Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
.« Die verblichenen blauen Augen rollten ein paarmal in
ihren Höhlen, und dann kehrte der leere Ausdruck wieder in sein Gesicht zurück.
»Du mußt dich während der dunklen Stunden verbergen, Bastard. Dann, wenn das
Tageslicht anbricht, kannst du deiner Bestimmung genügen .«
    »Zum Teufel mit Ihnen !« knurrte ich. »Ich werde den Weg in mein Zimmer finden,
und wenn es — äh...«
    »>Er< hat eine Nase wie
ein Jagdhund«, sagte er träumerisch. »Du kannst ihm allein nicht entkommen, es
gibt keine Möglichkeit. >Er< wird deine Spuren riechen, wo immer du dich
zu verstecken suchst. Nein, deine einzige Chance, dich in Sicherheit zu
bringen, liegt bei mir, Bastard .«
    »Ich gehe lieber um fünf Uhr am
Freitagnachmittag die Hollywood-Fernstraße rückwärts entlang, bevor ich mich
Ihnen anvertraue«, fauchte ich. »Also kriechen Sie wieder in die
Holzvertäfelungen zurück, und ich suche den Weg in mein Zimmer !«
    Die Treppe führte hinauf zu
Wänden, die sich öffneten, und zu Pfeifgeräuschen, also wollte ich diesen Weg
auf keinen Fall wieder einschlagen. Damit blieb mir eine Chance fünfzig zu
fünfzig: entweder kam ich über die abwärts führende Treppe zum Ostflügel oder
es war der trübe erhellte Korridor, der vom Absatz aus in gerader Richtung
weiterlief.
    »Wenn du jetzt gehst, kann ich
dir nicht helfen«, sagte der Alte in bedauerndem Ton. »>Er< wird dich
noch vor dem Morgen finden .«
    Ich fand, ich hätte nun bereits
allzu lange diesem verrückten Blödsinn zugehört, und so ging ich den Korridor
entlang, wobei ich mir Vormächte, ich lauschte gar nicht auf ein gespenstisches
Pfeifen hinter mir. Nach etwa dreimaligem rechtwinkligem Abbiegen erkannte ich
plötzlich den Korridor als den Gang wieder, den ich gesehen hatte, als ich aus
Penny Potters Zimmer gekommen war, um in mein eigenes zu gehen. Die
Erleichterung verursachte mir beinahe eine Schwäche in den Knien, und als ich
mein Zimmer öffnete und von Boris und Robert Carlton wie der verlorene Sohn
begrüßt wurde, kam ich mir beinahe wie zu Hause vor, wenn auch nur kurz.
    »Wir haben überall nach Ihnen
gesucht, Towarischtsch «, sagte Boris. »Diese
verdammte Wand war fest geschlossen, und wir konnten sie nicht wieder öffnen.
Was ist geschehen ?«
    »Der Geheimgang führte zu Imogens Zimmer«, sagte ich, die Geschichte
zusammendrängend. »Ich — ich wurde dort eine Weile aufgehalten .« Ich blickte zu Robert Carlton hinüber. »Hugh Wykes -Jones ist eben gekommen, und er hat Ihren Bruder
gesehen. Anscheinend ist Nigel die Atmosphäre hier zuviel geworden, und deshalb verbringt er die Nacht im Dorfgasthaus .«
    »Oh, prima!« Einen Augenblick
lang zitterte seine steife Oberlippe eine Spur. »Vielen, vielen Dank, Baker.
Dann brauchen wir uns also um Nigel keine Sorgen mehr zu machen — und um Sie
auch nicht. Ich glaube, wir sollten jetzt schlafen gehen .« Sein Gesicht erhellte sich wieder. »Schließlich wollen wir am Morgen frisch und
munter sein, nicht wahr ?«
    »Die Außenaufnahmen«, sagte
Boris mit geistesabwesender Stimme. »Die Umrisse der Handlung und so weiter.«
    »Ganz recht !« Carlton strahlte ihn an. »Frisch bei der Arbeit, gleich nach dem Frühstück. Wir
haben veranlaßt, daß alle früh geweckt werden, um sieben Uhr dreißig —
sozusagen mit dem ersten Sonnenstrahl. Ja?« Er öffnete die Tür und ging, nach
wie vor strahlend, rückwärts auf den Korridor hinaus. »Diese geheimen Gänge
haben mich bereits zu ein paar Ideen inspiriert. Wissen Sie? Aber ich behalte
sie bis zum Morgen, wenn wir alle frisch und munter sind, für mich. Ja?«
    Die Tür schloß sich hinter ihm,
und Boris brach in ein kurzes tragisch klingendes Gelächter aus. »Um sieben Uhr
dreißig morgens kann er seine Ideen für die Nachwelt aufsparen! Wenn irgend jemand wagen sollte, mich mitten in der Nacht
aufzuwecken, werde ich ihn stehenden Fußes nach dem englischen Äquivalent für
Sibirien schicken, was, soviel ich gehört habe, ein Ort namens Blackpool ist.«
    »Ich nehme an«, sagte ich
zögernd, »daß Sie mir nicht glauben werden, wenn ich Ihnen erzähle, daß es
irgendwo unter dem Schloß einen muffigen Keller gibt und daß ich gesehen habe,
wie der Butler dort Nigels Leiche wie den Abfall vom gestrigen Tag
herumgeschubst hat ?«
    Boris blickte mich unter
gesenkten Lidern hervor mißtrauisch an. »Nein«, sagte er einfach.
    »Und ich habe Onkel Silas wieder getroffen — den kleinen fetten, kahlköpfigen — , und er hat mir erklärt, ich sei mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher