offener Bewunderung an. »Das war sehr
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